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15.–16. Juni 2013 in Erfurt

Zehntes Arbeitsmedizinisches Sommersymposium der GSK-Impfakademie

Jutta Kindel

Das fachliche Programm unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Peter Czechinski, Münster, und der Moderation von Priv.-Doz. Dr. Roland Starke, München, deckte wie gewohnt ein umfangreiches Spektrum an arbeitsmedizinischen Themen ab.

Prof. Dr. Peter Wutzlar aus Jena informierte über „Neue Strategien der Influenzabekämpfung“. Die saisonale Häufigkeit der Influenza schwankt stark, der Häufigkeitsgipfel liegt weiterhin zwischen Dezember und März, dabei spielen besonders in den ausklingenden Wintermonaten die B-Typen eine Rolle. Fortschritte bei der Influenza-Impfung betreffen neue Herstellungsverfahren, neue Adjuvanzien, neue Applikationsformen und neue Impfstoffe. Durch Antigenshift und -drift wird es auch weiter zu Änderungen der Virusstruktur kommen, die eine jährliche Applikation der Impfung erforderlich machen. Deutlich bessere Wirkungen als mit der bisherigen Impfung werden bei Kindern durch die intranasale Gabe eines attenuierten Lebendvirus erzielt. Große Hoffnungen werden auf den in der kommenden Saison verfügbaren quadrivalenten Impfstoff, der zusätzlich zirka 18 % der zirkulierenden Influenzaviren abdeckt, mit zwei A-Linien und zwei B-Linien gesetzt. Die Zellkulturtechnik verspricht eine bessere Verträglichkeit, da keine Hühnereier zur Anzucht der Viren mehr erforderlich sind. Auch Antibiotika, Stabilisatoren und Konservierungsmittel seien nicht mehr erforderlich. Die Zellkulturen seien vor der Impfung abgetötet, die Sorge lebende Zellen zu übertragen, sei unbegründet. Bei der Zellkulturtechnik liege reichlich Erfahrung vor, da diese Technik auch bei der Gewinnung von Polio- und Tollwutimpfstoffen seit vielen Jahren angewendet würde.

Prof. Dr. Stephan Jacob aus Villingen-Schwenningen rüttelte die Zuhörer mit neuen Erkenntnissen der Diabetes-Forschung auf. Die Senkung des HbA1c und des Blutzuckers in den normoglykämischen Bereich bei Typ-II-B-Patienten habe nicht zu den erhofften Verbesserungen des Befindens der Diabetiker und der langfristigen Komplikationen geführt. Zur Senkung des kardiometabolischen Risikos sei alleine die Senkung des Blutdrucks und nur in Verbindung damit die Senkung des Blutzuckerspiegels entscheidend. Hypoglykämien führen zu einer drastischen Zunahme der Komplikationen, so Prof. Jacob. Die herkömmliche Therapie mit Insulin, Metformin und Sulfonylharnstoffen habe enttäuscht, vorrangig ist heute die ABCD-Therapie mit Gewichtsmanagement, ASS, ACE-Hemmer oder AT1-Blocker, Bewegung und RR-Kontrolle. Täglich 30-minütiges Walken bringe im Durchschnitt eine HbA1c-Verbesserung von 0,4 %. Dieses sei mehr, als von vielen Medikamenten zu erwarten wäre. Die Diätberatung sollte vor allem folgende Grundsätze vermitteln: 1. Mehr Volumen in Form von Salat und Gemüse zu sich nehmen, 2. Zwischen- und Spätmahlzeiten sind beim Typ-II-Diabetiker nicht erforderlich, 3. Äpfel essen, nicht trinken, 4. ein Ernährungsprotokoll führen. Interessant war auch zu erfahren, dass eine fettdominierte Diät wie beispielsweise Atkins die Insulinresistenz erhöht und deswegen langfristig nicht zu empfehlen sei.

