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Google Scholar: Mehr Beachtung von ASU in der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft

In einem Interview im Guardian vom 09. 12. 2013 äußerte sich der Medizin-Nobelpreisträger Randy Schekman zur Dominanz der wissenschaftlichen Renommiermagazine Science, Nature und Cell. Er forderte, dass die Tyran-nei dieser Luxusmagazine gebrochen werden müsse. Der Druck für aufstrebende Wissenschaftler, in diesen Zeitschriften zu publizieren, würde dazu verleiten, mehr angesagte und weniger wirklich wichtige Forschung zu betreiben. Die dortigen Chefredakteure seien keine Wissenschaftler, sondern Fachleute, die Furore machenden Studien den Vorzug geben. Schekman forderte zum Boykott auf.

In diesem Zusammenhang kritisierte er auch das System des Impact Factors, wonach die wissenschaftliche Qualität eines Journals danach bemessen wird, wie oft die darin publizierten Artikel in anderen Publikationen zitiert werden. Er sagte: „Eine Arbeit kann zitiert werden, weil sie gut ist, oder aber weil sie provokativ, spektakulär ist, oder falsche Ergebnisse liefert“. Darüber hinaus dürfte es bekannt sein, dass es unter Buddies auch ein Zitieren auf Gegenseitigkeit gibt und das Selbstzitieren ebenfalls Punkte bringt.

The Lancet veröffentlichte im Januar 2014 ein Schwerpunktheft zum Thema Increasing Value and Reducing Waste in der Forschung. Diese Thematik wurde auch in der deutschen Laienpresse ausführlich behandelt (Der Spiegel vom 08. 01. 2014 und die FAZ vom 07. 01. 2014). Kleinert und Horton schrieben hierzu einen Kommentar „How should medical science change?“ Diese Autoren stellen fest, dass immer mehr Wissenschaftler – nicht nur Nobelpreisträger – zunehmend zu der Überzeugung gelangen, dass in unserem System zur Beurteilung der Qualität der wissenschaftlichen Forschung etwas schief läuft. „Liegt der Fehler in kurzsichtigen Konzepten der Universitätsverwaltungen, fehlgeleitet durch perverse Incentives oder liegt der Fehler bei den Journals, die Profit und Publicity vor Qualität stellen?“, fragen sie und resümieren, dass es wahrscheinlich eine Mixtur aus beidem ist.

Vor diesem Hintergrund hat Lehrl den folgenden Beitrag formuliert und ist dabei speziell auf die Stellung von ASU im Wissenschaftsbetrieb eingegangen. Auch er betont, dass der Impact Factor nur eine begrenzte Validität hinsichtlich des Gegenstandes hat, den er messen soll: Die wissenschaftliche Qualität. Lehrl plädiert für einen modifizierten Qualitätskalkulator, nämlich die Zitationen von ASU-Beiträgen im aufstrebenden Thesaurus Google Scholar.

M. Kentner, Karlsruhe

S. Lehrl

Quellen

The Lancet, Vol. 383, Issue 9912, 11.01.2014

The Guardian, 09.12.2013

Kleinert S, Horton R: How should medical science change?, The Lancet, published online 08.01.2014

ASU Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 2014; 49: 137–141

„Gute“ Praxis durch Wissenschaftlichkeit

Wie sieht sich die „Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin (ASU)“? Ihre Basiskonzeption wurde von der Herausgeberseite und Schriftleitung (Keuchen u. Triebig 2008, S. 97) so dargestellt: ASU ist „die wissenschaftlich fundierte medizinische Fachzeitschrift für Praxis, Klinik, Wissenschaft und Begutachtung in den Bereichen Arbeitsmedizin, Betriebsmedizin, Ergonomie, klinische Umweltmedizin, Präventivmedizin, Sozialmedizin, Rehabilitation und Arbeitsschutz“ ... „für das deutschsprachige Gebiet“.

