„Gerade wegen der sich verändernden Belastungen in einer digitalen Arbeitswelt ist es wichtig, für ausreichend körperliche Bewegung zu sorgen. Daher liegt uns das Thema Arbeit und Gesundheit sehr am Herzen“, sagte Dipl.-Ing. Kai Schweppe, Geschäftsführer Arbeitspolitik bei Südwestmetall, auf der Veranstaltung. Laut Schweppe komme der Arbeitsmedizin eine extrem wichtige Bedeutung zu. Leider gebe es aber auch in diesem Bereich einen massiven Fachkräftemangel. „Bereits 2013 waren knapp 60 Prozent der Ärzte mit arbeitsmedizinischer Fachkunde 60 Jahre und älter. Hinzu kommt, dass nur rund die Hälfte aller für die Betriebs- oder Arbeitsmedizin qualifizierten Mediziner für die betriebsärztliche Betreuung zur Verfügung steht“, so Schweppe.
Dies sei deswegen bedenklich, weil in den vergangenen beiden Jahrzehnten die Zahl der Erwerbstätigen um rund zwei Millionen zugenommen habe. Da die Zahl der Ärztinnen und Ärzte mit arbeitsmedizinischer Fachkunde im selben Zeitraum konstant geblieben sei, habe sich die Versorgungslücke weiter vergrößert.
Weil Arbeitsmedizinerinnen/-mediziner und Betriebsärztinnen/-ärzte für den Arbeitsschutz, die Arbeitsfähigkeit sowie für die Gesundheit der Beschäftigten sehr wichtig sind, unterstützt Südwestmetall das Tübinger Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung finanziell sowie mit einer Stiftungsprofessur. Auch mit der jährlichen Stipendienvergabe und der Verleihung des Awards will der Verband auf die Bedeutung des Themas aufmerksam machen.
Award-Gewinner Holzgreve hat 2021 zum Thema „Effekte eines Dehntrainings am Gerät auf körperliche Beschwerden, Lebensqualität und Beweglichkeit im Büroalltag“ promoviert. Die Ergebnisse dieses gemeinsamen Projekts mit der Daimler AG hat er für den „Award Arbeitsmedizin“ eingereicht.
Preisträgerin Pfaff promoviert über die Gesundheitsgefährdungen der neuen Arbeitswelt. Welche gesundheitlichen Folgen können durch zu hohe Anforderungen an die Selbstorganisation entstehen? „Wird zu viel Eigenverantwortung und Selbstorganisation von den Beschäftigten verlangt, kann dies zu selbstgefährdenden Verhaltensweisen führen. Dies zeigt sich zum Beispiel darin, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Überstunden machen oder auf Pausen verzichten, um ihre Arbeitsziele einzuhalten“, erklärte Pfaff. Arbeiten trotz Krankheit und eine Ausdehnung der Arbeitszeit führe jedenfalls oft zu emotionaler Erschöpfung. Soziale Unterstützung im Team und ein gesundheitsorientierter Führungsstil stellten sich diesbezüglich als wichtige Schutzfaktoren heraus.
Passend zur neuen Arbeitswelt berichtete Professorin Dr. Kerstin Rieder aus dem Studienbereich Gesundheitsmanagement der Hochschule Aalen über die neuen Anforderungen in Zusammenhang mit der mobilen Arbeit. Diese bringe „neue Anforderungen und spezifische Belastungen mit sich“, so das Fazit Rieders. Hier lauteten die Stichworte unter anderem Selbstorganisation und Arbeitszeitgestaltung. Mit einem anderen Feld beschäftigte sich der Vortrag von Professor Dr. Lars Fritzsche. Dieser handelte von der Ergonomie in der digitalen Fabrik. Hier geht es darum, 3D-Menschmodelle zur Gestaltung ergonomischer Arbeitsplätze zu verwenden und dabei eventuelle körperliche Einschränkungen der Beschäftigten zu beachten. Auf diese Weise sollen Belastungen präventiv bereits in der Produktionsplanung reduziert werden, damit Mitarbeitende besser entsprechend ihrer Fähigkeiten eingesetzt werden können.
Schweppe betonte am Ende der Veranstaltung nochmals die Bedeutung der Arbeitsmedizin. „Dies wurde in den vergangenen Jahren unter anderem auch bei betrieblichen Maßnahmen in Bezug auf Corona wieder mehr als deutlich“, so der Geschäftsführer Arbeitspolitik bei Südwestmetall.
Quelle: Südwestmetall
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