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VORSCHAU ASU 09/2017

Psychische Gesundheit im Betrieb

Steigende Arbeits- und Erwerbsunfähigkeitsquoten bedingt durch psychische Krankheiten rücken die psychische Gesundheit im Betrieb in den gesellschaftspolitischen Fokus. Prof. Dr. Rita Süßmuth als Präsidentin des „Europäischen Netzwerks Enterprise for Health“ leitet aus dieser Entwicklung der letzten Jahre die Forderung nach früher Prävention und Intervention im Betrieb ab. Mögen die Ursachen für psychische Dekompensationen auch vielfältig und komplex sein, das Setting Betrieb bietet die Möglichkeit diese Störungen frühzeitig zu erkennen und die Weichen für frühe Diagnostik und Therapie zu stellen, bevor Erkrankung, Chronifizierung und am Ende Frühberentung drohen.

Im Artikel „Damit Arbeit nicht krank macht“ gibt Dr. Hans-Peter Unger vom Zentrum für Seelische Gesundheit der Asklepios Klinik, Hamburg-Harburg, Antworten auf häufig gestellte Fragen: Wie können wir gesund bleiben in unserer komplexen Arbeits- und Lebenswelt? Wie kann eine gesunde emotionale Balance gelingen? Wie können wir einen Weg finden zwischen Selbstoptimierung und Selbstbestimmung? Und wie können Unternehmen Gesundheit und Motivation ihrer Mitarbeiter fördern?

Psychische Belastungen nehmen einen zentralen Stellenwert in der von Veränderungen gekennzeichneten Arbeitswelt ein: Zur Vermeidung und Reduktion gesundheitlicher Beeinträchtigungen ist es unabdingbar, dass potentielle Belastungen am Arbeitsplatz frühzeitig erkannt und behoben werden, so das Credo von Prof. Karlheinz Sonntag und Elisa Feldmann von der Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Heidelberg. Hierfür bedarf es einer umfassenden Gefährdungsbeurteilung der arbeitsbezogenen psychischen Belastungen, beispielsweise mithilfe der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen.

Mit der Rolle von Führungskräften für die psychische Gesundheit im Betrieb befasst sich Matthias Gasche von den Heiligenfeld Kliniken. Unter der Überschrift „Neuroleadership: Emotionale Kompetenz als Schlüsselqualifikation für professionelles Führungsverhalten“ beschreibt er, wie physiologische, biologische und anatomische Gegebenheiten des zentralen Nervensystems und die daraus entstehenden Bedingungen zur Gestaltung von Arbeits- und Sozialräumen zur Gesundheit und Leistungsfähigkeit führen können.

Mit „Loyalität im Betrieb und Loyalitätskonflikte“ ist der Beitrag von Dr. Detlev Jung vom ZDF überschrieben. Betriebe legen Wert auf die Loyalität ihrer Mitarbeiter. Loyale Mitarbeiter sind bereit, sich für den Betrieb über das vertraglich verpflichtende Maß hinaus einzusetzen und tragen mit dieser Einstellung zum Wohlergehen des Betriebes bei. Aber Loyalität kann gerade im Rahmen von Umstrukturierungen auch ein Hemmschuh sein und zu Konflikten führen. Die Schnelllebigkeit und Unklarheit der heutigen Arbeitsverhältnisse verhindern zunehmend den Aufbau von Loyalität. Es ist an der Zeit, dieses Phänomen im betrieblichen Kontext zu betrachten.

In einem Projektbericht stellen Prof. Dr. Birgit Janssen und Natalia Wege vom LVR Klinikum Düsseldorf das Projekt „Betriebsnahe Integrierte Versorgung“ vor. Denn ein sektorenübergreifendes Versorgungsnetzwerk, das sich eng an betriebliche Strukturen und Prozesse anknüpft, kann eine rechtzeitige, vollständige und nachhaltige Behandlung von Beschäftigten mit psychischen Erkrankungen ermöglichen und zu einer schnelleren Genesung beitragen.

Stress kann viele unterschiedliche Facetten haben. Um auf psychische Beanspruchungen der Beschäftigten rasch reagieren zu können, etablierte das Unternehmen REWE Region Süd bereits 2013 die so genannte Stress-Sprechstunde. Organisiert von den Gesundheitsmanagern des Betriebs und durchgeführt von Psychologen eines überregionalen Dienstleisters bietet diese Sprechstunde eine niedrigschwellige Präventionsmaßnahme, die sich mittlerweile etabliert und bewährt hat, berichtet Inés Popp.

Schließlich stellt Dr. Viktoria Töller vom Düsseldorfer Bündnis gegen Depression das „Netzwerk Arbeit und Psyche“ vor. Die Initiative des Düsseldorfer Bündnisses gegen Depression kombiniert Fortbildungselemente und Informationen zu Versorgungsoptionen. Die Vernetzung professioneller Partner der relevanten Fachrichtungen ist seit 2010 bis heute eine beeindruckende Erfolgsgeschichte.