Dass die wissenschaftlichen Aspekte nicht von den praktischen weitgehend getrennt behandelt werden, ist gemäß der verbreiteten Erkenntnis konsequent, die dem Sozialpsychologen Kurt Lewin zu-geschrieben wird: Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie (“There is nothing so practical as a good theory“, zit. in Marrow I969). Praxis und Theorie in einer Zeitschrift miteinander zu verbinden, ist allerdings schwierig, wie aus den Worten von G. Lehnert hervorgeht: „ASU muss redaktionell den Spagat zwischen Wissenschaft und Praxis schaffen, weil der Betriebsarzt ohne wissenschaftlichen Hintergrund seine praktische Verantwortung nicht wahrnehmen kann. Er braucht die Wissenschaft als Basis seines Tuns“ (zit. nach Keuchen u. Triebig 2012, S. 98).

Wenn ASU für die Betriebsärzte im deutschsprachigen Bereich nützlich sein soll, dann muss sie ihre Beiträge auch auf Deutsch anbieten. Denn in und mit dieser Sprache finden in diesem Bereich die meisten praktischen Tätigkeiten statt. Deshalb werden die ASU-Beiträge auf Deutsch von den Zielpersonen am schnellsten und mit geringstem Energieaufwand gelesen und am sichersten und differenziertesten verstanden.

Praxis und Theorie in einer Zeitschrift miteinander zu verbinden, ist nicht nur schwierig, sondern bei den zurzeit (noch?) weltweit vorherrschenden Kriterien zur Bewertung der wissenschaftlichen Qualität einer Zeitschrift zudem undankbar. Diese Kriterien gehen auf das Institute for Scientific Information (ISI) in Philadelphia zurück und werden von Thomson Reuters fortgeführt. Die Nutzung von deren zur Verfügung gestellten Dateien ist übrigens kostenpflichtig. Die Bewertung basiert auf einfachen Auszählungen, wie oft eine wissenschaftliche Zeitschrift in einer bestimmten Auswahl wissenschaftlicher Journale zitiert wird. Der Maßstab ist einfach und objektiv, d. h. verschiedene Messende gelangen zu übereinstimmenden Ergebnissen. Aber die Validität (= Gültigkeit), auf die es letztlich ankommt, ist nur begrenzt, wobei unter Validität verstanden wird, dass ein Messinstrument tatsächlich das misst, was es messen soll, hier konkret die Ausprägung der wissenschaftlichen Qualität.

Die auf ISI zurückgehenden Kriterien begünstigen zweifellos englischsprachige, grundlagenorientierte sowie auf Übersichten spezialisierte wissenschaftliche Journale, deren Beiträge zudem im Mainstream der Forschung liegen. Nur letzteres ist bei ASU ihrem Basiskonzept gemäß verwirklicht. Deshalb wird ASU als deutschsprachige, die Praxis betonende Zeitschrift nach den bisher verbreitetsten internationalen Maßstäben unterbewertet. Was ihre internationale Einschätzung zusätzlich erschwert, sind die Multidisziplinarität und die „Spezifika der deutschen Arbeitsmedizin mit deren starker Verknüpfung mit der nationalen Gesetzgebung und den Empfehlungen der Berufsgenossenschaften u. a.“ (Keuchen u. Triebig 2012, S. 97).

Das Niveau wissenschaftlicher Schriften ist aber keinesfalls an die englische Sprache, Grundlagenorientierung oder Übersichten geknüpft, sondern daran, ob sie das in ihnen behandelte Thema auf der Grundlage des jeweiligen Erkenntnisstands adäquat, also weitgehend realistisch darstellen. Ob die dafür erforderliche Kompetenz bei ASU vorliegt, soll nachfolgend zuerst untersucht werden.

