Der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) e.V., Professor Dr. med. Stephan Letzel, hat am 7. Juni 2014, sein 60. Lebensjahr vollendet. Viele Mitglieder unserer Fachgesellschaft kennen ihn nicht nur in dieser Funktion, sondern sie werden sich auch daran erinnern, dass er aktuell der Vorsitzende des Ausschusses für Arbeitsmedizin beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) ist und in der Zeit zwischen 2006 bis 2012 Präsident der DGAUM war. Während dieser Zeit hat er maßgeblich das Bild der Fachgesellschaft in den unterschiedlichen Öffentlichkeiten im In- und Ausland geprägt und an der Professionali-sierung der DGAUM nach innen und außen mitgewirkt. So geht auch die Einrichtung der ersten hauptamtlich geführten administrativen Geschäftsstelle in München wesentlich auf sein Engagement und seine Initiative zurück.
Der berufliche Weg in die Arbeitsmedizin war im Lebensweg von Stephan Letzel nicht sogleich vorgezeichnet. Die Arbeitsmedizin war vielleicht eher seine „zweite Liebe“: Nach dem abgeschlossenen Studium des „Allgemeinen Maschinenbaus“ an der Tech-nischen Universität München (1977–1982) folgte zwischen 1982 und 1986 das Studium der Humanmedizin an der Universität Erlan-gen-Nürnberg, das er mit einer Dissertation zum Thema „Moderne Arbeitsplatzgestaltung unter ergonomischen Gesichtspunkten“ sowie der Approbation zum Arzt erfolgreich abschloss. Bereits während dieser Zeit entwickelte er das Interesse und die Fähigkeit, gleichzeitig auf mehreren Parketten sich bewegen, wenn nicht sogar tanzen zu wollen: Parallel zu seinem Medizinstudium war er zuerst wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Strömungsmechanik der Universität Erlangen (1984–1985) sowie danach zwischen 1985 und 1988 für drei Jahre Geschäftsführer des Ingenieurbüros Letzel, Knorr-Held und Partner in Erlangen. Am Ende siegte dann aber doch das Interesse an der Arbeitsmedizin. Zwischen 1988 und 1994 war er wissenschaftlicher Assistent am Institut und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Erlangen-Nürnberg. In Erlangen erfolgten ebenfalls die Bestellung zum Facharzt für Arbeitsmedizin (1993) wie auch die Habilitation (1994) über „Arbeitsmedizinische Untersuchungen zur Belastung und Bean-spruchung in der Aluminiumpulver herstel-lenden Industrie“. Im Anschluss daran war er von 1994 bis 2001 Oberarzt am Erlanger Institut.
Im Jahr 2001 erfolgte dann der Ruf auf die Professur am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Dort vertritt er als Direktor des Instituts sehr erfolgreich sein Fachgebiet in Forschung und Lehre sowie der medizinischen Prävention. Darüber hinaus leitet er seit 2011 das dortige Institut für Lehrergesundheit (IfL). Dieses Institut wurde auf nachdrückliche Initiative von Stephan Letzel konzipiert und im Auftrag des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz (MBWWK) zur Erfüllung der gesetzlichen Aufgaben in der arbeitsmedizinischen und sicherheitstechnischen Betreuung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im staatlichen Schuldienst in Rheinland-Pfalz gegründet. Das Institut für Lehrergesundheit stellt inzwischen ein vielbeachtetes Vorbild für andere Bundesländer dar, wenn es gilt, konkrete Maßnah-men zur medizinischen Prävention im Kontext der Gesundheit von Pädagoginnen und Pädagogen im Schuldienst umzusetzen. Das IfL ist organisatorisch dem Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Uni-versitätsmedizin Mainz angegliedert. Mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am IfL ist Professor Letzel gegenwärtig für das betriebliche Gesundheits- und Sicherheitsmanagement von etwa 45 000 Personen im staatlichen Schuldienst von Rheinland-Pfalz verantwortlich.
Vielfältiges ehrenamtliches Engagement: Neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer ist Stephan Letzel seit vielen Jahren ehrenamtlich in vielfältigen Funktionen und Positionen aktiv. Ganz besonders hervorzuheben ist hier sein Engagement im Ausschuss für Arbeitsmedizin (AfAMed) des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Dieser Ausschuss wurde unter wesentlicher Mitwirkung von Professor Letzel im Jahr 2008/2009 gegründet und es war für ihn deshalb auch eine Selbstverständlichkeit, den dortigen Vorsitz zu übernehmen, um sowohl das BMAS im Themenspektrum der arbeitsmedizinischen Vorsorge sowie zu sonstigen Fragen des medizinischen Arbeitsschutzes zu beraten als auch Empfehlungen für weitere Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge zu erarbeiten, vor allem im Bereich der betrieb-lichen Gesundheitsprogramme oder arbeits-medizinischen Präventionsmaßnahmen.
