Rund acht von zehn Eltern befürworten, dass Kinder gegen Masern geimpft werden müssen. Etwa vier von zehn Befragten erwarten zudem, dass diese Pflicht auf alle Impfungen ausgeweitet wird, die für den Nachwuchs empfohlen werden. Das sind Ergebnisse der Studie „Junge Familien 2019“ der pronova BKK, für die 1.000 Menschen mit mindestens einem Kind unter zehn Jahren im Haushalt befragt wurden.
Demnach lehnen nur sieben Prozent jeglichen Impfzwang ab und sind der Ansicht, dass eine Entscheidung dafür oder dagegen einzig und allein im Verantwortungsbereich der Eltern liege. 18 Prozent sagen, sie könnten die Gründe der Impfgegner zumindest nachvollziehen. „Unsere Studie zeigt, dass das Thema zumindest unter Eltern weniger umstritten ist, als es die mediale Auseinandersetzung in den vergangenen Wochen und Monaten vermuten ließ“, sagt Dr. Gerd Herold, Beratungsarzt der pronova BKK.
Das Bundeskabinett hat die Masern-Impfpflicht Mitte Juli verabschiedet. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass ab März 2020 Kinder nur dann in Kindergärten und Schulen aufgenommen werden dürfen, wenn sie gegen Masern geimpft sind. Die Impfpflicht gilt auch für Tagesmütter und das Personal in Schulen, Kitas, in der Medizin und in Gemeinschaftseinrichtungen. Der Impfschutz muss laut Gesetzesentwurf bis spätestens 31. Juli 2021 nachgewiesen werden. Bei Verstößen drohen Bußgelder von bis zu 2.500 Euro. Der Bundestag muss dem Gesetzentwurf noch zustimmen. Insbesondere von Impfgegnern wird das Gesetz strikt abgelehnt.
Klare Haltung von Seiten der Eltern
„Junge Familien, die das Thema Impfungen am stärksten betrifft, positionieren sich in unserer Befragung eindeutig: Die große Mehrheit der Eltern weiß um die Schutzwirkung der Masernimpfung und möchte sie nicht missen. Die bestehende Impflücke macht daher vielen Eltern Sorgen“, berichtet Herold von der pronova BKK. Laut Robert Koch-Institut (RKI) sind rund 93 Prozent der Schulanfänger wie empfohlen zwei Mal gegen Masern geimpft. Angestrebt wird eine Impfquote von 95 Prozent, damit die so genannte Herdenimmunität gewährleistet ist. Das bedeutet, dass die hochansteckende Krankheit sich nicht weiter ausbreiten kann und auch Menschen geschützt sind, die nicht geimpft werden können - zum Beispiel Säuglinge, die für eine Masernschutzimpfung noch zu jung sind.
Impfen beschäftigt Familien im Alltag
Jede vierte Familie berichtet, dass es in ihrem Alltag schon einmal Diskussionen oder Probleme rund um das Thema Impfen gab. So waren bei zehn Prozent der Befragten unterschiedliche Standpunkte im Familien- oder Freundeskreis Gesprächsthema. Sieben Prozent haben die Erfahrung gemacht, dass ein ungeimpftes Kind ein anderes oder einen Erwachsenen angesteckt hat. Impfskeptiker begründen ihre ablehnende Haltung vor allem mit möglichen Nebenwirkungen oder Komplikationen – in der Praxis haben laut der Umfrage jedoch lediglich vier Prozent der Eltern schon einmal unerwünschte Begleiterscheinungen nach einer Impfung bei ihrem Kind beobachtet. „Es ist wichtig, das Thema Impfen sachlich zu diskutieren und Aufklärungsarbeit zu leisten. In der Debatte beobachten wir, dass mitunter Ängste geschürt werden, die mit Fakten ausgeräumt werden könn(t)en“, so Herold von der pronova BKK.
Zur Studie
Die Studie „Junge Familien 2019“ wurde im Juli 2019 im Auftrag der pronova BKK im Rahmen einer Online-Befragung durchgeführt und ist erstmals 2015 erschienen. Bundesweit wurden 1.000 Menschen in Deutschland ab 18 Jahren befragt, in deren Haushalt mindesten ein Kind unter zehn Jahren lebt.
Quelle: pronova BKK