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VORSCHAU ASU 11/2017

Schwerpunkt: “Arbeiten in der digitalen Welt“

Doch welche Rolle hat der Mensch dabei, fragt Dr. Ulrike Hein-Rusinek in der Hefteinführung. Ist er Akteur oder Opfer? – Die technische Seite der Digitalisierung hat einen ungebremsten Beschleunigungsprozess. Unser kultureller Umgang damit verläuft in den menschlichen Dimensionen des Lernens und hinkt bedrohlich hinterher.

Social Media und digitale Kommunikation ermöglichen bisher ungeahnte Verbreitung und Durchdringung. Die hinterletzten Ecken der Welt werden digital erschlossen und erreicht. Der Entwicklungsschub katapultiert traditionelle Lagerfeuer-Erzählkulturen in Regionen der Dritten Welt direkt ins Internet zu Google und Facebook. Was bedeutet das für diese Gesellschaften? Was bedeutet es für unsere europäisch gewachsene Kultur? Ergeben sich nicht wunderbare Möglichkeiten, Werte wie die Menschenrechte überall zu verbreiten und damit einen globalen Demokratisierungs- und Befreiungsprozess einzuleiten?

Sabria David beschreibt, wie wir unsere Kulturtechniken und Unternehmensstrukturen lernend dem technischen Fortschritt anpassen müssen. Die neue Freiheit ist mit einer großen Verantwortung verbunden. Wir müssen uns zum souveränen Mediennutzer mit entsprechenden sozialen Nutzungskompetenzen entwickeln, zum Beispiel sich abgrenzen und verpassen lernen. Digitaler Arbeitsschutz soll den Fortschritt der digitalen Technologie in die Verhaltens- und Verhältnisprävention der Arbeitswelt integrieren.

Bei geschwächter oder fehlender Souveränität, so warnt Dr. Manfred Nelting, der Gründer der Gezeiten Haus Kliniken kann es zu Dysbalancen und Krankheit kommen. Die Basis für eine stabile Medienresilienz muss schon früh gelegt und weiterentwickelt werden.

Dr. Sabine Schonert-Hirz berichtet aus ihrer Beratungspraxis als Stresscoach sowie den Ergebnissen ihrer neuen Studie zu digitalem Stress. Sie beschreibt die Neurobiologie der „digitalen Sogwirkung“. Wie behalten wir die Oberhand und schützen uns vor gesundheitsschädlichen Gewohnheiten? Wie entwickeln wir eine gesunde Selbstdisziplin?
Den digitalen Transformationsprozess in den Unternehmen nimmt Astrid Jansen in den Fokus. Bewährte Führungsinstrumente werden in Frage gestellt, Verunsicherung angesichts der Entgrenzung von Arbeitszeit und Arbeitsort sowie zunehmender Komplexität greifen um sich. Die Autorin zeigt an Beispielen aus der betrieblichen Praxis, wie mit neuen Denkmodellen und Mut zur Selbstreflexion dieser Wandel zu beherrschen ist.

Im Interview diskutieren Petra Müller-Knöß, IG Metall-Expertin für Gesundheitsschutz, und Prof. Sascha Stowasser, Direktor des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft über die Digitalisierung in den Unternehmen. Es geht um mehr als interne betriebliche Regelungen zur Nutzung der Digitalisierung: Stress in der online-Welt, allzeit-Verfügbarkeit und die Beschleunigung von Abläufen stellen nie gekannte Herausforderungen an alle, die mit den Neuen Medien umgehen. Der digitale Transformationsprozess braucht, so Sascha Stowasser eine begleitende ethische Diskussion.

"Spätestens bei der Diskussion zur Künstlichen Intelligenz muss uns klarwerden, dass wir wegweisende Technologien für die zukünftigen Generationen der Menschheit in Gang setzen.“ Petra Müller-Knöß erwartet, dass digitale Arbeitsmittel die Arbeit humaner und gesundheitsförderlicher machen können. Dazu sind die Rahmenbedingungen allerdings anders zu gestalten. „Präventiver Arbeitsschutz muss die Verhältnisse, unter denen gearbeitet wird, in den Blick nehmen. Es reicht nicht, darüber nachzudenken, wie Beschäftigte stark gemacht werden können für den Umgang mit digitalen Arbeitsmitteln.“

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