Da sich ASU nicht der üblichen Bewertung der internationalen Gemeinschaft der Wissenschaftler (Science Community) entziehen kann, auch wenn deren Maßstäbe nur von begrenzter Gültigkeit sind, soll anschließend der Frage nachgegangen werden, wie sich die Wissenschaftlichkeit von ASU bei einem neuen wissenschaftlichen Suchdienst, Google Scholar (GS) darstellt. GS schickt sich gerade an, der meistgenutzte Suchdienst der weltweiten Science Community zu werden, wenn dies nicht sogar schon zutrifft.

Wissenschaftliche Fundiertheit auf hohem internationalen Niveau

Prinzipiell hängt die wissenschaftliche Fundiertheit einer Zeitschrift, die sich um eine enge Wechselbeziehung mit der Praxis bemüht, nicht von der gewählten Sprache ab. Inwieweit das Ziel erreicht wird, gute Praxis durch fundierte Wissenschaftlichkeit zu vermitteln, bestimmen andere Merkmale der in ASU veröffentlichten Beiträge. Wie schon erwähnt, erfordert fundierte Wissenschaft, ein Thema auf der Grundlage des jeweiligen wissenschaftlichen Erkenntnisstands zu behandeln und an die Leser zu vermitteln. Darum bemühen sich nicht nur die Autoren, sondern auf der ASU-Seite die Chefredakteure, Ressortleiter, Redakteure, Angehörigen des wissenschaftlichen Beirats, die namentlich im Impressum der Hefte angegeben sind. Sie bewerten, wirken ggf. durch Beratung auf Modifikationen ein und entscheiden über die Freigabe der Manuskripte für die Publikation. Bei besonderen Themen, gewissermaßen zur Kompetenzerweiterung, ziehen sie noch externe Experten zu Rate.

Auf Seiten von ASU muss eine hohe wissenschaftliche Kompetenz gesichert sein. Denn wer nicht zur nationalen und internationalen Spitze einer Fachdisziplin gehört, wird kaum wissenschaftlich wertvolle Manuskripte erkennen. Ob dieses Kompetenzniveau gegeben ist, lässt sich – selbst für Außenstehende der Arbeitsmedizin – anhand öffentlicher Daten einschätzen.

Wichtige Hinweise liefern bereits die akademischen Titel der ASU-Verantwortlichen. Ein Doktortitel besagt noch nicht so viel, außer, dass sich der Träger mit wenigstens einer wissenschaftlichen Arbeit beschäftigt hat. Eine Hochschulprofessur spricht schon verlässlicher für eine gehobene Kompetenz in wissenschaftlichen Angelegenheiten. Eine Universitätsprofessur indiziert noch zuverlässiger, dass sich die betreffende Person mit wissenschaftlichen Arbeiten in internationalen Zeitschriften und damit auf internationalem Niveau bewähren musste.

Hohe dienstliche Ämter und Funktionen im Wissenschafts- und Forschungsgebiet inne zu haben, wie die Leitung oder Direktion von forschenden Einrichtungen geben weitere Hinweise auf eine hohe wissenschaftliche Kompetenz. Sie wird nicht nur durch Veröffentlichungen in anerkannten Fachzeitschriften und Büchern nachgewiesen und trainiert, sondern zusätzlich durch die aktive Teilnahme an nationalen und internationalen Fachveranstaltungen, in denen man als Fachkenner Rede und Antwort stehen muss. Hinzu kommen Expertenschaften in Fachgremien usw.

Überprüft man die ASU-Verantwortlichen wird man feststellen, dass sich viele von ihnen mit großem Erfolg der sowohl theoretisch als auch praktisch ausgerichteten wissenschaftlichen Öffentlichkeit in Schrift und Wort gestellt haben und dies noch tun. Was als besonders valider Nachweis der hohen Kompetenz als Wissenschaftler anerkannt wird: Viele andere Wissenschaftler beziehen sich in ihren eigenen Schriften auf sie. So gehörten beispielsweise bei einer 1995 durchgeführten Erhebung der meistzitierten Wissenschaftler der deutschen Medizin mehrere Mitglieder der ASU-Redaktion dazu (Lehrl 1999). Eine neuere Erhebung würde ohne Zweifel weitere identifizieren.

