Am 01. 12. 2001 gründete das Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der Medizinischen Fakultät Dresden (IPAS) das Zentrum für Arbeit und Gesundheit Sachsen (ZAGS) an der Gesellschaft für Wissens- und Technologietransfer GmbH der Technischen Universität Dresden (GWT-TUD GmbH). Motivation hierbei war es, die Verbindung zwischen Hochschularbeitsmedizin und betriebsärztlicher Praxis zu intensivieren, die Weiterbildung für Ärzte zu qualifizieren und Personalstabilität auch in einer Hochschuleinrichtung zu realisieren. Zielstellung war und ist, Praxisfelder für die Forschung und für die Überführung von For-schungsergebnissen aufzubauen. Das Motto des Zentrums – prävention für morgen – gilt für die Schwerpunkte der Forschung, die Ausrichtung der betriebsärztlichen Betreuung und die vielfältigen Aktivitäten zur individuellen Gesundheitsförderung und -erhaltung.
Die Prävention immer im Blick
Auf der Grundlage der engen unbürokratischen Kooperation zwischen IPAS und dem ZAGS standen grundlegende Fragen der zukunftsorientierten Prävention sowie der Qualität und Effektivität präventiven Handelns unter besonderer Betrachtung der betriebsärztlichen Betreuung im interdisziplinären Kontext der Forschung, darunter Themen wie:
- „Effektivität und Effizienz der betriebsärztlichen Betreuung in Klein- und Mittelbetrieben“ mit Systemkonzept Köln (Förderung BAuA, 2000–2002),
- „Prävention durch Früherkennung eines metabolischen Syndroms und Zahnerkrankungen bei Betriebsangehörigen“ mit Internisten, Zahnärzten und Informatikern (BMBF, 2005–2008),
- „Ökonomischer Arbeitsschutz durch Benchmarking“ mit Betriebswirtschaft, Soziologie, Arbeitswissenschaft (BMBF, 2006–2008),
- „Qualität in der Prävention – betriebsärztliche Betreuung“ mit Psychologen und Arbeitswissenschaftlern (DGUV, 2005–2009),
- das „Netzwerk Arbeitsforschung in der neuen Arbeitswelt“ mit Arbeitswissen-schaftlern, Psychologen und Maschinenbauern als Forschungs- sowie Qualifizierungsmodell Dresden (BMBF, 2002–2005).
Nutzen dieser Forschungsergebnisse hatten die Betriebe, die durch ZAGS und die Kooperationspartner betreut und beraten wurden, aber auch die Kontinuität der Forschung. Lotse in der Forschung und zur Praxis war die Arbeitsmedizin.
Forschung macht Schule
Ebenfalls auf der Forschung aufbauend, wurde ein Kompetenzzentrum zur betriebsärztlichen Betreuung von Lehrberufen 2006 gegründet. Die darin realisierte Betreuung der Schulen war eine Grundlage für die Forschungsprojekte „Lange Lehren“ mit Psychologen, verschiedenen Betriebsärzten, Psychiatern, Soziologen bundesweit (BMBF, 2004–2008) und das BMBF-Projekt „Primärprävention in der Interaktion zwischen Schülern und Lehrern im Setting Berufsschule mit Schwerpunkt psychische Beeinträchtigung“ mit Psychologen. Aufbauend auf diese Forschungsergebnisse wurde das Arbeitsmedizinisch-psychologische Dresdner Modell zur betriebsärztlichen Betreuung der Lehrkräfte entwickelt. Einmalig in Deutschland werden Gefährdungsbeurteilungen unter Einbeziehung der psychischen Belastung in allen Schulen Sachsens vor Ort durchgeführt und allen Lehrern eine arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung mit Erfassung psychischer Belastung und Beanspruchung (Burnout, Aufwand-Nutzen-Verhältnis, Arbeitszufrie-denheit, Erholungsfähigkeit) neben der Einschätzung des Herz-Kreislauf-Risikos mit Blutuntersuchung angeboten. Damit wird eine hervorragende Grundlage für eine fundierte Forschung zu Einflüssen und zur Entwicklung der Gesundheit und Arbeitsfähigkeit einer so wesentlichen Berufsgruppe, wie Lehrer geschaffen. Eine sachliche Information auf der Grundlage tatsächlicher wissenschaftlicher Erkenntnisse wird gerade in dem zukunftsbestimmenden Feld der psychischen Belastung und der Entwicklung der psychischen Gesundheit entscheidend für die Prävention werden. Grundlegende Vorrausetzung dafür ist die enge Verbindung zwischen Praxis und Wissenschaft mit der Lotsenfunktion der Arbeitsmedizin.
Ein Lehrstück des partner-schaftlichen Zusammenspiels
Alle Forschungsprojekte von IPAS in Ko-operation mit ZAGS wurden interdisziplinär realisiert. Auch betriebsärztliche Tätigkeit von heute und insbesondere von morgen ist nur interdisziplinär realisierbar. Dabei kommt im Verständnis des ZAGS dem Betriebsarzt in der betrieblichen Realität die entscheidende inhaltliche und organisatorische Lotsenfunktion zu. Nicht nur der Patient, sondern auch das Arbeits- und Gesundheitsschutzsystem verlangen eine ganzheitliche Herangehensweise. Deshalb realisiert das ZAGS seine betriebsärztlichen Aufgaben in enger Kooperation mit unterschiedlichsten Partnern, mit der psychologischen Arbeitsgruppe "Wissen, Denken, Handeln" der TU Dresden unter Leitung von Prof. Hacker, der Ernährungsberatung und Therapie des Studienzentrums Metabolisches Syndrom von Prof. Hanefeld, dem Dresdner Rückenzentrum, verschiedenen Einrichtungen der Sicherheitsfachkräfte, der individuellen Vitalitätsdiagnostik und Beratung des IPAS, dem EPIDAURUS-Institut zur individuellen Diagnostik und zum Angebot von Manager-Check-ups sowie unterschiedlichen wissenschaftlichen Einrichtungen.
Eigenständigkeit der Mitarbeiter und Vertrauen in die Mitarbeiter bestimmen die Qualität, Wirksamkeit und Kosteneffekti-vität unseres betriebsärztlichen Handelns. Prävention von morgen durch und im Rahmen betriebsärztlichen Handelns wird interdisziplinär sein und sein müssen. Grundlage dafür ist die wertschätzende Kooperation der Partner, denn das Kompetenzgerangel geht zu Lasten von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Auch die Kooperation zwischen den Aktivitäten der unterschiedlichen Sozialversicherungssysteme und der unterschiedlichen medizinischen Fachrichtungen ist unabdingbar. In diese Richtung hat sich das ZAGS in den letzten Jahren Schritt für Schritt entwickelt. Reserven gibt es noch eine ganze Menge.
Weitere Infos
Homepage des Zentrums für Arbeit und Gesundheit Sachsen
Autor
Univ.-Prof. em. Dr. med. Klaus Scheuch
Zentrum für Arbeit und Gesundheit Sachsen (ZAGS)
Kompetenzzentrum für Lehrberufe
GWT-TUD GmbH
Fiedlerstraße 4 – 01307 Dresden