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Social Media im Arbeitsschutz

Was sind Social Media überhaupt? Der Begriff umfasst digitale Medien und Technologien, mit denen Menschen Inhalte erstellen, teilen und kommentieren können. Der Journalist und Blogger Sascha Lobo fasst dies prägnant in einem Satz zusammen: „Social Media sind Gespräche.“ Tatsächlich kann man sich Social-Media-Kanäle wie runde Tische vorstellen, an denen Menschen zusammenkommen, um zum Beispiel über ein Ereignis zu reden. Wer die „Tischsitten“ kennt – auf Social Media spricht man von Netiquette – kann sich leichter ins Gespräch einklinken. Größere Unternehmen und Institutionen, die auf Social Media aktiv sind, fassen die „Dos and Don´ts“ in der Social Media-Nutzung häufig in Guidelines zusammen. Darin werden Beschäftigte unter anderem auf die Risiken einer Social-Media-Nutzung aufmerksam gemacht.

Beispiele aus der Social-Media-Praxis

Institutionen und Unternehmen aus dem Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie Präventionsfachleute setzen seit einigen Jahren verstärkt auf Social Media. Ein Beispiel ist die Facebook-Seite „Deutschland bewegt Herbert“, mit der die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) jüngere Zielgruppen für mehr Rückengesundheit sensibilisiert. Ein Angebot, das gut ankommt: Mittlerweile haben über 32 600 Personen die Seite „geliked“ (Stand: Mai 2015). Ein anderes Beispiel ist www.oshwiki.eu,eine auf Zusammenarbeit (Kollaboration) ausgerichtete Online-Enzyklopädie der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheit, die im August 2014 an den Start gegangen ist (s. auch „Weitere Infos“). Die Akkreditierungsvorgaben sorgen für Qualitätssicherung: Die Autoren müssen einem anerkannten Berufsverband oder einer wissenschaftlichen Organisation im Bereich Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit angehören. Mittlerweile sind rund 320 Fachbeiträge von über 300 Fachleuten abrufbar (Stand: April 2015). Ein drittes Beispiel bezieht sich auf das Businessnetzwerk XING, das vor allem im deutschsprachigen Raum genutzt wird: Eine einfache Stichwortsuche mit dem Begriff „Fachkraft für Arbeitssicherheit“ fördert über 8500 Einträge zutage (Stand: Mai 2015); hinzukommen zahlreiche Gruppen, in denen über Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit diskutiert wird. Weitere Beispiele sind Arztbewertungsportale wie Jameda: Das „World Wide Wartezimmer“, in dem sich Patienten über ihre Arzterfahrungen austauschen, ist mittlerweile gut gefüllt. Auch Hersteller, zum Beispiel von Persönlicher Schutzausrüstung (PSA) oder Medizinprodukten sind auf Social Media vertreten, unter anderem mit eigenen YouTube-Kanälen, Twitter-Accounts oder Blogs. Nutzerinnen und Nutzer können sich so unter anderem über Produkte informieren sowie über deren Vor- und Nachteile austauschen.

Der Geist ist aus der Flasche

Die ausgewählten Beispiele zeigen: Social Media als „vorübergehenden Trend“ zu bezeichnen, funktioniert nicht. Silvester Siegmann formuliert treffend, dass den klassischen PR- und Medienkanälen ein „Kommunikationsbypass“ gelegt worden sei (Siegmann 2012). Social Media haben sich als neues, schnelles Kommunikationsmittel etabliert, das unabhängig von Ort und Zeit funktioniert. Präventionsfachleute sollten sich aus mehreren Gründen damit auseinandersetzen. So verändern Social Media beispielsweise das Kommunikations-verhalten: Die Digital Natives – also die Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist – kommuniziert anders (s. „Weitere Infos“: Media Entrepreneurs) und stellt auch andere Ansprüche an Unternehmen. Diese Aspekte wirken sich auf die betriebliche Zusammenarbeit und die Prävention aus und müssen auch beim Employer Branding berücksichtigt werden. Hinzukommt, dass Social Media ein generationsübergreifendes Medium sind. Laut Branchenverband BITKOM (2013) nutzen in der Altersgruppe der über 50-Jährigen über die Hälfte aktiv ein soziales Netzwerk. In der Gruppe der 30- bis 49-Jährigen greifen zwei Drittel (64 %) auf mindestens ein soziales Netzwerk zurück. Ein anderes Argument sind Bewertungsplattformen, auf denen Ärzte – auch ohne eigenes Zutun – vertreten sind; eine Löschung des Eintrags kann sich schwierig gestalten (vgl. hierzu BGH, Urteil vom 23. 09. 2014, Az. VI ZR 358/13). Inzwischen nutzen viele Ärzte ihre Einträge ganz gezielt zum Praxismarketing.

