doi:10.17147/asu-1-417821
A holistic approach to hypertension: Identifying
and mitigating workplace risks
Hypertension, often referred to as the “silent killer,” significantly contributes to cardiovascular events and mortality over many years, particularly when combined with other risk factors such as obesity, dyslipidemia, smoking, and diabetes. However, as a modifiable risk factor (Global Cardiovascular Risk Consortium, 2023), hypertension can be effectively managed through lifestyle changes and pharmacological interventions. With appropriate management, 90 % of hypertensive patients can achieve blood pressure control, significantly reducing the risk of adverse outcomes. Established guidelines from European societies (Mancia et al. 2023; McEvoy et al. 2024) and national consensus statements provide clear recommendations for the diagnosis, prevention, and treatment of hypertension.
Kernaussagen
Bluthochdruck ganzheitlich angehen: Risiken am Arbeitsplatz erkennen und durch frühzeitige Maßnahmen reduzieren
Bluthochdruck wird global gerne als „silent killer“ bezeichnet, da er unbemerkt über Jahre und Jahrzehnte (neben Übergewicht, einem erhöhten Cholesterinspiegel, Rauchen und Diabetes) einen deutlichen Einfluss auf das Entstehen von Herz-Kreislauf-Ereignissen und die Mortalität hat. Bluthochdruck gehört wie Rauchen oder Diabetes zu den modifizierbaren Risiken (Global Cardiovascular Risk Consortium 2023) und kann heute mit guten Allgemeinmaßnahmen und einer pharmakologischen Therapie effizient beeinflusst werden. 90 % aller Patientinnen und Patienten mit Bluthochdruck sind gut kontrollierbar, so dass auch die negativen Folgen massiv reduziert werden können. Etablierte Leitlinien europäischer Fachgesellschaften (Mancia et al. 2023; McEvoy et al. 2024) und eine Nationale Versorgungsleitlinie (s. Online-Quelle) geben einfache und gute Empfehlungen für Blutdruckdiagnostik, -prävention und -therapie.
Wer hat Bluthochdruck?
In Deutschland leiden 19,8 Millionen Personen zwischen dem 30. und 79. Lebensjahr an Bluthochdruck, das sind ca. 30 % der Bevölkerung (davon 25 % Frauen und 34 % Männer). Obwohl nur bei 72% der Betroffenen der Bluthochdruck erkannt wird, erhalten nur 63 % eine Behandlung. Von diesen erreichen lediglich 45 % die empfohlenen Blutdruckwerte unter 140/90 mmHg. Das bedeutet, dass etwa 6 Millionen Menschen nicht einmal wissen, dass sie einen Bluthochdruck haben und über 10 Millionen Betroffene werden gar nicht beziehungsweise nicht angemessen kontrolliert Dabei stehen heute klare und leicht verständliche Behandlungsempfehlungen zur Verfügung, die auch im Alltag gut umsetzbar sind. Deutschland verfügt über eines der teuersten Gesundheitssysteme weltweit, trotzdem ist die Lebenserwartung im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, wie Spanien, der Schweiz oder auch Frankreich, um etliche Jahre erheblich geringer (Jasilionis et al. 2023). Grund hierfür sind vor allem die deutlich höheren kardiovaskulären Ereignisraten, die die Lebenserwartung reduzieren. Offensichtlich wird kardiovaskulären Risiken zu spät und nicht nachhaltig vorgebeugt, obwohl ausreichende Erkenntnisse über Entstehung und Prävention der Hypertonie vorliegen.
Wann entsteht Bluthochdruck?
Bluthochdruck entsteht typischerweise mit höherem Lebensalter. Bis zum 39. Lebensjahr leiden etwa 30 % der Männer und 10 % der Frauen darunter; zwischen dem 40. und 59. Lebensjahr steigt die Rate auf über 60 % bei Männern und Frauen an, wobei Frauen erst um einige Jahre verzögert höhere Blutdruckwerte entwickeln. Dafür ist aber bei Frauen das Phänomen zu beobachten, dass schon bei niedrigeren systolischen Blutdruckwerten unter 130 mmHg das kardiovaskuläre Erkrankungsrisiko im Verhältnis zu Männern ansteigt. Auch Bluthochdruckerkrankungen während der Schwangerschaft und der Menopause sind geschlechtsspezifische Ereignisse, die häufig zu hohem Blutdruck im späteren Leben führen (Connelly et al. 2022.
Ein Präventionsproblem
Die oben genannten Erkenntnisse zeigen, dass in Bezug auf die Bluthochdruckerkennung und einer effektiven Behandlung in Deutschland ein erhebliches Präventionsproblem besteht. Die unzureichende Erkennung und Behandlung führt nicht nur zu einer reduzierten Lebenserwartung und einer eingeschränkten Lebensqualität der Betroffenen, sondern belastet auch das Gesundheitssystem durch hohe Kosten für die Behandlung von Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfalld. Nach den Daten des statistischen Bundesamtes auf dem Jahr 2020 werden in Deutschland 56,7 Milliarden Euro für die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgegeben, 2,81 Milliarden Euro für die Behandlung akuter Herzinfarkte. Bluthochdruck ist hier einer der zentralen Faktoren. Besonders zwischen dem 20. und 65. Lebensjahr steigt das Risiko für unerkannten Bluthochdruck. Es kann zum Teil 20–30 Jahre dauern, bis die ersten schwerwiegenden Folgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten.
