Ergebnisse der Versuche mit Aerosolen, die aus Imprägniersprays freigesetzt werden, wurden auf dem Abschlussworkshop des Projekts vom 21. bis 22. Januar 2020 vorgestellt. In einem Aerosol transportiert ein Gas (feste oder flüssige) Schwebeteilchen. Die Experimente mit Nanopartikeln aus Silber oder Cerdioxid zeigten, dass nicht allein die Eigenschaften der Teilchen wie deren Größe die Wirkung auf das Lungengewebe beeinflussen. Auch in den Sprays enthaltene Lösungsmittel und Additive verändern die Reaktion der Aerosole mit Lungenzellen. Additive sind Stoffe, die Lösungen stabilisieren und schmutzabweisende Eigenschaften der Imprägniersprays steigern.
Nanospray-Produkte bestehen aus Partikel-Flüssigkeitsgemischen, die beim Versprühen in Aerosole umgewandelt werden. Bestehend aus kleinsten, luftgetragenen Partikel-Flüssigkeitströpfchen können diese beim Einatmen bis tief in die Lunge gelangen.
Kern des Forschungsprojekts NANOaers war die Untersuchung von Wechselwirkungen der Bestandteile von Nanosprays, wie Lösungsmitteln und Zusatzstoffen, mit den enthaltenen Nanopartikeln sowie sich daraus ergebende biologische Folgen. Entwickelt wurde zudem eine Methode, um den Einfluss von aus Spraydosen versprühten Aerosolen auf Atemwege und Zellen möglichst realitätsnah abzubilden.
Bei ihren Experimenten kombinierten die Forscherinnen und Forscher eine eigens entwickelte Sprühkammer mit weiteren Geräten zur physikalischen Aerosolanalyse und Toxititätstests mit Zellkulturen. Die Anordnung umfasste einerseits physikalische Messinstrumente zum Untersuchen der Aerosole und andererseits ein Air-Liquid-Interface, ein Gerät, in dem menschliche Lungenzellen mit Aerosolen in Kontakt kommen. In der Sprühkammer wurden Aerosole in gewünschter Zusammensetzung aus Partikeln, Lösungsmitteln und Additiven erzeugt. Dadurch konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Einfluss der einzelnen Komponenten gezielt untersuchen. Und zwar so, als ob sie aus einer kommerziellen Spraydose kämen. Das so erzeugte Aerosol wurde dann zur Analyse in die Analysekammer geführt. Dort wurden Größe und Menge der Partikel gemessen. Ein Teil des Aerosol-stromes schlug sich zugleich auf der Zellkultur nieder und re agierte mit den menschlichen Lungenzellen. Anschließend wurde untersucht, inwieweit die Zellen Partikel aufnahmen und welche Konsequenzen diese Aufnahme hatte. Dabei konnten etwa Entzündungszeichen in den Zellen ermittelt und deren Überlebensfähigkeit geprüft werden.
Bei den Versuchen mit Silber- und Cerdioxid-Nanopartikeln zeigte sich, dass sich nur ein Teil der Aerosole aus der Sprühkammer auf den Zellen niederschlägt. Wie groß dieser Anteil ist, hängt zum einen von der Zusammensetzung der Nanospraylösung ab, also vom jeweiligen Lösungsmittel und den zugefügten Additiven. Doch auch die Art des Sprühens spielt eine Rolle. Wenige und kurze Sprühstöße bedeuteten eine geringere Aufnahme durch die Zellen. Zudem sind der Abstand zur Sprühdüse und die Ventilation des Systems wichtige Faktoren, bei realer Anwendung also etwa die Raumgröße oder geöffnete Fenster. Weiterhin zeigten die Versuche, dass der durch das Aerosol an den Zellen verursachte Schaden wesentlich von den Lösungsmitteln und Additiven mitbestimmt wird.
Am Projekt NANOaers waren neben dem BfR die Arbeitsgruppe Mechanische Verfahrenstechnik der Technischen Universität Dresden, das Institut für Strömungslehre und Wärmeübertragung der Technischen Universität Graz, das spanische GAIKER Technologiezentrum, die Harvard University mit der T.H. Chan School of Public Health in Cambridge, USA, und das rumänische Nationale Forschungs- & Entwicklungsinstitut für Textilien und Leder beteiligt. Mit NANOaers haben die sechs beteiligten Institutionen
eine Versuchsanordnung geschaffen, die es erlaubt, Aerosole mit Nanopartikeln als Gemische realitätsnah hinsichtlich möglicher gesundheitlicher Risiken zu untersuchen, ohne auf Tierversuche zurückzugreifen.
Quelle: BfR