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Das Gefahrstoffinformationssystem GESTIS

Unter dem Begriff GESTIS werden heute folgende Datenbanken und Softwareprodukte zusammengefasst:

  • GESTIS-Stoffdatenbank
  • GESTIS-Stoffmanager
  • GESTIS-STAUB-EX
  • GESTIS-Analysenverfahren für chemische Stoffe
  • GESTIS-Internationale Grenzwerte
  • GESTIS-DNEL-Datenbank
  • GESTIS-Wissenschaftliche Begründungen

Zudem gehören einige branchenorientierte Informationssysteme zur GESTIS-Familie:

  • GISBAU, das Gefahrstoffinformationssystem der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft,
  • GisChem, das Gefahrstoffinformationssystem Chemie geführt von der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und Chemi-sche Industrie.

Alle GESTIS-Datenbanken sind im Internet für jedermann frei zugänglich. Für den GESTIS-Stoffmanager ist eine Anmeldung erforderlich, da die vom Nutzer für die Gefährdungsbeurteilung eingegebenen Daten gespeichert werden müssen. Zwei dieser GESTIS Produkte sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden.

GESTIS-Stoffdatenbank

Bei der Arbeit, aber auch in anderen Bereichen, wird mit einer Vielzahl von chemischen Stoffen umgegangen. Mögliche Gesundheitsgefahren, geeignete Maßnahmen zum Schutz und zur Ersten Hilfe sowie Gefahreneinstufungen, Grenzwerte und andere Vorschriften sind Verantwortlichen und Betroffenen oft nicht bekannt und in ihrer Vielzahl nur schwer zu überblicken. Unternehmer sind jedoch nach Gefahrstoffverordnung verpflichtet, vor Tätigkeiten mit chemischen Stoffen zu prüfen, ob es sich um Gefahrstoffe handelt, sowie die bei diesen Tätigkeiten auftretenden Gefahren zu ermitteln und zu beurteilen.

Zur Unterstützung der Unfallversiche-rungsträger und Betriebe werden Informationen über Gefahrstoffe in der GESTIS-Stoffdatenbank (http://www.dguv.de/ifa/stoffdatenbank) bereitgestellt ( Abb. 1). Dadurch sind die Gefahrstoffinformationen auch für die breite Öffentlichkeit jederzeit verfügbar. Die Stoffdatenbank enthält Informationen zu etwa 8600 Stoffen. Die Daten sind in die Bereiche Identifikation, Charakterisierung, Formel, Toxikologie/Ökotoxikologie, physikalisch-chemische Eigenschaften, Arbeitsmedizin und Erste Hilfe, Umgang und Verwendung, Vorschriften, Links sowie das Literaturverzeichnis gegliedert und werden laufend aktualisiert.

Die GESTIS-Stoffdatenbank im Internet ist sehr einfach zu handhaben. Die besonderen fachlichen Merkmale der GESTIS-Stoffdatenbank sind:

  • Praxisnähe: umfassende praxisbezogene Informationen zum sicheren Umgang mit Gefahrstoffen einschließlich Notfallmaßnahmen,
  • Vorschriftenkonformität: stoffbezogene Umsetzung des Regelwerkes von Staat und Unfallversicherungsträgern,
  • laufende Aktualisierung z. B. der Grenzwerte und Einstufungen,
  • ausführliche arbeitsmedizinische Informationen.

Auf der Grundlage der Informationen aus der GESTIS-Stoffdatenbank können Entscheidungen in der betrieblichen Praxis in der Regel unmittelbar getroffen werden. Der große Bedarf an diesen Informationen spiegelt sich in den ständig steigenden Zugriffszahlen wider. So beträgt die durchschnittliche Zahl der Zugriffe über 120 000 pro Monat.

Der Nutzerkreis der GESTIS-Stoffdaten-bank umfasst die Unfallversicherungsträger, Unternehmer, Sicherheitsingenieure, Betriebsärzte, Feuerwehren, Rettungsdienste, alle Gewerbezweige, Universitäten, sonstige Institutionen sowie die gesamte Öffentlichkeit. Für die internationale Öffentlichkeit steht die GESTIS-Stoffdatenbank auch in einer englischen Version zur Verfügung: http://www.dguv.de/ifa/gestis-database.

Hauptverbreitungsweg für die GESTIS-Stoffdatenbank ist das Internet unter den oben genannten Adressen. Aber auch neue Verbreitungswege werden unterstützt. Es stehen bereits Apps für Android- und Apple-Geräte zur Verfügung. Gerade wurde die Entwicklung einer GESTIS-Mobile-Version abgeschlossen, die geräteunabhängig mit Smartphones, Tablet-PCs, Laptops und her-kömmlichen PCs betrieben werden kann.

