Liebe Kolleginnen und Kollegen,
1949 war ein aufregendes Jahr. Die Bundesrepublik wurde gegründet, ebenso die NATO und die Volksrepublik China. In Deutschland wird das Grundgesetz verabschiedet, Theodor Heuss wird zum ersten Bundespräsidenten und Konrad Adenauer zum ersten Bundeskanzler gewählt.
Das Jahr 1949 war aber auch für uns, liebe Kolleginnen und Kollegen, ein bedeutendes. Vor 70 Jahren haben Werksärzte aus der Stahlindustrie und aus der chemischen Industrie unsere Organisation gegründet. Der Wiederaufbau nach Kriegsende ließ den Bedarf an Betriebsärzten in Industrie, Wirtschaft und Handwerk zu dieser Zeit stark ansteigen. Grund genug für unsere Gründungsväter, sich gemeinsam für die Gesundheit der Beschäftigten stark zu machen und sich zu organisieren. Diese Arbeitsmediziner haben uns den Weg geebnet. Sie waren wesentlich daran beteiligt, dass das Arbeitssicherheitsgesetz am 1. Dezember 1974 so in Kraft treten konnte, wie wir es heute noch kennen. Es war der VDBW, der das Gesetz auf den Weg gebracht hat. Unsere Dankbarkeit kann nur diesen weitsichtigen Vätern der
Arbeitsmedizin von damals gelten. Gleichzeitig stehen wir aber auch in der Pflicht. Unsere Aufgabe heute ist es, die Errungenschaften dieses Gesetzes zu verteidigen, aber auch, es weiterzuentwickeln und an die heutigen Bedingungen anzupassen.
Seit 70 Jahren vertritt der VDBW als größter arbeitsmedizinischer Berufsverband in der Bundesrepublik und in Europa die Interessen seiner mehr als 3300 Mitglieder in 20 Landesverbänden sowie weiteren berufsgruppenspezifischen Foren und Arbeitsgruppen. Unsere Mitglieder kommen aus allen Bereichen der betriebsärztlichen Praxis, vom internationalen Großunternehmen bis zur freiberuflichen eigenen Praxis.
Die Chancen, die der Wandel in der Arbeitswelt eröffnet, sind ähnlich wie bei der Automatisierung. Arbeitserleichterung und Reduzierung körperlich anstrengender Tätigkeiten auf der einen Seite, aber auch neue Risiken durch das Gefühl ständiger Überwachung oder Sicherheitsrisiken an der Mensch-Maschine-Schnittstelle auf der anderen Seite, so Staatssekretär Björn Böning vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
Herr Priv.-Doz. Dr. Hans-Jürgen Urban, Vorstandsmitglied der IG Metall, blickt auf die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zurück, benennt dabei alte und neue Problemlagen und skizziert Vorschläge für einen arbeits- und präventionspolitischen Kulturwandel in der gegenwärtigen Transformation der Arbeit.
Wir alle gemeinsam wollen uns nicht auf vergangenen Erfolgen ausruhen, sondern sind stets um Innovationen und Fortschritte bemüht. Der VDBW ist in die Zukunft gerichtet. Wir wollen und werden am Puls der Arbeitswelt bleiben, uns stets hinterfragen und weiterentwickeln. Der VDBW und wir Betriebsärzte müssen uns an die sich ständig verändernde Arbeitswelt anpassen. Diese hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt und wird dies auch weiterhin in rasantem Tempo tun. Vor allem die Verlängerung der Lebensarbeitszeit und der immer schwerer zu deckende Fachkräftebedarf werden uns in Zukunft beschäftigen. Wie hierfür neue technische Möglichkeiten im Zuge der Digitalisierung genutzt werden können, darüber referieren Dr. habil. Birgit Verworn und Dr. Elisa Clauß von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände in dieser Festschrift.
Klar ist, die Veränderungen der Arbeitsbedingungen haben großen Einfluss auf die Beschäftigten und ihre Gesundheit und damit direkt auch Einfluss auf unsere Arbeit. Auch nach 70 Jahren gibt es also immer wieder neue Herausforderungen, denen wir uns gerne stellen.
Ich freue mich mit Ihnen auf unseren Kongress in Freiburg – die hohe Zahl der Anmeldungen zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind!
Auf die nächsten 70 Jahre!
Herzlichst
Dr. Wolfgang Panter
Präsident