Zweifellos sind die für den wissenschaftlichen Teil der ASU Verantwortlichen nach der bei ihnen nachweisbaren Kompetenz in der Lage, auf hohem internationalen Niveau mitzuhalten und somit die Wissenschaftlichkeit der ASU-Beiträge zu fördern. Zur Absicherung werden zur Veröffentlichung anstehende Manuskripte peer reviewed.

Bedauerlicherweise wurden die in der Vergangenheit führenden internationalen Maßstäbe für Wissenschaftlichkeit auf hohem Niveau weder den ASU-Verantwortlichen noch den ASU-Beiträgen gerecht. In auf ISI zurückgehenden Datenbanken, die die Grundlage für die Messergebnisse bilden, war ASU wenig präsent. Seit kurzem bahnt sich aber eine Änderung an.

Neue internationale Lage durch Google Scholar (GS)

Seit dem Jahr 2004 bietet Google seinen akademischen Suchdienst Google Scholar an, seit 2006 sogar in deutscher Sprache. Seither kann jeder mit Internetzugang gezielt und kostenlos Fachinformationen, Autoren, Zeitschriften, Bücher, Kongressberichte u. Ä. und zusätzlich Zitationen recherchieren.

Fell (2010, S. 6) fasst das Neue so zusammen: „Google Scholar weist eine internationale(re) Abdeckung auf, als seine kostenpflichtige Konkurrenz. Es ist prinzipiell nicht auf bestimmte Informations-ressourcen, Publikationstypen oder gar Zeitschriften beschränkt. So … sind grundsätzlich thematisch flächendeckende und multidisziplinäre Recherchen möglich.“

Der Zugang zu intellektuellen Ressourcen wird somit demokratisiert (Noruzi 2005) und die bisherige schiefe Darstellung des globalen wissenschaftlichen Geschehens entzerrt und somit realitätsgetreuer.

Wohl wegen der einfachen Bedienung, dem schnellen Such-erfolg und der meist direkten Verfügbarkeit nutzt ein erheblicher Teil der Studierenden und Wissenschaftler vorwiegend Internet-Suchmaschinen zur Informationsrecherche, dies noch vor Fachdatenbanken oder Bibliothekskatalogen (Pieper u. Wolf 2009). GS könnte trotz seiner kurzen Geschichte bereits die Führung in der Häufigkeit der Nutzung von Suchdiensten übernommen haben.

Repräsentanz von ASU bei GS

Da stellt sich die Frage, von wie vielen verschiedenen ASU-Bei-trägen sich dort die bibliometrischen Basisdaten zurzeit finden lassen. Das Suchergebnis 1, das u. a. bei der Eingabe der Suchwörter „Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed“ angeboten wird, dient als Beispiel:

Suchergebnis 1:

[ZITATION][C] Expositionsstudie zur arbeitsmedizinischen Bedeutung Ammoniak-assoziierter gesundheitlicher Effekte

J Hoffmann, A Ihrig, G Triebig – Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed, 2004

Zitiert durch: 4 [Ähnliche Artikel zum Anklicken]

Das Resultat hängt von der Eingabe der Suchwörter ab. Diese sollte in der für Fachzeitschriften üblichen Schreibweise zwischen Anführungszeichen vorgenommen werden. Denn andernfalls kommen die Suchwörter einzeln und verschieden kombiniert in Betracht.