Die Workshops boten die Möglichkeit, sich je nach Interesse mit einem weiten Spektrum an Themen zu beschäftigen. Dr. Wilhelm Barthenheier, Hattersheim, zeigte funktionelle Aspekte des Bewegungsapparates in der Arbeitsmedizin auf, Dr. M. Iberer, Irschenberg, unterwies in der Notfalltherapie bei Unverträglichkeitsreaktionen auf Medikamente (Impfstoffe). Priv.-Doz. Dr. Kerstin Ludwig aus München hielt den bewährten Impfworkshop ab. „Pretravel advice – die richtige Impfprophylaxe vor dem Auslandsaufenthalt“ war das Thema von Dr. Christian Schönfeld aus Berlin. Hier konnten die Zuhörer erfahren, dass die Gelbfieberimpfung nur noch einmal im Leben erforderlich ist, eine Nachimpfung sei nicht notwendig. Impfprogramme in Westafrika hätten tatsächlich zu einem Rückgang der dortigen Meningokokken-Infektionen geführt. Erwartet würde demnächst der Meninokokken-B-Impfstoff für Deutschland. Weiterhin sind „Depression – Aspekte aus Klinik und Praxis“ mit Prof. Dr. Michael Franz, Emstal, und „Schwierige Gesprächssituationen im Wiedereingliederungsprozess“ – interaktiver Workshop mit Dr. Amina Özelsel, Hamburg, zu nennen.

Herausragend war der Vortrag des Arbeitsrechtlers Dr. Jörn Hülsemann aus Hameln, der wichtige Informationen zur Schweigepflicht des Betriebsarztes lieferte und den anwesenden Zuhörer viele nachdenklich stimmende Impulse mit auf den Weg gab.

Am zweiten Tag wurde intensiv mit Prof. Dr. Friedrich Hofmann aus Wuppertal und Prof. Dr. Wolfgang Jilg aus Regensburg über den Schutz nach Hepatitis-B-Impfung diskutiert. Der Schutz vor einer Infektion ist gebunden an eine HBsAk Konzentration von > 10 IU/l. Die Dauer des Schutzes ist abhängig vom initialen Titer. Anfänglich verwendete Ganzvirus-Impfstoffe hätten zu einer länger anhaltenden Immunität geführt als die heute verwendeten gentechnisch gewonnenen, wären aber auch deutlich schlechter verträglich gewesen. Auch nach Verlust des Anti-Hbs besteht noch ein Schutz durch das immunologische Gedächtnis, das bei erfolgreich Geimpften mindestens 15 Jahre persistiert. Non-Responder seien in 8,8 % zu erwarten. Wurde eine Person im Kleinkindalter geimpft und kein Titer bestimmt, sollte im jungen Erwachsenenalter geboostert und erst anschließend Anti HBs und Anti HBc bestimmt werden.

Der Vortrag von Dr. Jörg Augustinvon ThyssenKrupp, Bochum, befasste sich mit Untersuchungen zur Chronobiologie bei Schichtarbeitern. In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Till Roenneburg, München, wurde ein an die innere Uhr der Arbeiter angepasstes Schichtsystem erforscht. Nach anfänglicher Ablehnung hätte sich die neue Schichtplangestaltung großer Akzeptanz erfreut, auch weil die Personen, die weniger Nachtdienste zu verrichten hatten, Ausgleichszahlungen erhalten hätten. Insgesamt habe der Koffein-, Nikotin-, Alkoholverbrauch abgenommen, viele Arbeiter hätten abgenommen. Da das Projekt auf zunächst fünf Monate begrenzt war, wurde anschließend zum alten System zurückgekehrt. Weitere Untersuchungen sind in Planung.

Der letzte Beitrag war der Vortrag von Dr. Viktor Alexander Czaika, Dermatologe an der Charité Berlin, mit dem Thema „Insektenbisse - was gibt es, wie sieht es nah und fern aus?“. Die katastrophalen Überschwemmungen und milde Temperaturen zwischen 20 und 30 °C ließen in Deutschland rege Insektenaktivitäten erwarten. „Frisch geduscht in die Dämmerung gehen“ verringere Schweiß und Milchsäurebildung und damit auch das Risiko, ein „Opfer der Arthropodenangriffe“ zu werden. Angesichts einer unterhaltsamen Zusammenfassung über Arthropoden in aller Welt wurden die Kenntnisse über Larva migrans (Hautmaulwurf), Tungiasis durch weiblichen Sandfloh, Tularämie und unterschiedliche Bartmückenarten aufgefrischt.

Insgesamt war das Symposium durch das interessante Programm und die Möglichkeit zu kollegialen Gesprächen wieder ein voller Erfolg. Die Teilnehmer kehrten mit vielen Anregungen aus dem Sommersymposium zurück.

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