Chancen und Risiken

Beim 1. ASU-Präventionskongress 2015 in Stuttgart wurde im Ideen-Treff „Social Media im Arbeitsschutz“ über Chancen und Risiken diskutiert, die mit der Social Media-Nutzung einhergehen. Die Möglichkeit zur Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten wurde als Vorteil, aber auch als Bürde betrachtet: Eine zu hohe Anzahl an XING- oder LinkedIn-Kontakten wurde von einzelnen Teilnehmern als nicht unbedingt erstrebenswert betrachtet. Es wurde dargestellt, dass Social Media auch ein Arbeits-Tool sein kann, beispielsweise bei der Recherche nach Informationen oder als „Türöffner“ für Gespräche über Arbeits- und Gesundheitsschutz. Social Media eignen sich auch zum Reputationsaufbau. Als besondere Risiken wurden neben dem Datenschutz insbesondere das Urheberrecht, aber auch der Zeitverlust sowie gesundheitliche Risiken, die bis zum Suchtverhalten reichen können, genannt. Auch die Gefahr, über die eigenen „digitalen Spuren“ zu stolpern, wurde thematisiert.

Was ist als Empfehlung festzuhalten? Erstens: Wer auf Social Media einsteigen möchte, sollte zu Beginn ein oder zwei Kanäle auswählen, auf denen die relevanten Zielgruppen vertreten sind. Zweitens: Eine Social-Media-Nutzung sollte nicht „nebenbei“ stattfinden. Der „Kategorische Imperativ des digitalen Zeitalters“ fasst diesen As-pekt prägnant zusammen: „Handele stets so, dass Dir die öffentlichen Effekte Deines Handelns langfristig vertretbar erscheinen. Aber rechne damit, dass dies nichts nützt“ (Pörksen u. Detel 2012). Drittens empfiehlt sich eine reflektierte Nutzung nach dem Motto „Going online statt being online“.

Literatur

BITKOM (Hrsg.): Soziale Netzwerke 2013. Eine repräsentative Untersuchung zur Nutzung sozialer Netzwerke im Internet. Berlin: 2013.

Pörksen B, Detel H: Der entfesselte Skandal. Das Ende der Kontrolle im digitalen Zeitalter. 1. Auflage Köln: Halem Verlag, 2012

Siegmann S: Social Media für kleine und mittlere Unternehmen. 1. Aufl. Bochum: DV Verlag, 2012: 42 f.

 

Es geht weiter!
Der 2. ASU-Präventionskongress ist bereits in Planung: Dieser findet am Donnerstag, den 16.06. und Freitag, den 17.06.2016 wiederum in der Filderhalle in Leinfelden-Echterdingen statt. Thematisch wird sich der Kongress erneut mit aktuellen Themen betrieblicher Präventionsarbeit auseinandersetzen und dabei neue Lernformate anbieten.

 

Lesen Sie weitere Beiträge:
Gesundes Führen im Unternehmen (Thema aus dem ASU-Ideentreff)
Neue Arbeitsbedingungen erfordern neue Fähigkeiten (Thema aus dem ASU-Ideentreff)
Kongressbericht 1. ASU-Präventionskongress

 

    Weitere Infos

    Autorin

    Nina Sawodny

    Freie Journalistin

    Niklastorstraße 10

    71672 Marbach am Neckar

    post@nina-sawodny.de