Die 57. Wissenschaftliche Jahrestagung der DGAUM war der bisher erfolgreichste Kongress in der Geschichte der Fachgesellschaft. Zwischen dem 15. und 17. März 2017 besuchten insgesamt 955 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diese Tagung an der Universität Hamburg. Auf dem Programm mit den Schwerpunktthemen „Gesundheitsschutz in der Transport- und Logistikbranche“, „Beruflich bedingte Infektionen“ sowie „Das neue Präventionsgesetz in der Praxis“ standen insgesamt 65 wissenschaftliche Veranstaltungen sowie eine umfangreiche Poster-Ausstellung mit insgesamt 130 wissenschaftlichen Postern zum gesamten Themenspektrum der modernen Arbeitsmedizin. Die drei besten Poster wurden mit einem Preis ausgezeichnet.
Ergänzt wurde dieses Angebot durch die Industrieausstellung. Hier präsentierten sich 50 Unternehmen auf einer Fläche von über 340 Quadratmetern. Zum Gelingen eines solchen Kongresses tragen viele Akteure sowohl mit ihren konzeptionellen Vorstellungen und inhaltlichen Anregungen als auch mit ihrem herausragenden Engagement bei. Deshalb dankt der Vorstand der DGAUM allen Beteiligten, und hier insbesondere dem Team um den Kongresspräsidenten, Professor Volker Harth, für die sehr gute Zusammenarbeit bei der Gestaltung des Kongressprogramms, das bei den Kongressbesuchern hervorragend angenommen wurde. Dies ist verbunden mit der Vorfreude auf die 58. Jahrestagung der DGAUM, die vom 7. bis 9. März 2018 wieder in München stattfinden wird.
Eröffnungsveranstaltung: Betriebsärzte als geborene Gesundheitsmanager
Bereits bei der Eröffnungsveranstaltung gab der Präsident der DGAUM, Professor Hans Drexler, eine wichtige Orientierung für die weiteren Diskussionen beim Kongress: „Wir müssen jetzt darauf achten“, so Drexler bei seiner kurzen Begrüßungsansprache, „dass nicht selbsternannte Experten für Gesundheitsförderung mit zweifelhaften Konzepten in die Betriebe eindringen, weil sie hier lukrative Märkte zu finden glauben. Jeder Betriebsarzt hat mindestens eine elfjährige Aus- und Weiterbildung hinter sich und da Gesundheit auch mit medizinischem Wissen etwas zu tun hat, ist für mich der Betriebsarzt der geborene Gesundheitsmanager, insbesondere auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Wir werden als Fachgesellschaft versuchen, Qualitätsstandards und qualitätssichernde Maßnahmen zu erarbeiten, damit die Prävention auf dem gleich hohem wissenschaftlichen Niveau wie die Diagnostik und Therapie angeboten werden kann. Damit wird der Betriebsarzt in Sachen Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung mit Sicherheit konkurrenzlos werden.“
Und weiter: „Das Bekenntnis zu der arbeitsmedizinischen Wissenschaft ist eine Anerkennung des Fachs, denn ohne die Wechselwirkung Praxis und Wissenschaft kann sich auf Dauer kein Fach weiterentwickeln, was die Voraussetzung für den Fortbestand der Fächer ist. Und nur dadurch ist gewährleistet, dass das Fach von den Studierenden der Medizin auch wahrgenommen wird.“ Gerade im Bereich der Nachwuchsförderung wurden in Hamburg zwei Veranstaltungen angeboten, einmal vom „Aktionsbündnis Nachwuchs in der Arbeitsmedizin“ für Medizinstudierende sowie von der DGAUM selbst für Doktorandinnen und Doktoranden.
Mitgliederversammlung:Berichte des Präsidenten und des Vizepräsidenten sowie des Schatzmeisters und der Kassenprüfer
Wie in jedem Jahr fand im Rahmen der Jahrestagung auch wieder die Mitgliederversammlung statt. 106 Mitglieder waren anwesend und nahmen die Berichte des Präsidenten und des Vizepräsidenten sowie des Schatzmeisters und der Kassenprüfer entgegen, nachdem zuerst der verstorbenen Mitglieder gedacht worden war: Dr. Johannes Högemann, Dr. Otto Rieger, Dr. Egfried Rösser, Dr. Veit Stoßberg, Prof. Dr. Alfred Thiess, Dr. Hugo Wrede, Dr. Heinrich Zeller.
Professor Drexler skizzierte im Rechenschaftsbericht des Präsidenten die Arbeit des Vorstandes im vergangenen Jahr. Das Führungsgremium traf sich insgesamt zu sechs Terminen, zwei Präsenzsitzungen und vier Telefonkonferenzen. Im Mittelpunkt der Arbeit standen dabei das Qualitätsmanagement, etwa in der Erstellung von Leitlinien oder in der Ausrichtung der Jahrestagung sowie von weiteren Fortbildungsveranstaltungen, die politische Lobby- und Beziehungsarbeit zu Akteuren der öffentlichen und veröffentlichten Meinung sowie die Gestaltung und Umsetzung der im Jahr 2016 eingegangenen Kooperation mit der BARMER zur Umsetzung des Präventionsgesetzes mit dem Modellvorhaben „Gesund arbeiten in Thüringen“ sowie einer vertraglichen Regelung für Schutzimpfungen durch Betriebsärzte.
