Frau Professor Dr. med. Elisabeth Stollenz ist am 4. März 2018 im Alter von 93 Jahren verstorben. Mit ihrem Tod haben wir eine verdiente und engagierte Arbeitsmedizinerin verloren.
Frau Professor Stollenz begann ihr Studium der Medizin im Jahr 1943 noch während des 2. Weltkriegs. Nach kurzer Unterbrechung aufgrund von Kriegs- und Nachkriegswirren konnte sie sich bereits 1947 erneut an der Humboldt-Universität zu Berlin immatrikulieren und legte 1951 die ärztliche Prüfung ab. Schon früh interessierte sich Frau Professor Stollenz für die Arbeitsmedizin. Deshalb war es auch nur folgerichtig, dass ihre Promotion im Jahr 1959 zu dem arbeitsmedizinischen Thema: „Das Halswirbelsäulensyndrom im Rahmen der gewerbeärztlichen Begutachtung der chronischen Erkrankungen der Sehnenscheiden, der Sehnen- und Muskelansätze durch Überbeanspruchung“ erfolgte. Im gleichen Jahr erwarb sie auch den Facharzt für Chirurgie.
Die Entwicklung der Arbeitsmedizin in Berlin ist untrennbar mit ihrem Namen verbunden. Über viele Jahre ihrer Berufstätigkeit engagierte sie sich für die Fort- und Weiterbildung von Fachärztinnen und Fachärzten. Bereits 1960 arbeitete sie in der Senatsverwaltung für Gesundheitswesen als wissenschaftliche Referentin beim Landesgewerbearzt Berlin. Ihre Arbeitsgebiete waren dort die Betriebsbegehungen und -besichtigungen, die gewerbeärztlichen Eignungs- und Überwachungsuntersuchungen sowie die Begutachtungen von Berufskrankheiten. Ein besonderes Anliegen war ihr die Ausbildung des arbeitsmedizinischen Nachwuchses. So war es nur folgerichtig, dass sie seit Beginn der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts tatkräftig am Aufbau der Akademie für Arbeitsmedizin Berlin mitwirkte. 1973 wurde sie deren Leiterin. 1977 erhielt sie den Lehrauftrag für die arbeitsmedizinischen Lehrveranstaltungen an der Freien Universität Berlin.
Sie war eine der ersten Frauen in der 1962 neu gegründeten Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin e.V. – heute Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V. (DGAUM). Aber auch hier ging ihr Engagement weit über das eines einfachen Mitglieds hinaus; so war sie von 1967 bis 1979 Geschäftsführerin im Vorstand der DGAUM. 1979 erhielt sie als erste Frau für ihre besonderen Leistungen auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin die von der DGAUM verliehene Franz-Koelsch-Medaille. 1999 wurde sie in den Ehrenrat der Fachgesellschaft berufen.
Auch nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben engagierte sich Frau Professor Stollenz weiter für die Förderung von qualifiziertem Nachwuchs und erhielt 2004 den Verdienstorden 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland, unter anderem für ihre weit über die beruflichen Pflichten hinausreichenden hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der Fort- und Weiterbildung, wie der damalige Staatssekretär in seiner Laudatio anlässlich der Ordensverleihung ausführte.
Als arbeitsmedizinische Sachverständige war Frau Professor Stollenz in verschiedenen Gremien und staatlichen Ausschüssen sehr gefragt. Dazu gehörten unter anderem der Haupt- und Landesverband Berlin der gewerblichen Berufsgenossenschaften sowie der Ausschuss für Arbeitsmedizin, bei dem sie ständiger Gast mit Beraterfunktion war. Zusätzlich arbeitete sie als medizinische Sachverständige in der Verwaltungsgerichtsbarkeit.
Durch ihre Fachkompetenz und ihrem weit über das normale Maß hinausgehende Engagement hat Frau Professor Stollenz die Arbeitsmedizin in Deutschland nachhaltig mitgestaltet. Die Förderung des Nachwuchses war ihr dabei immer ein besonderes Anliegen.
Wir werden Frau Professor Stollenz stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Im Namen des DGAUM-Vorstandes:
Prof. Dr. Thomas Brüning
Institut für Prävention und Arbeits-medizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV)
Institut der Ruhr-Universität Bochum (IPA)
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1
44789 Bochum