Tief betroffen hat uns Anfang des Jahres die Nachricht erreicht, dass Frau Dr. med. Renate Müller-Barthelmeh am 18. Dezember 2020 nach langer schwerer Krankheit, etwa ein Jahr nach ihrer Pensionierung, verstorben ist.
Frau Kollegin Müller-Barthelmeh war Fachärztin für Arbeitsmedizin mit den Zusatzbezeichnungen Umweltmedizin sowie Ärztliches Qualitätsmanagement. Sie engagierte sich über viele Jahre sehr stark unter anderem für die Qualitätssicherung in der Arbeitsmedizin, die Umsetzung fachlicher Inhalte des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz in das staatliche Regelwerk sowie die arbeitsmedizinische Fortbildung.
Während ihrer arbeitsmedizinischen Weiterbildung zur Fachärztin für Arbeitsmedizin beim gewerbeärztlichen Dienst in Stuttgart hatte sie die Gelegenheit, mit den technischen Berufen, die insbesondere bei den staatlichen Arbeitsschutzbehörden vertreten sind, zusammenzuarbeiten. Beim Aufbau der Sachgruppe „Gentechnik“ im Regierungspräsidium Tübingen konnte sie diese Erfahrungen fortführen und arbeitete zudem verstärkt mit Juristinnen und Juristen sowie Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern zusammen. Diese Erfahrungen waren eine sehr gute Grundlage
für ihre Tätigkeit als Referatsleiterin im Landesgesundheitsamt und später als Sachgebietsleiterin im Regierungspräsidium Stuttgart.
Im Bereich des ärztlichen Qualitätsmanagements in der Arbeitsmedizin war Frau Dr. Müller-Barthelmeh an der Mitentwicklung des ersten Handbuchs „Qualitätssicherung in der Arbeitsmedizin“ beteiligt. Der Entwurf dieses Handbuchs wurde in die Prüfkriterien der „Gesellschaft zur Qualitätssicherung der betriebsärztlichen Tätigkeit“ (GQB) des Verbandes Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) überführt. In Absprache mit dem Sozialministerium war Frau Dr. Müller-Barthelmeh in der Beratergruppe und als Supervisorin der Audits der GQB sowie in der Schiedsstelle tätig. Die Aufgaben der Qualitätssicherung in der Arbeitsmedizin führten unter anderem auch zu einem Projekt in Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg. Thema war hierbei die Qualitätssicherung bei Nadelschutztechniken. Unter wesentlicher Mitarbeit von Frau Müller-Barthelmeh wurde aus den Ergebnissen dieses Projekts der Leitfaden „Risiko Nadelstichverletzung“ entwickelt.
Frau Dr. Müller-Barthelmeh war auch immer stark an „grenzüberschreitenden“ Themen interessiert. Hierbei kam ihr ein dreijähriges Studium der Anglistik und Romanistik an der Universität Tübingen zugute. So leitete sie ab 1992 den deutsch-französischen Arbeitskreis „Arbeitsmedizin“ als Vertreterin des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg. Im Rahmen dieser Tätigkeit wurden zahlreiche deutsch-französischen Veranstaltungen mit Themen, die sowohl für den französischen als auch für den deutschen Kollegenkreis von großem Interesse waren, durchgeführt.
Auf Grund ihrer hohen fachlichen Expertise wurde Frau Dr. Müller-Barthelmeh in verschiedene Ausschüsse und Arbeitskreise des staatlichen Arbeitsschutzes berufen. Beispielshaft sollen hier der Ausschuss für
Gefahrstoffe (AGS), der Ausschuss für biologische Arbeitsstoffe (ABS) sowie der Ausschuss für Arbeitsmedizin (AfAMed) genannt werden. Dem AfAMed gehörte sie als Vertreterin der Länder seit seiner Einrichtung im Jahr 2009 bis zu ihrer Pensionierung als stellvertretendes Mitglied an.
Frau Dr. Müller-Barthelmeh war eine überaus engagierte Vertreterin der Gewerbeärztinnen und -ärzte in Deutschland und hatte sich stets mit großer Expertise für die Arbeitsmedizin eingebracht. Die deutsche Arbeitsmedizin verliert mit ihr eine sehr geschätzte Kollegin.
Wir werden Frau Dr. Renate Müller-Barthelmeh nie vergessen und ihr stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Univ.-Prof. Dr. med. Stephan Letzel
Vorsitzender des AfAMed