Hintergrund und Fragestellung: Es gibt mehrere
Risiko-Scores zur Bestimmung des Herzinfarktrisikos
wie den PROCAM-Score, den Framingham-
Score oder den europäischen ESCScore.
Alle Scores haben den Nachteil einer
relativ geringen Sensitivität von ca. 35 %, um
Patienten mit hohem Risiko für kardiovaskuläre
Ereignisse zu identifizieren (Romanens et
al. 2010). Etwa 2/3 aller Herzinfarkte entstehen
in der Gruppe mit niedrigem und mittlerem
PROCAM-Risiko (Assman et al. 2007). Es
wird untersucht, ob es mit einer Kombination
von PROCAM-Score und Bestimmung der „total
plaque area“ (TPA) mit Ultraschall an der
A. carotis bds. besser gelingt, hochgefährdete
Risikoprobanden zu detektieren. Weiter
wurde untersucht, welchen Einfluss regelmäßiges
Ausdauertraining auf die TPA hat.
Methoden: Im Rahmen der betrieblichen
Gesundheitsvorsorge wurde in den Betrieben
die Bestimmung des Herzinfarktrisikos angeboten.
Ausgeschlossen waren Probanden,
die bereits einen Infarkt erlitten hatten oder
bei denen eine Intervention durchgeführt
wurde. Bei 424 Männern im Alter zwischen
35–64 Jahren wurde das Herzinfarktrisiko mit
dem aktuellen PROCAM-Score (Assman et al.
2007; www.chd-taskforce.com) bestimmt
und die A. carotis bds. in der langen und kurzen
Achse soweit wie möglich von kaudal
nach kranial nach Plaques untersucht. Als Plaque
wurde eine Wandverdickung der Intima
media >1 mm gewertet. Die IMT wurde 1 cm
distal des Bulbus manuell gemessen, bei dort
vorhandenen Plaques weiter distal. Es wurde
die Fläche aller Plaques im Längsschnitt ermittelt
und mit dem Posttest-Calculator (Romanens
et al. 2007, 2010; www.scopri.ch)
das Herzinfarktrisiko neu bestimmt. Um den
Einfluss von regelmäßigem Ausdauertraining
auf die Höhe der TPA zu untersuchen, wurden
zwei Gruppen gebildet. Eine, die 3-mal/
Woche oder häufiger Ausdauertraining über
mindestens 30 min und über mindestens
10 Jahre nach dem 30. Lebensjahr betrieben
hat, und eine zweite Gruppe, die keinen
Sport oder weniger als 3-mal/Woche Sport
betrieben hat.
Ergebnisse: Die Prävalenz der Risikogruppen
der eigenen Daten deckt sich gut mit den aus
der PROCAM-Studie mit einer Nachbeobachtungszeit
über 10 Jahre (Assman et al. 2007).
Bei der Infarktinzidenz in den Risikogruppen
wird mit 29 Ereignissen gerechnet, 12 aus
der Risikogruppe <10 %, 8 aus der mittleren
10 bis <20% und 9 aus der hoch Risikogruppe
≥20 %. In jeder Risikogruppe finden sich Probanden
mit hoher Plaquelast >100 mm².
Bisher wurden in jeder Risikogruppe alle 6
Probanden mit einem Ereignis zuverlässig
vorhergesagt. Probanden, die in ihrem Leben
regelmäßig ≥3-mal/ Woche mind. 30 min
treiben, haben ein wesentlich geringeres Plaquerisiko
(max. TPA 98 vs. 274 mm²).
Folgerungen: PROCAM-Score, TPA-Messung
mit Ultraschall und Bestimmung des Posttest-
Risikos sind einfach durchzuführende,
kostengünstige und zuverlässige Screening-
Instrumente und für jeden ab dem 35. Lebensjahr
sinnvoll. Regelmäßiger Ausdauersport
scheint das Risiko für die TPA erheblich zu
reduzieren.