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Rezensionen

J. Kindel, Hamburg

Der demografische Wandel ist nicht länger ein fernes Zukunftsszenario, er bestimmt bereits die Gegenwart. Wirtschaft, Staat und Gesellschaft beginnen, sich den Herausforderungen zu stellen. Unterstützung bietet das vorliegende umfangreiche Kompendium zur „Leistungsfähigkeit im Betrieb“ an. Die Autoren, überwiegend beim Institut für Arbeitswissenschaft in Köln (ifaa) beschäftigt, verfügen über ein breites Praxiswissen aus der Beratung von Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie bei der Gestaltung neuer Arbeitswelten zur Bewältigung des demografischen Wandels.

„Demografiefest sein“ – das bedeute für Unternehmen in Deutschland, dem harten globalen Wandel standzuhalten mit einer älter werdenden Belegschaft, so Prof. Dr.-Ing. Sascha Stowasser, Direktor des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. (ifaa), Düsseldorf, in seinen einleitenden Worten. Man brauche leistungsfähige, qualifizierte und motivierte Beschäftigte, die fähig seien, innovative Produkte zu entwickeln und so die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken.

Grundsätzlich wichtig ist den Autoren der Unterschied zwischen einer alters- und einer alternsgerechten Arbeitsgestaltung. Während letztere den gesamten Prozess des Älterwerdens über den kompletten Erwerbsverlauf in den Blick nimmt, sind altersgerechte Maßnahmen auf eine bestimmte Altersgruppe ausgerichtet.

Das Kompendium ist in drei Teilen gegliedert. Teil I beginnt mit Ausführungen zur demografischen Situation in Deutschland. Hier werden dem Leser grundlegende Begriffe erklärt, wie beispielsweise der Unterschied zwischen Leistungs-, Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit. Konsequent wird der Blickwinkel auf die vorhandenen Fähigkeiten der Mitarbeiter gerichtet. Voraussetzung dafür ist ein Wechsel: weg von der Defizitbetrachtung des Alters hin zu einem Kompetenzmodell. Es wird dargestellt, wie die Leistungsfähigkeit positiv mit Maßnahmen der individuellen und betrieblichen Gesundheitsförderung und Arbeitsgestaltung beeinflusst werden kann.

Teil II des Kompendiums stellt ein mögliches Vorgehensmodell im Betrieb vor: von der demografischen Analyse (zusammengesetzt aus betrieblicher Altersstrukturanalyse, regionaler Standortanalyse und Qualifikationsbedarfsanalyse) zum strukturierten Handlungskonzept.

Teil III benennt wichtige Handlungsfelder, wie zum Beispiel die „Personalpolitik realisieren“, „Arbeit gestalten“, „Unternehmenskultur und Führung optimieren“, „Gesundheit aktiv gestalten“, und „Wissenstransfer / lebens-langes Lernen“. Gestaltungsmöglichkeiten sehen die Autoren vor allem bei der Arbeitszeit.

Jeder Abschnitt gibt einen Überblick über die derzeitige Situation und wichtige gesetzliche Regelungen, abgerundet durch ein umfangreiches Literaturverzeichnis sowie Hinweise auf Netzwerke und Datenbanken, die auch bezüglich ihres Praxiswertes kommentiert werden. Zahlreiche anschauliche Beispiele aus der Praxis ermuntern jeden Leser, für „sein“ Unternehmen nach einem geeigneten Lösungsweg zu suchen.

Das Kompendium „Leistungsfähigkeit im Betrieb“ wendet sich an Unternehmensleitungen und Führungskräfte, aber auch an alle anderen im betrieblichen Arbeitsschutz tätige Akteure mit einer Fülle an Informationen, Praxisbeispielen und Literaturtipps. Es ist damit ein Standardwerk für alle, die ihr Unternehmen „demografiefest“ machen wollen.

Kritisch anzumerken ist, dass die gesetzlich vorgeschriebene Tätigkeit der Betriebsärzte weder im Kapitel „Arbeitsschutz“ noch bei der Abhandlung des Betrieblichen Eingliederungsmanagements erwähnt wird. Bedauerlicherweise findet die hohe Beratungskompetenz der Arbeitsmediziner keinerlei Berücksichtigung.

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