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Persönliche Erinnerungen eines ehemaligen Schülers

Das nachhaltige Wirken von Professor Szadkowski

Berufliche Vita

Dieter Szadkowski wurde 1933 in Breslau geboren. Er studierte von 1953 bis 1958 Medizin an der Universität zu Köln und arbeitete nach dem Staatsexamen und der Medizinalassistentenzeit als Assistenzarzt an der dortigen medizinischen Universitätsklinik. Am 30.5.1963 promovierte er in Köln zum Dr. med. mit der Inaugural-Dissertation „Über die derzeitigen technischen Möglichkeiten der kontinuierlichen Pulsfrequenzregistrierung für klinische Untersuchungen in Ruhe und unter Arbeitsbelastung“.

Noch im selben Jahr wandte sich Dr. Szadkowski der Arbeitsmedizin zu, zunächst als Oberarzt der Klinik für Berufskrankheiten in Bad Reichenhall, vier Jahre später als Assistent von Prof. Dr. Valentin in Erlangen. Von dort folgte er 1971 Prof. Dr. Lehnert als zukünftiger Leitender Oberarzt des Zentralinstituts für Arbeitsmedizin nach Hamburg. Am 21.6.1972 habilitierte der Fachbereich Medizin der Universität Hamburg Herrn Dr. med. Szadkowski als Privatdozenten und erteilte ihm die venia legendi für das Fach Arbeitsmedizin. Das Thema der Habilitationsschrift lautete: „Cadmium – eine ökologische Noxe am Arbeitsplatz“. Am 29.1.1974 wurde er zum C3-Professor und am 1.4.1995 zum Ordinarius für Arbeitsmedizin der Universität Hamburg und gleichzeitig zum Direktor des Zentralinstituts für Arbeitsmedizin ernannt.

Mit dem Wechsel von Prof. Dr. Lehnert nach Erlangen strukturierte die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales das Zentralinstitut neu und ordnete ihr mit dem 1.1.1990 die bisherige Arbeitsgruppe Schifffahrtsmedizin des Bernhard-Nocht-Instituts als Abteilung Schifffahrtsmedizin/Ergonomie zu. Diese Zuordnung wurde 1997 aufgegeben und die Existenz des Zentralinstituts als wissenschaftliches Forschungsinstitut grundsätzlich in Frage gestellt. Durch den unermüdlichen Einsatz von Prof. Dr. Szadkowski und neue politische Weichenstellungen im Senat gelang es jedoch, das Zentralinstitut für Arbeitsmedizin zu erhalten. Herr Prof. Dr. Szadkowski konnte seinen Nachfolgern Prof. Dr. Xaver Baur und später Prof. Dr. Volker Harth ein wissenschaftlich wohl bestelltes Haus übergeben.

Unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Szadkowski wurden die Schwerpunkte des Instituts weiter ausgebaut, vor allem aber Feldstudien zu aktuellen Fragen der Arbeitsmedizin intensiviert. Zu erwähnen sind u.a. Untersuchungen bei Kfz-Abgas-exponierten Zollgrenzbeamten, asbestbelasteten Seeleuten, Studien in der Halbleiterindustrie, bei Edelsteinschleifern, Elbschlick-exponierten Hafenarbeitern, Hüttenarbeitern in der Aluminiumindustrie sowie Untersuchungen zur Beanspruchung durch psychomentale Belastungen. Einen weiteren Forschungsschwerpunkt bildeten epidemiologische Studien, so z. B. später auch „meine“ Projekte zum Zusammenhang von Kühlschmiermitteln und Blasenkrebs sowie zu Atemwegserkrankungen bei Landwirten. Die Ordinarien für Arbeitsmedizin der Universität Hamburg und Direktoren des Zentralinstituts für Arbeitsmedizin Prof. Dr. Lehnert und Prof. Dr. Szadkowski haben das Institut zu einer führenden wissenschaftlichen Institution in der Arbeitsmedizin gemacht.