GESTIS-Stoffmanager

Nach Gefahrstoffverordnung ist der Arbeitgeber dafür verantwortlich, bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen eine Gefährdungsbeurteilung mit dem Ziel der Minimierung der Gefährdungen zu erstellen. Dies kann er nach TRGS 400 an fachkundige Personen, z. B. den Betriebsarzt oder eine Sicherheitsfachkraft, delegieren. Bei der Identifizierung, Quantifizierung und Bewertung der inhalativen und dermalen Belastung bietet der GESTIS-Stoffmanager Hilfestellung. Ebenso wie die weiteren GESTIS-Produkte wird er vom IFA unter http://www.dguv.de/ifa/gestis-stoffmanager kostenlos im Internet zur Verfügung gestellt ( Abb. 2). Jeder kann sich als Anwender registrieren lassen und erhält nach Anmeldung mit Benutzernamen und Passwort über einen geschützten Zugang Zugriff auf den GESTIS-Stoff-manager.

Zur Ermittlung der Gefährdung gibt der Anwender Daten in webgestützte Formulare ein. Auch der unerfahrene Nutzer wird leicht verständlich durch das Programm geführt. Er wird von dem Programm aufge-fordert, Produktinformationen aus dem Sicherheitsdatenblatt wie H- bzw. R-Sätze, relevante Inhaltsstoffe, Dampfdruck oder das Staubungsverhalten einzugeben, um das Produkt in eine Gefährlichkeitskategorie einzuordnen. Mit den Angaben zur betrieblichen Situation (Raumgröße, Lüftung, betriebliche Expositionsminderungsmaßnahmen wie Absaugung, Nassbearbeitung oder Kapselung) und Angaben zur Tätigkeit wird die Expositionskategorie festgelegt. Aus der Gefährlichkeits- und Expositionskategorie wird dann die Gefährdungskategorie abgeleitet. Der GESTIS-Stoffmanager liefert dabei eine relative Einstufung der Risiken und gibt an, wo Prioritäten bei der Verminderung von Gefährdungen durch eine inhalative und dermale Exposition zu setzen sind.

Für einzelne Arbeitsverfahren wie Fördern, Mischen, Schütten von staubigen Pro-dukten, die Verarbeitung leicht- und schwer-flüchtiger Flüssigkeiten sowie die spanende Verarbeitung von Holz und Stein kann auch eine quantitative Expositionsabschätzung mit einem modellierten Ergebnis in mg/m³ vorgenommen werden. Aus den Exposi-tionsabschätzungen zu mehreren Tätigkeiten kann ein Schichtmittelwert berechnet werden.

Ist die Gefährdung am Arbeitsplatz zu hoch, bietet der GESTIS-Stoffmanager dem Anwender die Möglichkeit, ein Expositions-Szenario zu entwerfen. Über diese Funktion gelangt man zu einer Liste möglicher Expositionsminderungsmaßnahmen nach dem „Stop-Prinzip“: Substitution, technische Maßnahmen, organisatorisch betriebliche Maßnahmen, persönliche Schutzmaßnahmen. Ziel ist es, für möglichst viele Arbeitssituationen eine Verminderung der Gefährdungskategorie auf Stufe III (= niedrigste Priorität) zu erreichen. Die ausgewählten Maßnahmen können in einem Maßnahmenkatalog abgespeichert werden. Dieses Worddokument kann weiter bearbeitet und ausgedruckt werden.

Die erste Version des GESTIS-Stoffmanagers wurde aus der englischsprachigen Version des niederländischen "Stoffenmanagers" übertragen. Bei der Weiterentwicklung der Software, inklusive der besseren Anpassung an das deutsche Regelwerk, arbeitet das IFA mit den niederländischen Entwicklern der Software zusammen. 

    Weitere Infos

    GESTIS-Stoffdatenbank:Gefahrstoffinformationssystem der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung

    http://www.dguv.de/ifa/stoffdatenbank

    GESTIS-Stoffmanager: Inhalative und dermale Gefährdungen ermitteln und reduzieren

    http://www.dguv.de/ifa/gestis-stoffmanager

    Für die Autoren

    Dr. rer. nat. Thomas Smola

    Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfall-versicherung (IFA)

    Referat Gefahrstoffinformationen

    Alte Heerstraße 111

    53757 Sankt Augustin

    thomas.smola@dguv.de

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