Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), die Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Prävention (GHUP) und die pädiatrischen Fachgesellschaften, die Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie (DGPI), die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) halten die Wiedereröffnung von Schulen und Kitas unter Wahrung konkreter Hygieneregeln für möglich und begründen diesen Schritt in einer ausführlichen Stellungnahme.
Die Öffnung der Schulen und Kindereinrichtungen sollte durch strukturierte wissenschaftlichen Surveillance-Untersuchungen exemplarisch begleitet werden
Die medizinischen Fachgesellschaften halten die aktuellen Erkenntnisse über die Rolle der Kinder und Jugendlichen in der Covid-19-Pandemie für ausreichend, um die Öffnung von Kitas- und Schulen unter Einhaltung konkreter Hygieneregeln einzuleiten. Die Daten aus vielen Untersuchungen, Studien, Modellberechnungen und Ausbruchsanalysen weisen in eine Richtung: Kinder und Jugendliche sind im Gegensatz zur Ausbreitung der echten Grippe, der Influenzainfektion, nicht die treibende Kraft der Covid-19-Pandemie. Das weitere Schließen von Kitas und Schulen, aber auch das verzögerte Wiedereröffnen steht in keinem Verhältnis zu den erheblichen sozialen Konsequenzen für Kinder, Eltern und die Gesellschaft.
Kinder und Jugendliche sind nicht nur seltener infiziert, im Falle einer Infektion seltener schwer erkrankt und außer wenigen Einzelfällen auch nicht vom Tode bedroht, sondern stecken auch deutlich weniger andere Personen an.
Die Bedeutung von Schul- und Kita-Schließungen auf die Dynamik der weiteren Infektionsausbreitung wird als gering eingeschätzt. Das Risiko für Lehrer, Erzieher, Betreuer und für Eltern lässt sich durch Einhaltung der wichtigen Hygieneregeln seitens der Erwachsenen und der Jugendlichen ausreichend kontrollieren.
In einer ausführlichen Begründung (s. Link unten) haben Dr. Peter Walger für die DGKH und Prof. Arne Simon für die DGPI zusammen mit Vertretern der anderen Fachgesellschaften die aktuellen Daten zusammengefasst und bewertet. Auch die aktuellen Informationen zu dem sehr seltenen Auftreten eines so genannten multisystemischen Hyperinflammations-Syndroms, das möglicherweise mit SARS-CoV-2 assoziiert ist, wird bewertet. Aufgrund der Seltenheit dieses Syndroms in Korrelation zur Gesamtzahl der mit SARS-CoV-2 infizierten Kindern ändert das Auftreten an den grundsätzlichen, in dieser Stellungnahme formulierten Schlussfolgerungen nichts.
Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder- und Jugendliche stellen im Gegensatz zu Seniorenheimen und Massenunterkünften per se keine Hochrisikoumgebung dar und können nach individueller ärztlicher Abwägung auch von Kindern und Jugendlichen mit bestimmten Grunderkrankungen aufgesucht werden. Für Kinder und Jugendliche mit einem außergewöhnlichen Risiko durch Vorerkrankungen sollten die betreuenden Ärzte eine individualisierte Risikobewertung und Entscheidungsfindung vornehmen. Wenn Erwachsenen mit einem erhöhten Risiko für einen komplizierten Verlauf bei SARS-CoV-2-Infektion im gleichen Haushalt leben, sollten individuelle und kreative Lösungen in Eigenverantwortung und in enger Absprache angestrebt werden, die den Kindern den Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen trotzdem ermöglichen.
Quelle: DGKH
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