Das jetzt bereits in 5. überarbeiteter Auflage vorgelegte Leitlinienkompendium versteht sich als fortlaufender Prozess und „Übersetzungshilfe“ von evidenzbasierter Medizin in die ärztliche Primärversorgung. Für die aktuelle Ausgabe hat ein interdisziplinäres österreichisches Autorenteam unter Federführung der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (ÖGAM) alle alten Guidelines geprüft und aktualisiert, wobei sich in der Herausgeberschaft Änderungen ergeben haben: so ist Erwin Rebhandl, langjähriger Präsident der ÖGAM, ausgeschieden und Andreas Sönnichsen (früher Salzburg) ist seit 11/2012 Lehrstuhlinhaber für Allgemein- und Familienmedizin an der Universität Witten/Herdecke.
Inhaltlich besticht auch die neueste Auflage durch exzellente Qualität. In 44 Kapiteln werden die wichtigsten Krankheitsbilder und Symptome aus verschiedenen medizinischen Fachgebieten dargestellt sowie diagnostische Methoden und interventionelle Maßnahmen nach vier unterschiedlichen Evidenzstufen bewertet (von Grad A = hoch bis D = sehr niedrig). Aus Public-Health-Perspektive erfreulich ist, dass auch wichtige Themen aus Arbeitsmedizin (z. B. Pneumokoniosen, berufliche Infektionsrisiken, Lärm, Sucht, Burnout), Rechtsmedizin oder Umweltmedizin Eingang gefunden haben. Mittels eines beiliegenden Aktivierungscodes ist zudem ein Online-Zugang zu den laufend aktualisierten elektronischen Guidelines möglich, mit dem zahlreiche Informationen, die aus Platzgründen nicht ins Buch aufgenommen werden konnten, abrufbar sind. So können Fragestellungen auch unmittelbar im Zuge der Konsultation geklärt werden.
Fazit: Die komprimierte Darstellung des gesamten Fachwissens der primärärztlichen Grundversorgung auf der Grundlage gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse ist auf dem Büchermarkt einzigartig und jeden Euro wert. Aus Sicht des Rezensenten ist das Werk nicht nur für hausärztlich tätige Kollegen unverzichtbar, sondern kann auch als schnelle und seriöse Informationsquelle für Betriebsärzte und Gutachter sehr nützlich sein.