Getrieben zu sein, ist eine Erfahrung, die heut-zutage viele Menschen teilen. Immer schneller, immer mehr in immer kürzerer Zeit. Darauf nimmt der Philosoph und Vordenker der digitalen Zukunft Rafael Ball in seiner Publikation „Die pausenlose Gesellschaft“ Bezug.
Ball prägt den Begriff „Zeitalter der digitalen Information und Kommunikation (ZdIK)“. Seine grundsätzlich positive Sicht auf die neue Technik belegt er mit der Chance, ein neues Zeitverständnis zu entwickeln und aus der Beschleunigungsspirale auszusteigen.
Ball vergleicht den derzeitigen Umbruch mit dem Beginn der Neuzeit um 1500, als der Buchdruck zu einer vollständig neuen Kommunikationsstruktur führte. Auch der derzeitige Wandel habe tiefgreifende Änderungen des Lebens zur Folge. Er nennt unter anderem das Verschwinden jeglicher „fremder“ Rhythmisierung. Beispielsweise erinnere kein Sendeschluss mehr an das Abschalten des Fernsehers. Die Medienwelt benötige neue Auftritte, es reiche nicht, Bücher als eBooks zu präsentieren. Als Leiter der Universitätsbibliothek Regensburg beschäftigen ihn besonders die neuen Möglichkeiten der Archivierung und des Aufbaus von Bibliotheken im digitalen Netz angesichts von „Big Data“, der sich ständig verändernden riesigen Daten-mengen.
Durch viele Fachtermini wie „digitale Permanenz“, „Internet der Dinge“ oder „ubiquitous computing“ ist das Buch nicht leicht zu lesen. Die Beschäftigung mit dem Zeitverständnis in Mittelalter und Moderne setzt philosophisches Interesse voraus. Für diejenigen Leser, die bereit sind sich auf Gedankenexperimente einzulassen, bietet das Buch jedoch viele ungewöhnliche und über den gewohnten Blickwinkel herausführende Gedanken, die einen möglichen Ausweg aus der Schnelllebigkeit der Moderne aufzeigen.