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Das Forum Arbeitsphysiologie stellt sich vor

Ziele und Historie des Forums 1

Das Forum versteht sich als Plattform, auf der sich Wissenschaftler/-innen aus den genannten Fachgesellschaften, aber auch aus den angrenzenden Fachgebieten wie die Arbeitsepidemiologie, Arbeitspsychologie, Gesundheitswissenschaften, Versorgungsforschung mit Fokus auf die Themen „Gesundheit und Arbeit“ wissenschaftlich austauschen. Das übergreifende Ziel ist die Förderung der Arbeitsphysiologie als Teilgebiet der Arbeitsmedizin und der Arbeitswissenschaft. Die Aktivitäten des Forums ordnen sich damit in das breite Feld der historisch entstandenen und heute aktuellen Anwendungsfelder der Arbeitsphysiologie ein, wie sie Strasser im Jahr 2007 umfassend dargestellt hat.

Seit der Gründung des Forums am 22. bis 24. 11. 1996 in Großbothen sind 17 Jahre vergangen. Sieht man auf die Liste der Gründer, so stellt man einen beinahe kompletten Generationswechsel fest: Die Gründer, die ein beinahe selbstständiges Fachgebiet in die Zukunft führen und dabei das Potenzial der ehemals zwei deutschen Staaten auf diesem Gebiet nutzen wollten, kommen nur noch teilweise als die Veteranen zu den Veranstaltungen. Der großzügige Unterstützer Dr. Karl-Otto Winkler, dessen Stiftung wir den nötigen Spielraum für die Veranstaltung einschließlich der Vergabe von Prämien für die besten Vorträge und Poster verdanken, ist bereits verstorben. Eine neue Generation arbeitsphysiologisch tätiger Wissenschaftler verfolgt die Arbeitsphysiologie teils mit anderen Schwerpunkten und Methoden.

  • Die Fragestellungen haben sich verändert:Während die Beurteilung der Arbeitsschwere heute überwiegend den Engpass bei den Belastungen des Muskel-Skelett-Systems verfolgt, sind psychophysische Effekte von psychomentalen und psychoemotionalen Belastungen im Fokus. Dennoch bleiben auch körperliche Belastungen ein Arbeitsgegenstand der Arbeitsphysiologie.
  • Die Methoden haben sich verändert:Die Verfügbarkeit von Methoden scheint sich erheblich verbessert zu haben. Viele physiologische Parameter sind auf jedem üblichen PC zu erfassen und zu verarbeiten. Das Problem besteht eher in der angemessenen Auswahl, Erhebung, Verarbeitung und Interpretation der Parameter, was deutlich schwieriger geworden ist.
  • Die Einsatzgebiete physiologischer Untersuchungen in der Arbeitsmedizin haben sich verändert:Während es vor drei Jahrzehnten noch isolierte arbeitsphysiologische Teiluntersuchungen gab, werden heute fast immer komplexe Untersuchungsansätze verfolgt, die mit klinischen, epidemiologischen und psychologischen Methoden verknüpft sind.

Daraus folgt, dass es heute nur noch selten den „Arbeitsphysiologen“ gibt, aber dennoch Wissenschaftler, die das sich ständig aktualisierende Wissen der allgemeinen Physiologie, der Psychophysiologie und der Sportphysiologie in die Arbeitsphysiologie integrieren und pflegen sowie mit den arbeitsphysiologischen Fragestellungen verknüpfen müssen. Im Forum sind mit unterschiedlichen Aktivitäten etwa 100 Mitglieder tätig, darunter eine Kerngruppe von ca. 20 Personen sowie jedes Jahr zum Nachwuchssymposium ca. 20 Jungwissenschaftler, von denen die Hälfte mindestens zwei- oder mehrfach anwesend ist.

Arbeit mit Nachwuchswissenschaftlern

Da die Arbeitsphysiologie bei der Gründung des Forums 1996 nicht mehr im Forschungs-„Mainstream“ der großen arbeitsmedizinischen Institute lag, wurde die Idee von Nachwuchssymposien geboren, über die die arbeitsphysiologische Forschung sowie die praxisnahe Arbeitsmedizin gefördert werden soll. Die Förderung durch die Winkler-Stiftung für Arbeitsmedizin im Stifterverband für die deutsche Wissenschaft sowie temporär auch durch die DGAUM hat sich in allen Jahren insbesondere auf diese Plattform gerichtet, auf der sich junge Nachwuchswissenschaftler jährlich treffen, um ihre wissenschaftlichen Ergebnisse darzustellen, zu diskutieren und zu qualifizieren, die sie mit den Methoden der Arbeitsphysiologie erzielt haben. In der Jury wirken gleichberechtigt Senioren und junge Nachwuchswissenschaftler in einem anonymen Bewertungsverfahren aller Beiträge mit. Die Beurteilung erfolgt nach festgelegten Kriterien, die jedem Teilnehmer transparent dargestellt werden.

