Heterogenität der MdE-Beurteilung bei der Berufskrankheit BK-Nr. 5102 BKV: Mögliche Ursachen und Optimierungsvorschläge

Hautkrebs oder zur Krebsbildung neigende Hautveränderungen nach Exposition gegenüber Ruß, Rohparaffin, Teer, Anthrazen, Pech oder ähnlichen Stoffen können als Berufskrankheit anerkannt und entschädigt werden (BK-Nr. 5102 BKV). Eine retrospektive Auswertung von n = 986 als Berufskrankheit nach der BK-Nr. 5102 BKV anerkannten Erkrankungsfällen aus dem Zeitraum 1948—2000 wies dabei große Heterogenitäten bei den MdE-Bewertungen auf. In der dargestellten Analyse wird anhand einer differenzierten Evaluation der einzelnen Hauttumoren und der darauf basierenden Empfehlungen durch die Gutachter versucht, Ursachen dieser heterogenen Beurteilungspraxis zu eruieren und Optimierungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die Datenerhebung wurde retrospektiv mittels eines standardisierten Erfassungsbogens anhand der einzelnen Berufskrankheitenakten unter besonderer Berücksichtigung der regelmäßig erstatteten Fachgutachten durchgeführt. Es wurde unter anderem Parameter wie Anzahl, Lokalisation, Ausdehnung der histologisch gesicherten Hauttumoren sowie Erkrankungs- und Begutachtungsjahr berücksichtigt. Es bestehen z. T. erhebliche Unterschiede bei MdE-Empfehlungen ähnlicher Krankheitsbilder bei der Berufskrankheit BK-Nr. 5102 BKV. Basalzellkarzinomen wurde bei der MdE-Einschätzung von den Gutachtern eine größere Bedeutung beigemessen als Plattenepithelkarzinomen. Die rentenberechtigende MdE-Bewilligungsgrenze konnte im betrachteten Kollektiv alleine durch das Vorliegen hinreichend vieler Basalzellkarzinome erreicht und überschritten werden, während dies beim alleinigen Vorliegen von Plattenepithelkarzinomen im Median erst bei der recht hohen Anzahl von mindestens vier Tumoren der Fall war. Die Chance der Bewilligung einer rentenberechtigenden MdE erhöhte sich dabei pro aufgetretenem Basalzellkarzinom um 680 %, während sie pro Plattenepithelkarzinom nur um 244 % steigt.