Das belegt nun erstmals eine Studie auf Basis der Daten der für Deutschland repräsentativen Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) am DIW Berlin. Demnach leiden vor allem junge DSL-NutzerInnen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren unter einem die Gesundheit beeinträchtigenden Schlafmangel. Die Studie wurde kürzlich als SOEPpaper Nr. 934 veröffentlicht.
Die SOEP-Daten zeigen, dass Erwachsene im Alter von 18 bis 59 Jahren unter der Woche im Durchschnitt etwa 6,8 Stunden schlafen und am Wochenende 7,9 Stunden. Als gesund gilt aus der Sicht von ExpertInnen eine Schlafdauer von 7 bis 9 Stunden.
Um herauszufinden, wie sich ein DSL-Zugang und die damit verbundene längere Nutzung von digitalen Medien auf den Schlaf auswirkt, analysierten die italienischen Ökonomen Francesco C. Billari, Osea Giuntella und Luca Stella die Angaben von mehr als 24.000 Menschen, die zwischen 2008 und 2012 im Rahmen der Langzeitstudie SOEP immer wieder befragt wurden. Diese beantworteten unter anderem Fragen zu ihrer durchschnittlichen Schlafdauer und ihrer Schlafzufriedenheit. Darüber hinaus machten Sie Angaben, ob sie einen DSL-Anschluss hatten oder nicht. Außerdem werteten die Forscher Daten des German Time Use Survey aus, einer Zeitverwendungserhebung des Statististischen Bundesamts, für die 5587 Menschen in 10-minütigen Intervallen ihre Aktivitäten im Verlauf eines Tages protokolliert hatten.
Das Ergebnis der Studie zeigt: DSL-NutzerInnen schlafen im Durchschnitt 25 Minuten pro Nacht weniger als Menschen ohne DSL-Anschluss. Und sie empfinden ihren Schlaf signifikant häufiger als unzureichend und weniger zufriedenstellend als andere. „Besonders der Schlaf jüngerer Menschen unter 30 Jahren, die einen DSL-Anschluss nutzen, ist gefährdet“, sagt der Ökonom Luca Stella von der Bocconi-Universität in Mailand, einer der Autoren. Im Durchschnitt würden die 18 bis 30-Jährigen 70 Minuten weniger als Gleichaltrigen ohne DSL-Zugang schlafen. „Außerdem steigt die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, dass sie in der SOEP-Befragung angeben, an Schlafmangel zu leiden, um etwa 40 Prozent“, sagt Luca Stella. DSL-NutzerInnen zwischen 30 und 59 Jahren rauben vor allem PC und Smartphone den Schlaf. Wenn sie diese Geräte vor dem Schlafengehen eine halbe Stunde lang nutzen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie höchstens 6 Stunden Schlaf abbekommen - und damit weniger als ExpertInnen empfehlen - um 30 Prozent.
Für eine Bevölkerungsgruppe liefert die Studie gute Nachrichten: Der Schlaf von Menschen, die morgens nicht früh aufstehen müssen, wird durch die Mediennutzung zu später Stunde nicht beeinträchtigt. Sie können den fehlenden Schlaf vom Vorabend durch Ausschlafen am nächsten Morgen ausreichend kompensieren.
Insgesamt betrachtet wünschen sich die Autoren eine bessere Aufklärung darüber, wie die Nutzung digitaler Medien zu später Stunde den Schlaf und damit die Gesundheit von Menschen beeinträchtigen kann.