Meine Eindrücke als sein Schüler

Von 1993 bis 1998 durfte ich unter Herrn Prof. Dr. Szadkowski arbeiten. Ich war beeindruckt von seinem enormen Wissen. Als Chef verstand er es, mich gütig und zielorientiert nicht nur anzuleiten, sondern auch zu fordern. Er ahnte stets, was als nächstes passieren könnte und verhinderte so manche kleine oder größere Katastrophen – auf Kongressen, in Forschungsprojekten, aber natürlich auch und vorrangig in der Institutsleitung in schwierigen und damals durchaus existenziell bedrohlichen Zeiten. Ab und zu nahm er mich beiseite, insbesondere dann, wenn – wie er es ausdrückte – „mein Mundwerk wieder schneller als mein Hirn funktioniert“ hatte. Er lehrte mich Akribie und stundenlange Ausdauer, wenn es galt, Arbeitsanamnesen minutiös zu rekonstruieren. In der Gutachtertätoigkeit stand neben dieser Sorgfalt und Genauigkeit die im Kern immer ärztliche Haltung stets im Vordergrund. Prof. Szadkowski ist keiner „Schule“ zuzuordnen, denn er suchte stets die naturwissenschaftlich-medizinisch richtig(st)e Bewertung im konkreten Einzelfall.

Kam er von seinen vielen Dienstreisen zurück, türmten sich die Aktenberge – damals kam das Mailen erst in Mode – oft so hoch auf seinem Schreibtisch, so dass er dahinter kaum oder auch gar nicht zu sehen war. Nur die Tatsache, dass Frau Schütt, die liebenswürdige und talentierte langjährige Direktionsassistentin, gegen Mittag ein dünn belegtes Käsebrot in sein Zimmer brachte, deutete darauf hin, dass der Ordinarius wohl da war und arbeitete. Herr Szadkowski hatte immer Zeit für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, hörte zu, gab Rat, telefonierte, um Fehler der Mitarbeiter wieder auszugleichen.

Herr Prof. Szadkowski unterstützte meine Habilitation und meine Bewerbungen. Als wäre die Arbeitsmedizin nicht schon komplex genug, ermunterte er mich, das Zertifikat Epidemiologie der (späteren) Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie zu erwerben, was mir den Zugang zu einer ganz neuen Welt eröffnete und die Tür zu vielen Studienfragestellungen aufstieß. So durfte ich ihn als Lehrer, Mentor, kritischen Anleiter erleben. Zudem konnte er auch spitzzüngig sein, dies war aber auch immer mit einem hintergründigen Humor vergesellschaftet.

Weiteres Engagement

Herr Prof. Szadkowski engagierte sich über Jahrzehnte im Vorstand für die Belange unserer wissenschaftlichen Fachgesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM). Er diente ihr zwei Wahlperioden als Präsident und drei Wahlperioden als Vizepräsident. Er richtete drei Jahrestagungen der DGAUM aus.

Außerdem war er in zahlreichen Gremien tätig, so im Ausschuss Arbeitsmedizin der Bundesärztekammer, im Ausschuss Arbeitsmedizin des seinerzeitigen HVBG (der heutigen DGUV), und war über Jahre Delegierter der DGAUM bei der AWMF, Mitglied des Ärztlichen Sachverständigenbeirats Berufskrankheiten beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie im entsprechenden Ausschuss der EU in Luxemburg. Er stand dem ZEBWIS-Ausschuss des HVBG zur medizinisch-wissenschaftlichen Aufarbeitung der Wismut-Hinterlassenschaft der DDR zur Verfügung. Lange war Prof. Szadkowski Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift ASU.

Nach seiner Emeritierung widmete sich Herr Szadkowski in mehrjährigen Gesprächen einer arbeitsmedizinischen Bestandsaufnahme, die in einer Denkschrift „Arbeitsmedizin – Mut zum Wandel“ mündete und die immer noch nachgefragt wird. Er gab viele Seminare für die BG ETEM und immer war er gut gelaunt auf den arbeitsmedizinischen Jahrestagungen präsent. Ich freue mich noch heute, dass ich das wissenschaftliche Geburtstagssymposium zur Vollendung seines 80. Lebensjahres mit vielen aus der ganzen Republik angereisten Gästen in München ausrichten durfte.

Technisch interessiert und begabt, widmete sich Herr Szadkowski noch in den letzten Jahren seinen Hobbies – der Fotografie und dem Segeln, Letzteres mit seiner lieben Ehefrau, der Kinderärztin Dr. Elsbeth Szadkowski. Herr Szadkowski folgte seiner Ehefrau wenige Wochen nach ihrem Abschied nach. Die deutsche Arbeitsmedizin und Umweltmedizin wird Herrn Szadkowski stets ein ehrendes Andenken bewahren.

    Autor

    Prof. Dr. med. Dennis Nowak

    Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin

    Klinikum der Universität München

    Ziemssenstraße 1

    80336 München, 8.11.2018

    arbmed.klinikum.uni-muenchen.de

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