Am erfolgreichsten sind die in den Literaturverzeichnissen üblichen Schreibweisen „Arbeitsmedizin Sozialmedizin Umweltmedizin“ sowie „Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed“. Für die vordere erscheint zurzeit (14. Nov. 2013) die Antwort „Ungefähr 3.390 Ergebnisse“ und für die hintere „Ungefähr 1.310 Ergebnisse“. Die Abfolge „Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin“ liefert noch „Ungefähr 31 Ergebnisse“. Davon beziehen sich aber nur vier auf die Basisdaten von ASU-Beiträgen wie im Suchergebnis 1. Einer der vier Beiträge wird unter „Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed“ ebenfalls gefunden und geht deshalb nicht in die weiteren Analysen ein. Die restlichen Suchergebnisse betreffen hingegen Institute für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin oder Aussagen über ASU-Beiträge, also deren Zitationen. Dazu ein Beispiel:

Suchergebnis 2:

Antwort zum Leserbrief: T Brusis – Laryngo-Rhino-Otologie, 2013 – thieme-connect.com

"… Medizinalblatt? Ein geeignetes Forum für eine tatsächliche Öffentlichungmachung wäre sicherlich Ihre Zeitschrift „Arbeitsmedizin, Sozial-medizin und Umweltmedizin“ in Verbindung mit dem Organ der betreffen-den Fachgesellschaft. …"

Die Eingabe anderer Suchwortkombinationen scheint keine zusätzlichen Treffer an bibliometrischen Basisdaten von ASU-Beiträgen zu liefern. Deshalb beschränken wir uns auf die drei oben angeführten Suchwortkombinationen, um die ASU-Präsenz bei GS zu ermitteln.

GS gibt bei einer Suchworteingabe nur bis zu 1000 Treffer wieder. Bei einer konkreten Suche nach verschiedenen ASU-Beiträgen wie bei Suchergebnis 1 waren es für „Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin“ 3 Treffer, für „Arbeitsmedizin Sozialmedizin Umweltmedizin“ 999 und für „Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed“ 322. GS bot demnach dem Suchenden die bibliometrischen Basisdaten von 1324 ASU-Beiträgen an. Dies gilt gegenwärtig. Mit jedem Erscheinen von ASU-Ausgaben erhöht sich die Zahl. Man kann spekulieren, wie das GS-Angebot wäre, wenn alle angekündigten „Ungefähr 3390 Ergebnisse“ und „Ungefähr 1310 Ergebnisse“ für den Internetnutzer einsehbar wären. Es wäre nicht viel mehr zu erwarten. Denn bei „Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed“ verringern sich, wenn man die Voreinstellung „Relevanz“ nicht verändert, die Trefferzahlen von vorn nach hinten erheblich. Als Obergrenze sind auf den 310 nicht einsehbaren Ergebnisseiten 12 Treffer zu erwarten.

Bei der Suchwortgruppe „Arbeitsmedizin Sozialmedizin Umwelt-medizin“, bei der auf „Ungefähr 3390 Ergebnisse“ hingewiesen wird, enthalten die ersten 999 der 1000 Ergebnisse die bibliometrischen Basisdaten der ASU-Beiträge, das letzte Ergebnis nicht. Es käme bei Fortsetzung der Listen vermutlich kein Treffer mit Basisdaten mehr hinzu. Damit scheint der GS-Nutzer gegenwärtig mit 1324 Treffern einen Zugang zu wenigstens 99 % der durch die GS-Suchmaschine verfügbaren Basisdaten der ASU-Beiträge zu haben.

Wahrnehmung und Akzeptanz durch die Gemeinschaft der Wissenschaftler

Die ASU präsentiert allen wissenschaftlich Interessierten und somit auch der globalen Science Community zurzeit mittels GS die bibliometrischen Basisdaten von über 1300 ASU-Beiträgen. Diese können durch Suchwörter aus dem Titel, durch die Autorennamen, Angabe der Zeitschrift und des Erscheinungsjahres gefunden und somit wahrgenommen werden.

Der GS-Nutzer kann recherchieren, welche Personen(gruppen) sich mit ASU-Beiträgen so beschäftigen, dass sie sich in deren Schriften, die wiederum durch GS erfasst sind, durch Zitationen darauf beziehen. Eine Zitation, zeigt einen Wert an, sogar, wenn man sich vom zitierten Beitrag distanziert, was in der Minderheit der Fälle vorkommt.