Zur Vorstandsarbeit gehören ebenfalls die Stellungnahmen der Fachgesellschaft. Hier ist vor allem die breit gestreute und bestens rezipierte Stellungnahme vom September 2016 „Der demografische Wandel in unserer Gesellschaft und die zukünftige arbeitsmedizinische Versorgung“ hervorzuheben. Im Fokus dieser Publikation steht eine kritische Auseinandersetzung zum immer wieder behaupteten Betriebsärztemangel und mit der BAuA-Studie von 2014 zum arbeitsmedizinischen Betreuungsbedarf. Positiv ist hervorzuheben, dass die Arbeits- und Sozialministerkonferenz im Dezember 2016 einen Beschluss fasste, die Arbeitsmedizin an den Universitäten zu stärken, und entsprechende Empfehlungen an die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz sowie an den Medizinischen Fakultätentag gerichtet hat.
Mitgliederentwicklung weiter positiv
Der Vizepräsident, Professor Stephan Letzel, berichtete schwerpunktmäßig über die Mitgliederentwicklung und die Arbeit der Geschäftsstelle der DGAUM. Diese habe sich auch im vierten Jahr ihres Bestehens hervorragend entwickelt und sei zu einer kaum mehr wegzudenkenden Serviceeinheit für die Mitglieder und den Vorstand der Fachgesellschaft geworden. Dort werden viele Veranstaltungen, kommunikative Maßnahmen oder Lobbyaktivitäten inhaltlich und organisatorische vorbereitet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle sind die ersten Ansprechpartner, wenn es gilt, der DGAUM ein „Gesicht“ nach innen und außen zu geben. Deshalb sei es selbstverständlich, dass im Bereich des Mitgliederservices jegliche Anstrengungen unternommen werden, um den Mitgliedern, eine gute Betreuung anzubieten. Bei der Mitgliederentwicklung hält der insgesamt sehr positive Trend an, der im Wesentlichen seit der Etablierung einer hauptamtlichen Geschäftsstelle in München eingesetzt hat. Seitdem hat die DGAUM 365 Mitglieder neu gewonnen und kann nach Abzug der Austritte und Todesfälle einen Netto-Mitgliederzuwachs von 202 verbuchen. Derzeit hat die Fachgesellschaft insgesamt 1070 Mitglieder. Letzel bat nochmals darum, auch im persönlichen Umfeld für eine Mitgliedschaft zu werben, da ein starker Verband im Wettbewerb um Aufmerksamkeit und Akzeptanz gerade im politischen Umfeld einfach mehr Möglichkeiten habe.
Der Schatzmeister der DGAUM, Privatdozent Dr. Stephan Weiler, bewertete in seinem Bericht zur finanziellen Lage die Gesamtentwicklung der DGAUM ebenfalls positiv: Die steigenden Mitgliederzahlen und die erfolgreiche Vermarktung der Jahrestagung mit guten Besucherzahlen sowie einem stärkeren Interesse bei den Industrie-Ausstellern, dazu die neuen Veranstaltungsaktivitäten dokumentierten die kontinuierliche Fortsetzung der vielfältigen positiven Entwicklungen innerhalb der DGAUM auch in den Bilanzzahlen. Darüber hinaus gelang es 2016 erstmals nach drei Jahren wieder mit einem positiven Jahresergebnis abzuschließen. Damit sei die Prognose von Vorstand und Hauptgeschäftsführer bestätigt worden, dass man mit der Etablierung einer eigenständigen hauptamtlich arbeitenden Geschäftsstelle mindestens drei Investitionsjahre benötigen würde. Nun sei aber der Turnaround geschafft und auch eingedenk der Projektvorhaben mit der BARMER eine weitere gute Entwicklung möglich.
Zum ersten Mal berichtete Frau Dr. Niedermeier für den inzwischen leider verstorbenen Dr. Veit Stoßberg für die Kassenprüfer der DGAUM. Am 8. Februar 2017 hatte in der Geschäftsstelle die Kassenprüfung stattgefunden. Dabei konnte eine allseits sach- und fachgerechte Buchhaltung bestätigt und alle Nachfragen umfassend beantwortet werden. Berichte und Informationen aus den einzelnen Arbeitsgruppen der DGAUM rundeten die Mitgliederversammlung ab.
Weitere Informationen zu den Berichten von Präsident, Vizepräsident und Schatzmeister sind online verfügbar: Für die Mitglieder der DGAUM sind alle Vortragsfolien zur Mitgliederversammlung mit Detailinformationen zum Download im geschlossenen Mitgliederbereich auf der Homepage hinterlegt.
Dr. phil. Thomas Nesseler
Hauptgeschäftsführer DGAUM
Poster-preise 2017
Wie bei jeder Jahrestagung wurden auch in Hamburg 2017 wieder die drei besten Poster mit Preisen ausgezeichnet:
1. Poster-Preis nach Aachen (RWTH): Schneider I, Mädler M, Clos C, Lang J: „Praxisnahe und wissenschaftlich fundierte Erhebung psychischer Belastungen – Geht das überhaupt?“
2. Poster-Preis nach Bochum (IPA)Janssen-Weets B, Zahradnik E, Mitlehner W, Sander I, Brüning T, Raulf M: „Gibt es Unterschiede im Allergengehalt verschiedener Pferderassen?“
3. Poster-Preis nach Erlangen (FAU)Dennerlein K, Sauerer T, Goen T, Drexler H, Kilo S: „Ex-vivo-Untersuchung der intradermalen pH-Verschiebung nach Flusssäure-Exposition.“