Die Ergebnisse des jährlichen Pflegethermometers des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e. V. zeigen, wie sich in den letzten Jahren die Bedingungen in der beruflichen Pflege verschlechtert haben. Hieraus resultiert ein hohes berufsbedingtes Erkrankungsrisiko. Laut Gesundheitsreport 2019 der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) sind Pflegende überdurchschnittlich stark von Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychischen Erkrankungen betroffen. „Die ungenügenden Arbeitsbedingungen führen dazu, dass immer mehr Pflegende in die Leiharbeit wechseln. Denn in der Leiharbeit werden Pflegenden wenigstens ein verlässlicher Dienstplan und eine angemessene Bezahlung geboten, was offenkundig in dieser Form in einem festen Beschäftigungsverhältnis seltener der Fall ist“, sagt Dr. Martin Dichter, Vorsitzender des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberuf (DBfK) Nordwest. Aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen, dass die Anzahl von Pflegenden, die bei Leiharbeitsunternehmen beschäftigt waren, von 20.000 im Jahr 2014 auf 34.000 im Jahr 2018 angestiegen ist.
Daneben hat die Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit aus Dezember 2018 offengelegt, dass eine gemeldete Stelle für eine Pflegefachperson in der Altenpflege im Durchschnitt 183 Tage und für eine Pflegefachperson in der Gesundheits- und Krankenpflege 154 Tage unbesetzt bleibt. Längst überfällig sind also wirksame Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität der beruflichen Pflege. Laut Dichter zählen hierzu: „Tarifverträge, die zu gesunden Arbeitsbedingungen und einer leistungs- sowie verantwortungsgerechten Vergütung führen, verlässliche Dienstpläne, eine konsequente Umsetzung der neuen generalistischen Pflegeausbildung und eine stärkere Autonomie der beruflich Pflegenden durch Pflegeberufekammern in jedem Bundesland.“
Genau diese wichtigen Maßnahmen werden jedoch vom bpa maßgeblich und bewusst verwässert oder ganz verhindert. Das Motto des bpa scheint „Hauptsache billig und weiter so“ zu sein. Die Konsequenzen für beruflich Pflegende und Menschen mit Pflegebedarf scheinen hierbei keine Rolle zu spielen. „Eine hochwertige personenzentrierte Pflege kann nur gelingen, wenn diese von qualifiziertem Personal in ausreichender Anzahl durchgeführt wird. Die aktuell geltende Fachkraftquote von 50 % in der stationären Altenpflege kann hier nur eine Untergrenze sein“, sagt Dichter. Der DBfK Nordwest fordert daher ausdrücklich den bpa und alle Entscheider im Gesundheitswesen auf, die Rahmenbedingungen für eine gute Qualität der Versorgung und gesunde Arbeitsbedingungen herzustellen und nicht länger zu torpedieren.
Quelle: Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest e.V.