Zitationen stammen meist aus den Federn von Wissenschaftlern. Deshalb weisen sie auf die Bedeutung eines Beitrags für die Wissenschaften und die Akzeptanz durch sie hin.

Zitierte ASU-Beiträge: Anzahl und Häufigkeit der Zitationen

Wie aus dem Beispiel des Suchergebnisses 1 hervorgeht, befindet sich unter den bibliometrischen Basisdaten eine Zeile, die durch „Zitiert durch: „ eingeleitet wird. Die Zahl dahinter – im Beispiel „4“ – gibt die Anzahl der Zitationen in der GS-Datei wieder.

Beim Anklicken von “Zitiert durch: 4” erscheinen vier Angaben. Zwei davon sind als Beispiele in Suchergebnis 3 wiedergegeben.

Suchergebnis 3:

Nielsen, Gunnar Damgård, Peder Wolkoff, and Yves Alarie. „Sensory irri-tation: risk assessment approaches.“ Regulatory Toxicology and Pharma-cology 48.1 (2007): 6–18.

Liesivuori, Jyrki. The Nordic Expert Group for Criteria Documentation of Health Risks from Chemicals: 137. Ammonia. 2005.

Insgesamt wurden 440 der mit GS recherchierbaren ASU-Beiträge in den anderen von GS insgesamt erfassten Quellen zitiert.

Ein grober Indikator für die Relevanz eines Beitrags ist die Häufigkeit der Zitationen. Sie streut bei den ASU-Beiträgen zwischen 1 und 36. Der Modalwert liegt bei 2 Zitationen, die 31 % aller zitierten Beiträge ausmachen ( Abb. 1).

Die wissenschaftliche Qualität, die eine Zitation anzeigt, ist für zitierende Quellen umso höher, je strenger diese durch kompetente Experten kontrolliert werden. Wie steht es in dieser Hinsicht mit den zitierten ASU-Beiträgen?

Wer nutzt die ASU-Beiträge?

Um einen Eindruck davon zu erhalten, haben wir stichprobenhaft untersucht, in welchen Quellen die ASU-Beiträge zitiert wurden. Dazu kategorisierten (s. unten) wir alle vielzitierten Zitationen von ASU-Beiträgen, die wir bei der Eingabe „Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed“ erhielten. Das Kriterium war, wenigstens 10 Zitationen auf sich zu vereinigen. Die Auswahl umfasste 29 ASU-Beiträge mit insgesamt 436 Zitationen.

Zur Prüfung, ob sich bei niedrigeren Zitationsraten andere Verteilungen auf die Kategorien ergeben, verglichen wir mit den 35 einmal zitierten Arbeiten und mit den 60 Treffern der Sucheingabe „Arbeitsmedizin Sozialmedizin Umweltmedizin“, die ebenfalls eine Zitation aufwiesen. Sowohl nach dem Augenschein als auch multiplen Signifikanzprüfungen ergaben sich keine auffälligen Unterschiede, weshalb wir die Resultate der insgesamt kategorisierten 531 Zitationsquellen zusammen darstellen.

Die kategorialen Zuordnungen, die bei 528 der Zitationsquellen möglich waren, sind von oben nach unten in der Reihenfolge der Einschätzung des Wertes für die internationale wissenschaftliche Gemeinschaft dargestellt ( Abb. 2, rechts). Diese Bewertung der Kontrolliertheit gilt nur schwerpunkthaft und nicht immer im Einzel-fall.

Die Zitationen in wissenschaftlichen Zeitschriften, von denen übrigens 49,4 % nicht deutschsprachig sind, und in wissenschaftlichen Büchern und Buchbeiträgen machen zusammen 61,6 % aus, mit Habilitationen, Promotionen, Diplom- und Magisterarbeiten rechnerisch 78,1 %, also rund vier Fünftel.

