Laudatio zu Ehren der Vollendung des 80. Lebensjahres von Herrn Prof. Dr. med. Dieter Szadkowski
Vor knapp 40 Jahren begegnete ich meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Szadkowski, zum ersten Mal, auf der Suche nach einer Doktorarbeit bei dem damaligen Leiter des Zentralinstituts für Arbeitsmedizin der Freien und Hansestadt Hamburg, Herrn Prof. Lehnert. Herr Szadkowski war Leitender Oberarzt und für die Ausbildung der Doktoranden und Mitarbeiter zuständig. Bei ihm erlernte ich das Handwerk der Statistik, damals noch ohne Computer- oder Großrechnerhilfe. Manche Datei wurde sogar noch per Hand auf Bögen, groß wie eine chinesische Wandzeitung ausgerechnet. Addieren und Subtrahieren konnten wir damals noch. So wie Herr Szadkowski zunächst mein Statistiklehrer war, brachte er mir später, als ich im Institut eine Festanstellung hatte, die Formalien der Begutachtung bei und ließ mich an seinem umfassenden medizinisch-ärztlichen Wissen teilhaben. Ich betone den ärztlichen Teil besonders, weil Herr Szadkowski, wie wenige andere Arbeitsmediziner, nicht nur firm auf dem gesamten Gebiet der Inneren Medizin war, sondern auch und besonders als Arzt für die Kümmernisse der Institutsangehörigen zur Verfügung stand. Er half, bei aller ihm eigenen Bescheidenheit, wo er konnte, förderte die Weiterbildung und stand uns bei, wenn wir auf den damals zum Teil sehr bissigen Kongressen der DGAUM zitternd vor der Meute auf dem Podium standen. Er ließ seine Leute nie im Stich. Der große gesellschaftliche Auftritt lag ihm nicht besonders, wenn es denn aber sein musste, erwies er sich als charmanter Plauderer, oft mit hintersinnigem Humor gepaart, und stets höflich und zuvorkommend.
Professor Szadkowski wurde am 21. Juni 1933 in Breslau geboren und gelangte über Stationen in Köln (Abitur, Studium), Bad Reichenhall (Oberarzt an der Klinik für Berufskrankheiten) und Erlangen (Arbeitsmedizin bei Prof. Valentin) 1971 nach Hamburg an das neu gegründete Zentralinstitut für Arbeitsmedizin. Hier habilitierte er sich („Cadmium, eine ökologische Noxe am Arbeitsplatz“) und wurde 1974 zum C3-Professor und 1995 zum Ordinarius für Arbeitsmedizin der Universität Hamburg ernannt. Bei seiner Emeritierung im Jahre 2000 konnte er seinem Nachfolger ein wohl bestelltes Institut übergeben.
Herr Szadkowski befruchtete nicht nur die Hamburger, sondern die gesamte deutsche Arbeitsmedizin, wirkte dabei häufig konstruktiv im Hintergrund und schuf sich im Laufe der Zeit viele Freunde und, politisch korrekt gesagt, auch Freundinnen. Über Jahrzehnte engagierte er sich im Vorstand der DGAUM für die Belange unserer wissenschaftlichen Fachgesellschaft, davon zwei Wahlperioden als Präsident, drei Wahlperioden als Vizepräsident. Er richtete drei Jahrestagungen der DGAUM aus (zweimal in Hamburg, einmal in Kiel). Er agierte als Mitglied im Ausschuss Arbeitsmedizin der Bundesärztekammer, im Ausschuss Arbeitsmedizin des HVBG (wie die heutige DGUV damals hieß), war über Jahre Delegierter der DGAUM bei der AWMF, Mitglied des Berufskrankheiten-Ausschusses beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie im gleichnamigen Ausschuss der EU in Luxemburg und nicht zuletzt im ZEBWIS-Ausschuss des HVBG zur Abwicklung der Wismut-Hinterlassenschaft der DDR. Weiterhin blieb er lange Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der ASU. Nach seiner Emeritierung führte er auf Anregung des Vorstands der DGAUM und mit Förderung durch die Liselotte und Dr. Karl-Otto Winkler-Stiftung über mehrere Jahre intensive Gespräche mit zahlreichen Arbeitsmedizinern, Wissenschaftlern wie Betriebsärzten, und fasste deren Gedanken zur Zukunft der Arbeitsmedizin und ihrer Gestaltung in Form einer Denkschrift mit dem Titel „Arbeitsmedizin – Mut zum Wandel“ zusammen; eine Denkschrift, die auch jetzt noch immer wieder Interesse findet.
Bis heute leitet Herr Szadkowski den Arbeitsmedizinischen Beraterkreis der BG ETEM und trägt auf diese Weise externen arbeitsmedizinischen Sachverstand an die Geschäftsführung dieser BG heran. Darüber hinaus führt er arbeitsmedizinische Fortbildungskurse und Seminare für betriebsärztliche Kollegen in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern der BG durch und vermittelt so neuere wissenschaftliche Erkenntnisse an die Betriebsärzteschaft.
Die verbleibende Freizeit widmet er seit Jahrzehnten seinem Hobby, der Fotografie. Während er früher in der eigenen Dunkelkammer werkelte, hat er sich jetzt auf die digitale Bildbearbeitung umgestellt. Dabei bevorzugt er nach wie vor Schwarzweiß-Ausdrucke. All diese Tätigkeiten wären ganz sicher nicht möglich gewesen, wenn er nicht stets von seiner lieben Ehefrau, der Kinderärztin Dr. Elsbeth Szadkowski, Unterstützung erfahren hätte. Beide haben eine Tochter, mit der sie früher gern reisten. Die Lust am Reisen blieb Herrn und Frau Szadkowski aber erhalten. Fahrten nach Bornholm, Island, auf die Färoer, nach Gotland, durch Norwegen und auf die Lofoten brachten zudem eine reiche Foto-Ausbeute. Dabei entspricht es seiner Art, Reisen nicht bei entsprechenden Unternehmen zu buchen, sondern selbst zu planen, zu organisieren und durchzuführen. Er hat eben gern das Ruder selbst in der Hand. Sein geliebtes Segeln auf der Ostsee hat er immer noch nicht aufgegeben. Er geht mit seiner Frau zwar nicht mehr bei jedem Wetter auf See und die Touren sind nicht mehr so lang und weit wie früher, aber wenn der Wind ihnen um die Ohren pfeift und das Schiff sich im Seegang wiegt, sind sie noch immer richtig glücklich. Wir wünschen ihm auch weiterhin immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.
Ralf Wegner, Hamburg