Das American College of Occupational and Environmental Medicine (ACOEM) hat die Initiative ergriffen und die Repräsentanten der wissenschaftlichen Fachgesellschaften erstmals zu einem Erfahrungsaustausch anlässlich seiner Jahrestagung in Orlando/Florida eingeladen, zu dem 16 Vorsitzende und Präsidenten arbeitsmedizinischer Fachgesellschaften anreisten. Der Einladung gefolgt sind Repräsentanten aus Nigeria, Indien, Großbritannien, Australien, Neuseeland, Schweiz, Brasilien, Slowakei, Philippinen, Irland, Dänemark, Estland, Kanada und Deutschland. Die DGAUM wurde vertreten durch ihren Präsidenten, Prof. Dr. Hans Drexler, Erlangen, und Prof. Dr. Thomas Kraus, Aachen, der die DGAUM auch bei der Europäischen Vereinigung medizinischer Fachgesellschaften (UEMS) vertritt.
Das ACOEM wurde bereits 1916 gegründet und vertritt 4500 Arbeitsmediziner und Wissenschaftler in der Arbeitsmedizin in den USA. Es ist damit die größte medizinische Fachgesellschaft in den USA, die sich der Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz widmet. Wie die deutsche Fachgesellschaft der Arbeitsmedizin sieht auch das ACOEM die präventive Medizin, die klinische Vorsorge, die Forschung und die Gesundheitsbildung als die wichtigsten Aufgabenfelder an. Die Präsidentschaft ging dieses Jahr von Karl Auerbach auf Ronald Loeppke über. Das Journal der ACOEM ist das ebenfalls in Deutschland vielgelesene Journal of Occupational and Environmental Medicine (JOEM), dessen Herausgeber Paul W. Brandt-Rauf, ordentlicher Professor für Environmental and Occupational Health Sciences an der University of Illinois, Chicago, ist.
An der Jahrestagung 2013, die vom 28. April bis 1. Mai in Orlando stattfand, nahmen insgesamt 1500 Arbeitsmediziner teil. Das Programm umfasste die gesamte Bandbreite von aktuellen Themen, wie die auch im Rahmen der Jahrestagungen der DGAUM vertreten sind. Das ACOEM will auf den Jahrestagungen insbesondere die Inhalte vertiefen, die von dieser Gesellschaft als Kernkompetenzen der klinischen Arbeits- und Umweltmedizin definiert wurden. Es handelt sich dabei um:
- Arbeitsmedizisch relevante Gesetze und Regulierungen
- Umweltmedizin
- Arbeitsfähigkeit und Arbeitsunfähigkeit
- Toxikologie
- Gefährdungsanalyse und Maßnahmen zur Gefahrenabwehr
- Unfallbereitschaft und Notfallmanagement
- Gesundheit und Produktivität
- Public Health, Gesundheitsüberwachung und Prävention von Krankheiten
- Arbeitsmedizinisches Management und Verwaltung
Die Vertreter der arbeitsmedizinischen Fachgesellschaften haben zunächst die Situation der Arbeitsmedizin in ihren Ländern dargestellt, anschließend wurde über die kommenden Herausforderungen und die sich daraus ergebenden Chancen für die Arbeitsmedizin diskutiert.
Trotz der zum Teil erheblichen inhaltlichen Unterschiede im Detail ist für alle arbeitsmedizinischen Fachgesellschaften die Gesundheit und Gesunderhaltung des Arbeitnehmers das zentrale Leitmotiv. Nach Auffassung aller Anwesenden hat ein sinnvoller präventiver Ansatz am Arbeitsplatz nicht nur die arbeitsbedingten Gefährdungen im Fokus, sondern nutzt das Setting Arbeitsplatz, um einen umfassenden präventiven Ansatz zu verfolgen. Dazu gehören auch präventive Ansätze zum Tabak- und Alkoholmissbrauch, Früherkennungs- und Interventionsstrategien für Volkskrankheiten, wie z. B. Diabetes mellitus, Hypertonie, Fettstoffwechselstörungen und Adipositas. Bei den Herausforderungen wurde von fast allen Vertretern die Bedeutung psychischer Fehlbelastungen hervorgehoben. In den westlichen Industrienationen spielt zudem der demografische Wandel eine große Rolle. Der Erfahrungsaustausch zeigte, dass die Arbeitsmedizin weltweit zu einem eigenständigen Fachgebiet der Medizin geworden ist, wenngleich dies noch nicht in gleicher Weise in den Universitäten abgebildet ist.
Die Organisatoren werden die Ergebnisse im JOEM ausführlicher darstellen. Darüber wird dann in einer Kurzfassung auch in der ASU berichtet.
Prof. Dr. med. Hans Drexler
Präsident der DGAUM
