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Diese zwei: Charakterköpfe durch und durch, „Urgesteine“ der deutschen Arbeitsmedizin, langjährige Inhaber der Lehrstühle für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin an den Universitäten zu Erlangen beziehungsweise zu Mainz, viele Jahre Mitglieder in Gremien der Wissenschafts-, Gesundheits- und Sozialpolitik sowie der ärztlichen beziehungsweise wissenschaftlichen Selbstverwaltung, Wegbereiter für Vieles, das maßgebend wurde für die von ihnen vertretenen Fachgebiete, Diener der Fachgesellschaft im Vorstand, als Präsident beziehungsweise Vizepräsident, Träger des Bundesverdienstkreuzes. Diese Aufzählung ließe sich um viele weitere Funktionen und Zeilen erweitern. Ehre, wem Ehre gebührt.
Aber wie für alles im Leben, so setzen uns Menschen die „allmächtige Zeit und das ewige Schicksal“ (Goethe) Grenzen: Zum Ende den Monats Juli beziehungsweise September sind Professor Dr. med. Dipl.-Ing. Stephan Letzel in Mainz und Professor Dr. med. Hans Drexler in Erlangen in den Ruhestand getreten. Für alle Mitglieder der Fachgesellschaft und im Vorstand der DGAUM möchten wir uns bei beiden sehr, sehr herzlich bedanken sowohl für ihr unermüdliches Engagement in allen Belangen als auch für die von ihnen mit Augenmaß und Vernunft vertretenen Fachgebiete, die jeder für sich und auf die jeweilige Weise geprägt haben. Darüber hinaus haben sie für die DGAUM Herausragendes geleistet. Dies wollen wir ebenfalls mit gebührendem Respekt und großer Dankbarkeit anerkennen.
An dieser Stelle ist nochmals ganz besonders daran
zu erinnern, dass beide 2011/2012 die Etablierung einer hauptamtlichen Geschäftsstelle mit einer professionell arbeitenden Geschäftsführung vorangetrieben und die Geschäftsstelle dann ab 2013 viele Jahre aktiv begleitet haben. In diese Zeit fällt unter anderem die Novellierung der „Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV)“ im Jahr 2013, die die Bedeutung der durch die ärztliche Schweigepflicht geschützte Beratung von Erwerbstätigen in der betrieblichen Prävention und Gesundheitsförderung deutlich gestärkt hat. Auch zu nennen ist die Verabschiedung des „Gesetzes zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention“ (2015). Mit diesem wurden die Fachärztinnen und -ärzte für Arbeitsmedizin beziehungsweise die Fachärztinnen und -ärzte mit der Zusatzbezeichnung „Betriebsmedizin“ erstmals auch zu
Akteuren im Sozialgesetzbuch (SGB) V, dem Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung. Das sogenannte Präventionsgesetz ebnete im Jahre 2016 den Weg zur Kooperation mit der BARMER, einem großen Unternehmen der gesetzlichen Krankenversicherung. Neben der Entwicklung einer ersten bundesweit geltenden Impfvereinbarung nach § 132e SGB V für Betriebsärztinnen und Betriebsärzte (2019) darf das Modellvorhaben nach § 20g SGB V „Gesund arbeiten in Thüringen (GAIT)“ ebenfalls Leuchtturmcharakter beanspruchen, zumal von Beginn an im Jahre 2017 die Thüringer Ministerin für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie, Heike Werner, MdL, die Schirmherrschaft dafür übernommen hat und das Projekt seitdem politisch in vielerlei Hinsicht unterstützt und fördert. Ziel von GAIT war und ist, im bis ins Jahr 2025 laufenden Transferprojekt, die Verbesserung der arbeitsmedizinischen Versorgung für Beschäftigte in sogenannten KKMU, also Kleinst-, kleinen und mittleren Betrieben und Unternehmen in Thüringen, an den Schnittstellen zwischen medizinischer Prävention am Arbeitsplatz hin zur Kuration und Rehabilitation. Hans Drexler und Stephan Letzel sind, das darf man so salopp, aber in keiner Weise despektierlich, sagen, in der Politik „Klinken putzen gegangen“, haben um Verständnis und Akzeptanz für die Bedeutung der arbeitsmedizinischen Versorgung durch die vielen Betriebsärztinnen und -ärzte geworben. „Arbeitsmedizin“ und „Betriebsarzt“ sind heute auch im Bundesministerium für Gesundheit keine Fremdworte mehr. Das ist ein unbestreitbares Verdienst von Hans Drexler und Stephan Letzel. Dies wird unvergessen bleiben.
Seit ihrer Zeit als Assistenten am arbeitsmedizinischen Institut der Erlanger Universität verbindet beide eine tiefe und enge Freundschaft: sich gegenseitig wertschätzend und achtend, aber immer wieder auch kritisch begleitend, an der Sache orientiert und im wissenschaftlichen Diskurs die Streitkultur im kreativsten Sinne lebend, haben sie sich Stütze und Halt auch in weniger schönen Situationen des beruflichen Wirkens und des privaten Lebens gegeben. Sicherlich haben sie nun im Ruhestand etwas mehr Zeit und Muße, diese Freundschaft zu leben. Deshalb flechten wir in den Kranz unseres allerherzlichsten Dankes den Wunsch ein: ad multos annos. Genießt weiterhin das Leben!
Prof. Dr. med. Thomas Kraus Dr. phil. Thomas Nesseler
Präsident DGAUM Hauptgeschäftsführer DGAUM