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Rezension

Jutta Kindel, Hamburg

Mobbing ist eine konfliktbelastete Kommu-nikation am Arbeitsplatz, bei der eine oder mehrere Personen über längere Zeit am Arbeitsplatz von Kollegen, Vorgesetzten oder Untergegeben schikaniert, belästigt, drangsaliert oder ausgegrenzt werden mit der Absicht, sie vom Arbeitsplatz zu vertreiben. Es handelt sich um systematische Angriffe auf die psychische Stabilität und die soziale Geltung der Zielperson. Diese wird einer ihre Psyche zermürbenden und ihre Persönlichkeit entwürdigenden Behandlung ausgesetzt. Die Folge sind oft psychische und psychosomatische Gesundheitsstörungen wie Depressionen, Ängste sowie Schlaf- und Verdauungsstörungen.

Der Begriff „Mobbing“ hat sich seit Anfang der 90ziger Jahre schnell in Deutschland verbreitet, um die Jahrtausendwende erschienen zahlreiche Publikationen. Der Medizinjournalist Markus Dietl schließt jetzt mit seiner Publikation an diese Veröffentlichungen an. Er schildert als gelernter Pfleger aus eigener Kenntnis zum Teil erschreckende Situationen in Pflegeheimen und Einrichtungen für behinderte Menschen für Mitarbeiter und Bewohner und führt dies auf Mobbing zurück.

Dabei führt er kompetent in die Theorie ein und setzt sich mit allen gängigen Mobbing- Definitionen auseinander. Anhand zahlreicher Praxisbeispiele analysiert er typische Situationen.

Besonders ausführlich beschäftigt er sich mit dem „strukturellen“ Mobbing in Heimen. Ursachen sieht Dietl in einer unzureichenden finanziellen Ausstattung, in einer überhand nehmenden Bürokratie, in hierarischen und autoritären Systemen. Die Folge sei die unzureichende Betreuung der Bewohner, die häufig ohne Ansprache stundenlang in ihren Zimmern säßen und kein Selbstbestimmungs-recht hätten, sondern sich den starren Vor-gaben des jeweiligen Heimes beugen müssten.

Als Ursache sieht Dietl die Art und Weise des miteinander Kommunizierens an. Ein Lösungsansatz ist für ihn die „gewaltfreie Kommunikation“ nach M. Rosenberg. Gelungene Kommunikation und dauerhaft friedliche Be-ziehungen gelängen nur bei echtem zwischen-menschlichem Kontakt. Dafür schildert er anschaulich viele Gesprächssituationen.

Kritsch ist anzumerken, dass Dietl der Gefahr unterliegt, den negativ belasteten Begriff inflationär zu verwenden, auch wenn er versucht, normale Konflikte von Mobbing abzugrenzen.

Das gut lesbare Buch ist allen zu empfehlen, die für alte, pflegebedürftige oder sozial benachteiligte Menschen direkt in der Verantwortung stehen sowie für Führungskräfte und Heimleitungen. Auch Betriebsärzte, die diese Einrichtungen betreuen, können von der Lektüre profitieren.

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