Die Fördermittel der Winkler-Stiftung werden ausschließlich für die jungen Wissenschaftler/-innen verwendet. Die „Senioren“ stellen sich dagegen für die Dauer der Veranstaltung als Gesprächspartner/-innen für die jüngeren Wissenschaftler/-innen und Diskutanten der Beiträge zur Verfügung und tragen ihre Aufwendungen privat oder bekommen diese vom Arbeitgeber erstattet.

Die wissenschaftlichen Gesellschaften selbst verfügen nicht über die finanziellen Mittel zur Finanzierung derartiger Veranstaltungen für Nachwuchswissenschaftler und ein Sponsoring durch die Industrie scheidet aus, da es dieses in der Arbeitsmedizin im Unterschied zu vielen klinischen Disziplinen der Medizin faktisch kaum gibt. Diese Situation unterscheidet sich auch heute nicht wesentlich von der des Gründungszeitpunkts der Nachwuchssymposien und von dem Gedanken des Stifters Dr. Karl-Otto Winkler, den wir über viele Jahre im Rahmen der Nachwuchssymposien und als Mitglied des Forums erleben durften. Die Förderung entspricht dem Stiftungszweck, in dem es u. a. heißt: „Die Stiftung vergibt Fördermittel vor allem für Symposien, die das Ziel haben, jüngere Arbeitsmediziner aus der betrieblichen Praxis und wissenschaftlichen Einrichtungen sowie Betriebsärzte zur Entwicklung gemeinsamer Projekte zusammenzuführen.“

Die jeweils drei am besten bewerteten Vorträge und Poster erhalten eine Anerkennungsprämie der Winkler-Stiftung. Die Beiträge aller Preisträger von Nachwuchssymposien werden regelmäßig als Poster auf der Frühjahrstagung der GfA und der Jahrestagung der DGAUM vorgestellt. Die Abstracts der Preisträger werden bei der DGAUM in den Tagungsband der nachfolgenden Jahrestagung aufgenommen. Die jährlich erscheinenden Preisträgerbroschüren sind ab dem Jahr 2001 auf der Webseite des Forums zu finden (s. „Weitere Infos“).

Das diesjährige Nachwuchssymposium findet vom 9.–10. November 2013 in Tübingen statt. Während bis zum 11. Symposium im Jahr 2007 die Einladung dazu für Nachwuchswissenschaftler in der Arbeitsphysiologie erging, wurde in den Folgejahren die Öffnung für junge Mitarbeiter anderer Arbeitsgruppen, verbunden mit einer breiteren inhaltlichen Aufstellung praktiziert, auch nach außen hin sichtbar durch die Umbenennung in Symposium „Arbeitsmedizin und Arbeitswissenschaft für Nachwuchswissenschaftler“. Auch zukünftig wird das FAP bei entsprechenden Rahmenbedingungen im Auftrag der DGAUM zu diesen Symposien alle an der Arbeitsmedizin bzw. Arbeitswissenschaft interessierten jungen Wissenschaftler einladen.

Leitlinien

Es gehört zu der Aufgabe des Forums, arbeitsphysiologisch relevante Leitlinien zu entwickeln und zu pflegen. Zu folgenden Themen finden sich wissenschaftliche Leitlinien:

Aktuelle Leitlinien der AWMF sind (aktueller Stand 01. 07. 2013)

  • Arbeit unter Einwirkung von Infrarotstrahlung (Wärmestrahlung) – Gefährdungen und Schädigungen von Augen und Haut (002-010),
  • Arbeiten in Überdruck (002-011),
  • Oberflächen-Elektromyographie in der Arbeitsmedizin, Arbeitsphysiologie und Arbeitswissenschaft (002-016),
  • Bewertung körperlicher Belastungen des Rückens durch Lastenhandhabung und Zwangshaltungen im Arbeitsprozess (002-029),
  • Arbeit unter klimatischer Belastung: Hitze (002-039),
  • Arbeit unter klimatischer Belastung: Isolierende Schutzbekleidung als Sonderfall einer Hitzebelastung (002-040),
  • Arbeit unter klimatischer Belastung: Kälte (002-041).

In der Aktualisierung befinden sich zurzeit die Leitlinien zu

  • Nutzung der Herzfrequenz und der Herzfrequenzvariabilität in der Arbeitsmedizin und Arbeitswissenschaft,
  • Nacht- und Schichtarbeit,
  • Untersuchung der Händigkeit.

Kooperationen

Eine grundlegende Zusammenarbeit ergibt sich bereits aus der gemeinsamen Trägerschaft des Forums durch die DGAUM und die GfA.

