Viele medizinische Fachgesellschaften und Berufsverbände haben sich diesem Thema seit Langem aktiv gestellt. In der Arbeitsmedizin hatte sich dies noch nicht durchgesetzt. Dem VDBW war es daher wichtig, auf seinem eigenen Kongress in Würzburg zum ersten Mal die Referenten um eine solche Transparenzerklärung zu bitten. Wir sind froh, dass auch die ASU unserem Vorschlag einer Transparenzerklärung gefolgt ist.
Transparenz ist nicht das Allheilmittel. Bestimmte personenbezogene Daten sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Auch dürfen wir nicht die Privatsphäre eines Einzelnen verletzen. Doch Transparenz sorgt auch für Vertrauen. Wer offen und ohne Geheimnisse agiert, wirkt glaubwürdig. Und er zeigt seine Unabhängigkeit.
Zu welchen Antworten man beim Thema Transparenz auch kommen mag (und für mich überwiegen die positiven Antworten): Wir müssen es ernst nehmen.
So würde ich mir das auch für unsere Branche wünschen, für die Werks- und Betriebsärzteschaft. Wir sind dem Gemeinwohl verpflichtet. Wir dienen den Menschen und brauchen ihr Vertrauen.
Warum also nicht mehr Transparenz? Warum nicht die Interessenkonflikte offenlegen, die auch bei uns entstehen könnten? Schauen wir uns den Begriff Interessenkonflikt einmal näher an. „Interessenkonflikte sind definiert als Gegebenheiten, die ein Risiko dafür schaffen, dass professionelles Urteilsvermögen oder Handeln, welches sich auf ein primäres Interesse bezieht, durch ein sekundäres Interesse beeinflusst wird.“ So lautet die Definition des Institute of Medicine.
Ich glaube, wir sind uns einig: Im Mittelpunkt unseres Wirkens als Betriebs- und Werksärzte muss immer der Nutzen für den Patienten stehen – auf Basis einer evidenzbasierten Medizin. Was dient dem Patienten? Was nützt ihm? Was hilft ihm? Das müssen wir uns immer wieder fragen. Sind es die Drittmittel von Unfallversicherungsträgern, aus der Industrie, von Versicherungen oder von anderen Institutionen? Sind es die persönlichen Zuwendungen an Ärzte? Oder die Honorare für Fachvorträge?
Niemand in unserer Branche darf ein Problem mit diesen und ähnlichen Fragen haben. Und deshalb sollte der Umgang mit ihnen auch offen liegen. Transparenz ist eine Frage der Fairness und des Anstands. Wir müssen sie einfordern!
Der VDBW sollte Regeln erarbeiten für den Umgang mit Interessenkonflikten – gemeinsam mit der DGAUM. Schon seit längerer Zeit wird darüber diskutiert – jetzt ist endlich Zeit dafür!
Diese Regeln gelten dann für jedermann – und jede Frau, die mit dem Thema Arbeitsmedizin zu tun hat. Auch für die Redakteurinnen und Redakteure des Fachmagazins ASU, dem Leitmedium in der Arbeitsmedizin.
Denn wir dienen den Menschen. Und dazu braucht es Vertrauen.
Dr. med. Wolfgang Panter
Präsident des VDBW