Schweißen und die damit verwandten Verfahren wie Löten, thermisches Schneiden und Spritzen werden in Industrie und Handwerk in großem Umfang eingesetzt. Von daher spielen sie im Hinblick auf die Prävention am Arbeitsplatz und das Berufskrankheiten-Geschehen eine bedeutsame Rolle. Neben den Gefahren durch optische Strahlung stehen hierbei insbesondere Gefahrstoffe im Mittelpunkt. Angesichts von über 150 verschiedenen schweißtechnischen Verfahren und einer großen Zahl unterschiedlicher Werkstoffe ist es für die Akteure im Arbeitsschutz wie auch der Beurteilung in Berufskrankheiten-(BK-)Verfahren häufig schwierig, eine zutreffende Einschätzung der hieraus entstehenden Gefährdungen, Risiken und der erforderlichen Schutzmaßnahmen vorzunehmen.
Hierzu liefert das Werk der Autorin, die langjährige Obfrau des Sachgebiets „Schadstoffe in der Schweißtechnik“ der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) war, in allen Kapiteln ausgesprochen tief gehende und differenzierte Informationen zu einer breiten Palette schweißtechnischer Verfahren unter Berücksichtigung der verschiedenen Werkstoffe und verschiedener schweißtechnischer Parameter und Randbedingungen. Erfreulich ist, dass auch umfangreiche Daten zu Verfahren mitgeteilt werden, über die in Übersichtswerken häufig keine ausreichenden Informationen enthalten sind, wie beispielsweise dem Schweißen mit Fülldrähten, den thermischen Schneid- und Spritzverfahren sowie zu neueren Technologien wie den Laser-Verfahren und dem MIG-Löten, aber auch zu thermischen Zersetzungsprodukten aus organischen Oberflächenbeschichtungen (z.B. Primern) und aus Flussmitteln in der Löttechnik.
Für einen orientierenden „Einstieg“ empfiehlt sich die Lektüre von Kapitel 4, in dem die Wirkungen der wesentlichen gasförmigen und partikulären Gefahrstoffe beim Menschen dargestellt sind und hierbei der Bezug zu den verschiedenen schweißtechnischen Verfahren und Werkstoffen als Emissionsquellen beschrieben wird.
Zuvor werden nach einer Einführung in die rechtlichen Grundlagen, Grenzwerte und Beurteilungsmaßstäbe in Kapitel 2 eingehende Informationen zur qualitativen und quantitativen Schweißrauchzusammensetzung und Partikelstruktur gegeben. Hierbei wird die Orientierung durch in Fettdruck dargestellte Stichwörter erleichtert. Es schließt sich ein umfangreiches Kapitel zu ultrafeinen Partikeln in Schweißrauchen und deren toxikologischer Bewertung an. Spätestens hier vermisst man allerdings ein Sachregister, das die gezielte Suche nach einzelnen Stichwörtern erleichtert hätte. In beiden Kapiteln werden auch neuere Ergebnisse zur Strukturaufklärung im nanoskaligen Bereich und zu toxikologischen Untersuchungen von Schweißrauchen dargestellt. An wenigen Stellen ist die leichte Verständlichkeit durch fehlende Erläuterungen von technischen Begriffen, Abkürzungen und fehlende Übersetzungen englischer Fachtermini eingeschränkt.
Es schließt sich ein Kapitel mit Leit- und Hauptkomponenten von Gefahrstoffen in den Schweißrauchen an, gefolgt von Erläuterungen und konkreten Bespielen der Gefährdungsermittlung unter Präventionsaspekten, wobei auch arbeitshygienische Randbedingungen wie der Einsatz beziehungsweise das Fehlen von Absaugungen, Arbeiten in engen Räumen und die Kopfhaltung in Bezug auf die Schweißrauchfahne berücksichtigt werden. Hierzu ist anzumerken, dass der dort verwendete Begriff von verfahrens- und wirkungsspezifischen „Gefährdungszahlen“ keine rechtliche Verbindlichkeit besitzt. Es folgt eine orientierende Übersicht zu möglichen Erkrankungen durch Schweißrauche und deren Komponenten, bevor anhand zahlreicher Beispiele geeignete Schutzmaßnahmen dargestellt werden.
Verwiesen wird auch auf die arbeitsmedizinische Vorsorge, wobei allerdings eine zusätzliche Berücksichtigung der jeweils aktuellen Rechtsvorschriften und DGUV-Empfehlungen anzuraten ist. Weiterführend sind ausführliche Auflistungen des rechtsverbindlichen Regelwerkes, von DGUV-Regeln und -Informationen, von relevanten Normen, VDI-Bestimmungen und Merkblättern des Deutschen Verbands für Schweißen und verwandte Verfahren (DVS).
In vier Appendices findet der Leser die aktuellen, für die Schweißtechnik relevanten Daten zu Grenzwerten, ERB-(Exposition-Risiko-Beziehungs-)Ableitungen und das biologische Monitoring sowie Informationen zu geeigneten Messverfahren in der Luft, bei denen noch einmal auf die im Vordergrund stehenden Gefahrstoffe in Abhängigkeit von Verfahren und Werkstoffen eingegangen wird. Für den Praktiker im Betrieb sind darüber hinaus die zusätzlichen Beispiele von Schweißrauchdatenblättern und Sicherheitsdatenblättern hilfreich.
Insgesamt schließt das Werk eine seit längerem bestehende Lücke. Es wird angesichts der Informationsbreite und der Detailtreue eine wertvolle Informationsquelle und Handlungshilfe für Arbeitsschutzakteure in den Betrieben ebenso wie für Aufsichtsbehörden, BK-Ermittler und Gutachter sein.