Innerhalb der DGAUM gibt es Kooperationen mit anderen Arbeitsgruppen, besonders intensive zur AG Psychische Gesundheit bei der Arbeit: Fragen der Psychophysiologie werden von einem damit befassten Personenkreis sowohl in dieser AG als auch im Forum Arbeitsphysiologie behandelt. In der Vergangenheit sind zwei gemeinsame Veranstaltungen innerhalb der DGAUM am Rand der Nachwuchssymposien durchgeführt worden:

  • 2011: Gemeinsame Veranstaltung mit der AG Epidemiologie der DGAUM zum Thema „Physiologische Messungen in Interventionsstudien: Potenziale, Erfahrungen, Limitationen“.
  • 2012: Gemeinsames Kolloquium mit der AG Psychische Gesundheit bei der Arbeit zum Rahmenthema „Wie ergänzen sich Methoden zur Beurteilung der psychischen Gesundheit und Methoden der Arbeitsphysiologie bei der Belastungs- und Beanspruchungsanalyse?“

Durch die Bearbeitung von wissenschaftlichen Leitlinien kommt es darüber hinaus zu einer weiteren themenbezogenen Zusammenarbeit bei der Diskussion wissenschaftlicher Standpunkte.

Personelles

Die Arbeit des Forums Arbeitsphysiologie wird von einem Leitungsgremium 2 koordiniert. Von den ehemaligen Teilnehmern der Nachwuchssymposien sind dem Forum bisher 11 Berufungen auf einen Lehrstuhl der Arbeitsmedizin oder der Arbeitswissenschaft bekannt geworden 3 .

Darüber hinaus sind zahlreiche Dissertationen und Publikationen mit der Tätigkeit in der Arbeitsphysiologie und damit auch innerhalb des Forums Arbeitsphysiologie der DGAUM und der GfA verbunden.

Fazit

Der ursprüngliche Gründungsgedanke der Nachwuchsentwicklung und das Ziel der Kombination des wissenschaftlichen Erfahrungsaustausches mit einem gegenseitigen „Voneinander-Lernen“ sind aus unserer Sicht bisher gelungen.

Die Arbeit des Forums konzentriert sich primär auf die Erhaltung und die Pflege arbeitsphysiologischer Erkenntnisse und Methoden in allen arbeitsmedizinischen und arbeitswissenschaftlichen Anwendungsfeldern. Dabei ist es auch an einer Kooperation mit anderen Teilgebieten der Arbeitsmedizin und der Arbeitswissenschaft interessiert. Dazu zählen neben den ingenieurtechnisch-ergonomischen auch sozialwissenschaftlich orientierten Disziplinen. Deren überwiegend an subjektiven Beanspruchungsmerkmalen orientierten Untersuchungen und Ergebnisse sollen durch zweckmäßig ausgewählte und der Aussagefähigkeit der Methoden und Untersuchungsdesigns angemessene physiologische Ansätze ergänzt werden.

Das Forum versteht sich darüber hinaus im Rahmen seiner personellen und institutionellen Ressourcen auch weiterhin als Förderer der Nachwuchsarbeit anderer Teilgebiete innerhalb der Arbeitsmedizin über die entsprechenden Arbeitsgruppen der DGAUM, denen es eine gemeinsame Plattform bieten kann.

B. Hartmann, A. Klussmann, I. Böckelmann, R. Stoll

Literatur

Strasser H: Zur Entwicklung der Arbeitsphysiologie und Ergonomie im deutschsprachigen Raum – Aufgaben und Ziele in Lehre und Forschung. Z Arb Wiss 2007; 61: 134–160.

Für die Autoren

Prof. Dr. med. Bernd Hartmann

ArbMedErgo Beratung

Steinbeker Grenzdamm 30d

22115 Hamburg

hartmannbernd_hamburg@web.de

Fußnoten

 1 Gründungsmitglieder: W. H. Ehrenstein (Dortmund), P. Engel (Marburg), H. Frauendorf (Berlin), B. Griefahn (Dortmund), H. Krueger (Zürich), B. Litschauer (Wien), E. Pfister (Magdeburg), W. v. Restorff (Koblenz), K. Scheuch (Dresden), G. Schreinicke (Leipzig), G. H. Schwaberger (Graz), H. Strasser (Siegen), H.-V. Ulmer (Mainz), K. O. Winkler (Krefeld), D. Wirth (Dresden).

 2 Derzeitiges Leitungsgremium: Prof. Bernd Hartmann (Hamburg), Prof. Irina Böckelmann (Magdeburg), Dr. André Klußmann (Wuppertal) und Prof. Regina Stoll (Rostock).

 3 Prof. Irina Böckelmann (Magdeburg), Prof. Brigitta Danuser-Nideröst (Lausanne), Prof. Hans-Martin Hasselhorn (Berlin), Prof. Bernhard Kampmann (Wuppertal), Prof. Karsten Kluth (Siegen), Jun. Prof. Jarek Krajewski (Wuppertal), Prof. Axel Muttray (Mainz), Prof. Monika A. Rieger (Tübingen), Prof. Regina Stoll (Rostock), Prof. S. Stowasser (Düsseldorf), Jun. Prof. Andreas Wittmann (Wuppertal)

    Weitere Infos

    Forum Arbeitsphysiologie: Ziele und Historie

    http://www.dgaum.de/wir-ueber-uns/forum-arbeitsphysiologie/ziele-und-historie

    Website des Forums Arbeitsphysiologie

    http://www.forum-arbeitsphysiologie.de

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