Obwohl die Krankenkassen zahlreiche Präventionsangebote machen, wird Bluthochdruck häufig nicht frühzeitig erkannt. Dies liegt sowohl an unzureichender Nutzung von Vorsorgeuntersuchungen als auch an möglichen Optimierungspotenzialen in der ärztlichen Versorgung. Das Problem des Bluthochdrucks ist, dass er gerade in der Frühphase nur durch Messung diagnostiziert werden kann. Bluthochdruck gibt in der Regel bei moderater Erhöhung keine negativen Signale ab. Erst bei höheren Blutdruckwerten über
160 mmHg zeigen sich Symptome wie Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, gelegentlich Nasenbluten oder auch Unwohlsein bei Belastung. Leider sind die Symptome hier sehr unspezifisch. Nicht selten fühlen sich Patientinnen und Patienten mit höherem Blutdruck sogar leistungsfähiger. Ab dem 40. Lebensjahr empfehlen die Fachgesellschaften daher, eine jährliche Kontrolle des Blutdrucks durchzuführen.
Die betriebsärztliche Vorsorge bietet
eine hervorragende Gelegenheit zur Früherkennung von Bluthochdruck. Durch die regelmäßige Blutdruckmessung können erhöhte Werte frühzeitig identifiziert werden. Die anschließende Beratung durch die Betriebsärztinnen und -ärzte ermöglicht eine gezielte Intervention, sei es durch Lifestyle-Änderungen oder eine medikamentöse Therapie. Auch bei bereits bekanntem Bluthochdruck kann die korrekte Einstellung im Rahmen der Vorsorge überprüft werden.
Eine effektive Behandlung kann die Rate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren, Betroffenen ein gesünderes Altwerden ermöglichen und so letztendlich auch in erheblicher Weise die Gesundheitsressourcen nachhaltig beeinflussen.
Was kann getan werden?
Die Deutsche Hochdruckliga (DHL) hat in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e. V. (DGAUM) eine Plattform etabliert, um bei der Herz-Kreislauf-Prävention am Arbeitsplatz zu unterstützen (s. Online-Quellen). Es wurden Materialien entwickelt, die den betriebsmedizinischen Dienst oder das betriebliche Gesundheitsmanagement bei der Aufklärung, der richtigen Blutdruckmessung oder auch bei der Gesundheitsförderung über Aktionstage unterstützen. Dafür stehen Infomaterial und Videos/Podcasts zur Verfügung und es können Vorträge für die Mitarbeitenden oder die betriebsmedizinischen Dienste angefragt werden. Blutdruckmessgeräte können ausgeliehen werden und die Expertise der Hochdruckliga steht zur Verfügung. Die Materialien beruhen einem Baukastenprinzip, das individuell für die Bedürfnisse der unterschiedlichen Betriebe und Unternehmen zusammengestellt werden kann. Die Plattform führt hoffentlich dazu, dass Bluthochdruck früher und besser erkannt und damit die Gesundheit der Beschäftigten langfristig verbessert wird.
Eine Reduktion des Blutdrucks um 2 mmHg reduziert das Risiko eines tödlichen Herzinfarkts um 7 % und eines Schlaganfalls um 10 %. Dies sollte ein Ansporn sein, Bluthochdruck so früh wie möglich zu erkennen und zu behandeln.
Interessenkonflikt: Der Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.
Literatur
Connelly PJ, Currie G, Delles C: Sex differences in the prevalence, outcomes and management of hypertension. Curr Hypertens Rep 2022; 24 (6): 185–192. doi:10.1007/s11906-022-01183-8.
Global Cardiovascular Risk Consortium: Global Effect of Modifiable Risk Factors on Cardiovascular Disease and Mortality. N Engl J Med 2023; 389 (14): 1273–1285. doi:10.1056/NEJMoa2206916 (Open Access).
Jasilionis D, van Raalte AA, Klusener S, Grigoriev P: The underwhelming German life expectancy. Eur J Epidemiol 2023; 38 (8): 839–850. https://doi.org/10.1007/s10654-023-00995-5 (Open Access).
Mancia G, Kreutz R, Brunström M et al.: 2023 ESH Guidelines for the management of arterial hypertension The Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Hypertension: Endorsed by the International Society of Hypertension (ISH) and the European Renal Association (ERA).
J Hypertens 2023; 41 (12): 1874–2071. doi:10.1097/HJH.0000000000003480.
McEvoy JW, McCarthy CP, Bruno RM et al.: 2024 ESC Guidelines for the management of elevated blood pressure and hypertension. Eur Heart J 2024; 45 (38): 3912–4018. https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehae178 (Open Access).
Online-Quellen
Nationale VersorgungsLeitlinie Hypertonie (2023)
https://www.leitlinien.de/themen/hypertonie
WHO: Hypertension Germany 2023 country profile
https://www.who.int/publications/m/item/hypertension-deu-2023-country-p…
Projekt Blutdruckmanager der Deutschen Hochdruckliga e. V.
www.blutdruckmanager.de