Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Verleihung des Franz-Koelsch-Preises 2012 an Frau Dr. Uta Ochmann

Am 8. Oktober wurde in München im Rahmen eines Festaktes der Franz-Koelsch-Preis 2012 verliehen. Ausgezeichnet wurde Frau Dr. med. Uta Ochmann, Ärztin für Arbeitsmedizin am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der LMU München, für die Arbeit „Evaluation der stationären Rehabilitation von Patienten mit pneumologischen Berufskrankheiten.“

Professor Franz Koelsch, der Nestor der Arbeitsmedizin und Autor zahlreicher Grundlagenwerke, wurde 1908 im Namen seiner Majestät des Königs zum ersten bayerischen Landesgewerbearzt bestellt. So kommt es, dass Bayern auch heute noch dem großen Repräsentanten des medizinischen Arbeitsschutzes in ganz besonderer Weise verbunden ist. Im Jahr 1976, anlässlich des 100. Geburtstags von Franz Koelsch, stiftete der damalige Bayerische Staatsminister für Arbeit und Sozialordnung, Dr. Fritz Pirkl, den gleichnamigen Preis. Der Franz-Koelsch-Preis ist mit 5000 Euro dotiert und wird an Ärztinnen und Ärzte für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin verliehen. Die Ausschreibung erfolgt öffentlich und die eingereichten Publikationen dürfen zum Zeitpunkt der Auslobung nicht älter als 2 Jahre sein. Die Auswahl der Preisträgerin/des Preisträgers erfolgt durch einen Beirat.

Brigitte Sperl , München

Abstract der prämierten Arbeit:

U. Ochmann, N. Kotschy-Lang, W. Raab et al.: Evaluation der stationären Rehabilitation von Atemwegs- und Lungenerkrankungen in den berufsgenossenschaftlichen Kliniken Falkenstein und Bad Reichenhall

Hintergrund: Pneumologische Rehabilitation führt als evidenzbasierte Therapieoption bei Patienten mit chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen zu Steigerungen der körperlichen Leistungsfähigkeit, Verbesserung der psychosozialen Befindlichkeit und Verringerung der Luftnot. Während Kurzzeiteffekte der pneumologischen Rehabilitation durch umfangreiche Daten gut belegt sind, wurden Langzeiteffekte bislang kaum untersucht. Darüber hinaus befassten sich nur wenige Studien mit Rehabilitationseffekten bei Patienten mit verschiedenen pneumologischen Berufserkrankungen (BK).

Methodik: In die prospektive Interventionsstudie waren insgesamt 263 Versicherte verschiedener Unfallversicherungsträger eingeschlossen; davon 121 Patienten mit berufsbedingtem Asthma bronchiale (BK-Nrn. 4301, 4302 und 1315), 42 Patienten mit Silikose (BK-Nr. 4101), 66 Patienten mit Asbestose (BK-Nr. 4103) und 34 Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis oder Emphysem (BK-Nr. 4111). Die Patienten absolvierten während einer 4-wöchigen stationären Maßnahme ein standardisiertes Rehabilitationprogramm mit Ausdauer- und Krafttraining, Atemgymnastik, Entspannungstechniken und diversen Schulungen. Das umfangreiche Evaluationsprogramm umfasste Anamnese, Lungenfunktionsprüfung, 6-Minuten-Gehtest sowie die Messung von Muskelkraft und der Maximalleistung mittels Ergometer. Zusätzlich kamen Fragebögen zu Lebensqualität, Dyspnoe, Angst und Depression zum Einsatz und es wurden Daten zu Anzahl von Atemwegsinfekten, Exazerbationen und notwendigen ärztlichen Behandlungen erhoben. Die Untersuchungen wurden zu vier Zeitpunkten (vor Beginn, zum Abschluss sowie 3 und 12 Monate nach der Rehabilitation) unter stationären Bedingungen in der jeweiligen Rehabilitationsklinik durchgeführt.

Ergebnisse: Im Vergleich zu den Basiswerten vor Rehabilitationsbeginn zeigten allen BK-Gruppen eine statistisch signifikante Verbesserung der maximalen Ergometerleistung und eine Steigerung der Muskelkraft. Diese Verbesserungen der körperlichen Leistungsfähigkeit waren auch noch 12 Monate nach der Rehabilitation nachweisbar. Statistisch signifikante Verbesserungen der 6-Minuten-Gehstrecke konnten bei Patienten mit Asthma, COPD und Silikose gezeigt werden. Bei den Asbestose-Patienten waren die erzielten Effekte im Vergleich mit den anderen BK-Gruppen geringer ausgeprägt. Darüber hinaus konnten eine statistisch signifikante Reduktion der Anzahl der Atemwegsinfekte und Exazerbationen in den 12 Monaten nach Rehabilitation um 35 %, eine Reduktion der antibiotischen Therapien von Atemwegsinfekten um 27 % und eine um 17 % verminderte Inanspruchnahme des Gesundheitssystems dokumentiert werden.

Schlussfolgerung und Ausblick: Stationäre Rehabilitationsmaßnahmen mit ihren vielfältigen und individuellen Trainings- und Schulungsinhalten kann als geeignete Methode angesehen werden, den Krankheitsverlauf bei Patienten mit berufsbedingten Atemwegs- und Lungenerkrankungen positiv zu beeinflussen. Eine Kombination von stationärer Rehabilitation mit Nachsorgeprogrammen, z. B. Lungensportgruppen oder zusätzliche ambulanten Kurzinterventionen, wäre wünschenswert, um die in der stationären Rehabilitationsmaßnahme erzielte Steigerung der körperlichen Aktivität in den Alltag der Patienten zu integrieren und langfristig zu erhalten. Aus der geringeren Inanspruchnahme des Gesundheitssystems ergeben sich Hinweise auf eine mögliche Kosteneffektivität.

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ ASU E-Paper-Ausgabe – jeden Monat neu
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
+ Exklusive Webinare zum Vorzugspreis

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen

Tags