Zum Schwerpunkt „Psychische Gesundheit in der Arbeit“ besteht eine Arbeitsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin (DGAUM). Die Arbeitsgruppe ist ein informeller Zusammenschluss von interessierten, wissenschaftlich und praktisch tätigen Arbeitsmedizinerinnen und Arbeitsmedizinern der DGAUM, um sich zu Fragen psychischer Gesundheit und psychosozialer Belastungen in der Arbeit auszutauschen sowie aktuelle Probleme und Schwerpunkte zu besprechen (z.B. Burnout, Depression, Erholungsfähigkeit).
Die Leitung der Arbeitsgruppe hat Prof. Peter Angerer, Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Zu den aktuell mehr als 30 Mitgliedern gehören überwiegend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Universitätsinstituten; aber auch Arbeitsmedizinerinnen und -mediziner aus Großbetrieben und aus Behörden wie der BAuA und der Bundesagentur für Arbeit sind vertreten.
Zu dem letzten Jahrestreffen der AG hatte Dr. med. Steffi Kreuzfeld, Institut für Präventivmedizin, Arbeitsmedizin, Sportmedizin, So-zialmedizin, Universitätsmedizin Rostock nach Warnemünde eingeladen. Es ging wesentlich um das praxisbezogene Thema "Umgang mit psychischen Erkrankungen im Betrieb".
Prof. Angerer leitete ein zu „Interventions-studien zur Förderung der Rückkehr an den Arbeitsplatz bei Arbeitnehmern mit depressiven Erkrankungen“. Er betonte besonders, dass ein gutes Programm für die berufliche Wiedereingliederung drei Hindernisse auf den drei Ebenen des biopsychosozialen Modells berücksichtigen solle:
- Auf der medizinisch-biologischen Ebene: Eingeschränkte Arbeitsfähigkeit durch leichte Erschöpfung, verminderte Konzentration und Vergesslichkeit
- Auf der psychologischen Ebene: Perfektionismus, hohes Verantwortungsgefühl und geringe Selbstwirksamkeitserwartung
- Auf der sozialen Ebene: Geringe soziale Unterstützung, Mangel an Koordination in den beteiligten Bereichen des Gesundheitssystems und den sozialen Systemen.
Menschen mit psychischen Erkrankungen, insbesondere Depressionen, kehrten mit einer u. U. langfristig eingeschränkten Leistungsfähigkeit an den Arbeitsplatz zurück. Die effek-tive Behandlung der primären Symptome, der Einbezug beruflicher Faktoren in den therapeutischen Prozess, eine Anpassung der Arbeitsbedingungen an die veränderte Leistungsfähigkeit und eine starke soziale Unterstützung könnten zur erfolgreichen Rückkehr beitragen. Regelversorgung und betriebliche Versorgung (Betriebsärzte, weitere Strukturen im Betrieb) sollten eng zusammenarbeiten.
In weiteren Vorträgen ging es um die Wiedereingliederung psychisch Erkrankter bei der AUDI AG (PD Dr. Stephan Weiler, Ingolstadt) und der BASF (Dr. Kristin Hupfer, Ludwigshafen) sowie um verschiedene Fallbeispiele betrieblicher Betreuung/Eingliederung (Dr. Irina Böckelmann, Magdeburg, und Helma Stahlkopf, Hamburg). Dr. Natalia Wege (Düsseldorf) stellte betriebsnahe Versorgungsnetzwerke in Deutschland vor, Karsten Groth (Hamburg) das Projekt PsyGesA mit einem Verein, der Betrieben, die Mitglieder sind, verschiedene psychosoziale und psychotherapeutische Beratungsangebote kurzfristig zur Verfügung stellt. Annika Clarner (Erlangen) lieferte interessante Einblicke in die „Versorgung psychisch akut traumatisierter Arbeitnehmer nach Arbeitsunfällen im Verkehrswesen“ mit wohl sehr unterschiedlicher Vorgehensweise bei den Nahverkehrsunternehmen.
Neben den Vorträgen mit jeweils spannender Diskussion aus den unterschiedlichen Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis gehört auch die Planung und Abstimmung von Beiträgen zu wissenschaftlichen Fachkongressen zu den Aktivitäten der AG, z. B. Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) und natürlich die DGAUM selbst.
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