Darüber hinaus engagiert Stephan Letzel sich seit vielen Jahren als stellvertretender Vorsitzender der Sektion „Berufskrankheiten“ beim Ärztlichen Sachverständigenbeirat des BMAS sowie als ehrenamtliches Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeits-medizin (BAUA). Weiterhin gehört er dem Ausschuss „Arbeitsmedizin“ der Bundesärztekammer und der Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an. Im Land Rheinland-Pfalz hat er sich als Vorsitzender der Ethik-Kommission der Landesärztekammer zur Verfügung gestellt und ist Mitglied im Landesbeirat für Arbeitsschutz.
Im Rahmen seines ehrenamtlichen Engagements ist er ebenfalls seit vielen Jahren im Vorstand der DGAUM aktiv. In der Zeit von 2006–2012 war er deren Präsident, in der gegenwärtigen Wahlperiode des Vorstands hat er das Amt des Vizepräsidenten übernommen. Sein Engagement gilt dabei nicht nur der Arbeitsmedizin in Wissenschaft und Forschung, um so bereits bestehende Kon-zepte für Prävention, Diagnostik und Therapie kontinuierlich zu verbessern, sondern sein Augenmerk ist ebenfalls auf die ärzt-liche und medizinische Beratung von Arbeit-gebern und Arbeitnehmern an der Schnittstelle von Individuum und Unternehmen gerichtet sowie auf alle Akteure, die ihren Beitrag zur medizinischen Versorgung leisten und auf Fachwissen aus der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention, der arbeits- und umweltbezogenen Diagnostik und Therapie, der Beschäftigungsfähigkeit fördernden Rehabilitation sowie aus dem versicherungsmedizinischen Kontext angewiesen sind. Dazu zählt auch die ehrenamtliche Tätigkeit im Rahmen seiner Mitgliedschaften im „Arbeitskreis Arbeits- und Umweltmedizin des Sanitätsdienstes der Bundeswehr“ oder der „Planungsgruppe Arbeitsmedizin“ der Sozial- und Arbeitsmedizinischen Akademie Baden-Württemberg (in Verbindung mit der Universität Ulm) oder seine Aktivitäten als Gutachter bzw. als Beirat für diverse nationale und internationale Fachzeitschriften, so etwa in Deutschland für die Fachzeitschriften: „Arbeitsmedizin Sozialmedizin Umweltmedizin (ASU)“ bzw. Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie“ oder im Ausland für die Zeitschrift: „International Archives of Occupational and Environmental Health“.
Stephan Letzel setzt sich mit seinen viel-fältigen Fähigkeiten bereits seit sehr langer Zeit und äußerst nachhaltig für die Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens und der öffentlichen Gesundheitspflege in der Bundesrepublik Deutschland ein. Dabei ist er immer an einer wissenschaftlich fundierten und praxisorientierten Arbeitsme-dizin interessiert, um auf dieser Grundlage medizinische Präventionsansätze und konkrete Maßnahmen im Umfeld des jeweiligen Arbeitsplatzes für die über 40 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland zu deren Gesundheit und Wohl weiter zu entwickeln. Vielleicht hat er die Fähigkeiten zum analytischen Denken und zum präzisen Planen, mit denen er stets alle seiner Aufgaben an-geht, seinem Ingenieurstudium zu verdanken. Stephan Letzel ist dabei stets authentisch, versucht immer auch den Blickwinkel derer einzunehmen, die nicht seiner Meinung sind, und lässt sich niemals vor den Karren fremder Interessen spannen, wenn er nicht überzeugt ist, das Richtige zu tun.
Die Arbeitsmedizin in Deutschland im Allgemeinen sowie die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin im Besonderen haben mit Stephan Letzel seit vielen Jahren einen äußerst engagierten und kreativen Repräsentanten an der Seite. Vielleicht darf man sogar behaupten, sie verfügen über einen äußerst robusten und starken Motor, der vieles für die deutsche Arbeitsmedizin und deren Fach-gesellschaft im In- und Ausland bewegen und erfolgreich gestalten konnte und kann. In diesem Sinne haben wir ihm zu danken für all die Jahre seines unermüdlichen Engagements. Selbstverständlich wünschen wir ihm sowohl im Namen des gesamten Vorstandes als auch sämtlicher Mitglieder der DGAUM nicht nur alles Gute zur Vollendung des 6. Lebensjahrzehnts, sondern auch weiterhin eine gute Gesundheit und jegliches Maß an Kraft, Freunde und Zuversicht, um auch in Zukunft andere Menschen für die Ziele der Arbeitsmedizin und der DGAUM zu gewinnen oder wenigstens darauf aufmerksam machen zu können. Ad multos annos!
Prof. Dr. med. Hans Drexler, Präsident DGAUM
Dr. phil. Thomas Nesseler, Hauptgeschäftsführer DGAUM