Auffällig ist, dass nur 1,9 % der Zitationen aus ASU selbst kommen. Dieser Anteil an Eigenzitationen ist sehr niedrig und weist darauf hin, dass ASU nicht sich selbst genügt, sondern sehr stark in andere Werke integriert ist.

Welche Rubriken an ASU-Beiträgen haben in der Science Community besonderes Gewicht?

Zur Beantwortung dieser Frage überprüften wir die Zitationen der verschiedenen Rubriken der ASU-Beiträge in den Jahren 2010 bis 2012. Insgesamt sind es 174 Beiträge. Übersichten, Originalien und die Rubriken „Zur Diskussion gestellt“, „Sozialmedizin“ und „Arbeitsmedizinische Praxis“ wurden am meisten und anteilmäßig etwa gleich häufig zitiert. In jeder dieser Rubriken gab es Beiträge, die mehrere Zitationen auf sich vereinigten. Auch auf Editorials nahm die von GS erfasste Literatur Bezug, wenngleich etwas seltener. Keinen Widerhall in der Literatur fanden Leitlinien, Laudationen, Kasuistiken und Vereinsmitteilungen.

Gesondert wurde untersucht, ob Beiträge aus ASU-Praxis zitiert werden. Das trifft tatsächlich zu, wenngleich seltener als bei Originalien oder Übersichten. Unter den Zitationsquellen befanden sich Fachzeitschriften, auch anspruchsvolle englischsprachige. Das spricht für die für ASU gewünschte Wechselbeziehung von Theorie und Praxis und für das Gelingen des Spagats zwischen Theorie und Praxis, den G. Lehnert von der ASU-Redaktion forderte.

Die nahe Zukunft

Vieles weist darauf hin, dass GS in den nächsten Jahren der weltweit führende akademische Suchdienst sein wird, wenn er es nicht sogar schon ist. In ihm scheint ASU als deutschsprachige wissenschaftlich fundierte Zeitschrift, die auch die Praxis berücksichtigt, gebührend präsent zu sein und das internationale Wissenschafts- und Praxisgeschehen adäquat zu beeinflussen. Mit dem absehbar weiterhin zunehmenden Erfolg von GS müsste dementsprechend auch der von ASU steigen.

Literatur

Fell C. Publish or Perish und Google Scholar – ein Segen? https://de.slideshare.net/ZPID/fell-c-2010-publish-or-perish-und-google-scholar-ein-segen-pdf-zpid-science-information-online-10-2

http://scholar.google.de/

http://thomsonreuters.com/products/ip-science/04_064/web-of-science-fs-en.pdf

Keuchen G, Triebig G. Die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Um-weltmedizin und die wissenschaftliche Zeitschrift Arbeitsmedizin Sozialmedizin Umweltmedizin. Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 2012: 47: 96–99.

Lehrl S. „Arbeitsmedizin Sozialmedizin Umweltmedizin“ und Impact Factor. Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 1999; 34: 223–224.

Marrow A. The practical theorist. New York: Knopf, 1969.

Noruzi A. Google Scholar: The new generation of citation indexes. Libri 2005; 55: 170–180.

Pieper D, Wolf S. Wissenschaftliche Dokumente in Suchmaschinen. In: Lewandowski D (Hrsg.): Handbuch Internet-Suchmaschinen. Heidelberg: AKA Verlag, 2009, S. 356–374.

Verfasser

Dr. phil. Dipl.-Psych. Siegfried Lehrl

Bereich Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie

der Psychiatrischen Universitätsklinik Erlangen

Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik

Schwabachanlage 6

91054 Erlangen

siegfried.lehrl@uk-erlangen.de

Fußnoten

Bereich Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Psychiatrischen Universitätsklinik Erlangen, Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik (Direktor: Prof. Dr. med. Johannes Kornhuber)

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