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Editorial

Dieselskandal — Verminderung des Feinstaubs die Lösung?

Die öffentliche und mediale Debatte zum Thema Diesel- oder Abgasskandal kocht immer wieder hoch. Worum geht es? Als Diesel- oder Abgasskandal wird die Kombination aus einer Reihe von Manipulationen verschiedener Autohersteller zur Umgehung gesetzlich vorgegebener Grenzwerte für Stickoxide (NO2) in Autoabgasen und der politischen Einflussnahme zu deren Absicherung bezeichnet. Auslöser ist ein im Herbst 2015 öffentlich bekanntgegebenes Verfahren, bei dem die Volkswagen AG eine illegale Abschalteinrichtung in der Motorsteuerung ihrer Dieselfahrzeuge verwendete, um die US-amerikanischen Abgasnormen zu umgehen. Laut der Volkswagen AG ist die betreffende Software weltweit in fast elf Millionen Fahrzeugen im Einsatz.

Was ist an Stickoxiden in Dieselabgasen so bedrohlich?

Stickoxide sollen tief in die Lungen und das Herzkreislaufsystem eindringen sowie Krankheiten wie Schlaganfall, Herzerkrankungen, Lungenkrebs, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen und Atemwegsinfekte verursachen. Das Bundesumweltamt lastete kürzlich sogar den Stickoxiden die Diabetes-mellitus-Erkrankung an. Durch Stickoxide in Dieselabgasen sollen europaweit jährlich etwa 5000 Menschen vorzeitig sterben, weil Dieselautos im realen Straßenverkehr die auf den Prüfständen gemessenen Grenzwerte für Stickoxide überschreiten. 2017 wurde geschätzt, dass Todesfälle mit zusammen etwa 29 000 verlorenen Lebensjahren hätten vermieden werden können, wenn bis Ende des Jahres alle betroffenen Fahrzeuge so umgerüstet worden wären, dass sie die Abgas-Grenzwerte einhalten.

Aber sind Stickoxide aus Dieselkraftstoffen wirklich die Hauptverursacher dieser Gesundheitsschäden mit möglichen Todesfolgen?

Es scheint, dass der Umweltschutz und die Umweltmedizin den technischen Fortschritt und den neuesten Stand der Forschung übersehen haben. Der hochaktuelle und informative Artikel von Fuchsig im Schwerpunkt Umweltmedizin“ der aktuellen Ausgabe von ASU stellt den neuesten Stand der Kenntnisse zu dieser Thematik vor. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse weisen klar darauf hin, dass für die dem Stickstoffdioxid angelasteten Gesundheitsschäden wohl Feinstaub und Metallabrieb aus dem Motor verantwortlich sind!

Damit ist zu fordern, dass den Feinstäuben, „Partikeln“, die viel mehr an gesundheitlichen Schäden anrichten als das Stickstoffdioxid, die Hauptaufmerksamkeit gelten muss! Es ist nicht nachvollziehbar, dass viel Geld in die Verminderung eines gesundheitlich weniger relevanten Stoffes wie dem Stickoxid investiert wird, wenn hocheffizient der Hauptschädiger „Feinstaub“ beseitigt werden kann! Eine Nachrüstung der großen Emittenten mit Partikelfiltern gegen Feinstäube ist nicht nur wesentlich wirksamer als die Nachrüstung von Personenkraftwagen mit Hardware zur Verminderung der Stickoxide aus Auspuffabgasen, sondern auch wesentlich günstiger!

Meines Erachtens muss aus dieser Erkenntnis die richtige Schlussfolgerung und das richtige Handeln aller Akteure – auch der Politik – zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung erfolgen.

Ich wünsche Ihnen eine spannende und informative Lektüre der ASU mit dem Schwerpunkt „Umweltmedizin“.

Ihre Annegret Schoeller

Chefredakteurin