Die 60. Wissenschaftliche Jahrestagung der DGAUM (2. bis 5. September) feierte in diesem Jahr eine technische Premiere: Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen und Hygienevorschriften wurde das gesamte Tagungsprogramm erstmalig auch online aus dem Hörsaaltrakt am Klinikum der Universität in München-Großhadern übertragen. Referentinnen und Referenten hatten die Möglichkeit, vor Ort oder online vorzutragen. So wurde der Staatssekretär des Bundesministeriums für Gesundheit, Dr. Thomas Steffen, für seine Festrede zum Thema
„5 Jahre Präventionsgesetz“ der Eröffnungsveranstaltung live via Zoom zugeschaltet. Die öffentliche Veranstaltung „Update
COVID-19: Was ist am Arbeitsplatz zu beachten“ stieß erwartungsgemäß auf ein besonders hohes Interesse. Über 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten das Symposium online. Einen Mitschnitt der Veranstaltung können Sie auf unserer Homepage unter https://www.dgaum.de/service/informationen-zu-corona/ ansehen. Mitglieder der DGAUM können die Vortragsfolien im Mitgliederbereich unter „Informationen und Downloads“ abrufen.
Für die ca. 200 zugelassenen Besucherinnen und Besucher vor Ort galten strenge Hygienevorschriften und Abstandsregeln. Vor Einlass wurde bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Temperatur gemessen, Mund-Nasen-Schutz war auf dem gesamten Gelände Pflicht und in den Hörsälen durfte nur jeder vierte Platz besetzt werden, um so die Abstandregeln zu wahren. Auch die Mikrofone der Vortragenden wurden nach jeder Benutzung desinfiziert, um einen größtmöglichen Schutz zu erreichen.
Vielfältiges wissenschaftliches Programm rund um die Themen Arbeits- und Umweltmedizin
COVID-19 bestimmt nach wie vor die öffentliche Agenda und auch im Rahmen der DGAUM-Jahrestagung beschäftigten sich Fachleute mit Fragen rund um das Thema Arbeitsschutz in der Pandemie. Der Schutz von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern am Arbeitsplatz geht jedoch weit über die aktuelle COVID-19-Pandemie hinaus. Gefahrstoffe, psychische Belastungen oder UV-Strahlung sind nur Beispiele für mögliche gesundheitsschädliche Einflüsse am Arbeitsplatz. Nach wie vor hoch aktuell sind ebenfalls die Themen der Umweltmedizin, die unter anderem Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit erforscht. Die 60. Wissenschaftliche Jahrestagung der DGAUM bot ein sehr umfangreiches und vielfältiges Programm rund um diese Themen. Über 130 Referentinnen und Referenten stellten aus den verschiedenen Bereichen der Arbeitsmedizin und Umweltmedizin in über 50 Einzelveranstaltungen aktuelle Forschungsergebnisse und Entwicklungen vor. Begleitet wurde das wissenschaftliche Programm von einer Industrieausstellung mit rund 45 teilnehmenden Firmen.
Die wissenschaftliche Tagungsleitung übernahmen die DGAUM-Vorstandsmitglieder Frau Professor Simone Schmitz-Spanke von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Frau Professor Jessica Lang von der RWTH Aachen University. Die Jahrestagung 2020 wurde in Zusammenarbeit mit den Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Arbeitsmedizin, ÖGA und SGARM, durchgeführt.
Auszeichnungen für herausragende Leistungen
Franz-Koelsch-Medaille
Dr. med. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach wurde in diesem Jahr für seine besonderen Leistungen sowie für sein außerordentliches ehrenamtliches Engagement auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin mit der Franz-Koelsch-Medaille ausgezeichnet. Die Medaille wird an Persönlichkeiten verliehen, die sich durch besondere Leistungen auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin hervorgehoben haben.
Herr Dr. von Knoblauch zu Hatzbach ist seit 1996 Delegierter der Landesärztekammer Hessen, seit 2000 Mitglied des Präsidiums, war von 2008 bis 2018 Präsident der Landesärztekammer Hessen und in dieser Funktion Mitglied des Vorstandes der Bundesärztekammer sowie von 2016 bis 2019 Vorsitzender der Arbeitsgruppe Arbeitsmedizin. In dieser Funktion hat Herr Dr. von Knoblauch zu Hatzbach mit großem Sachverstand die Interessen der Arbeitsmedizin vertreten. Hervorzuheben ist dabei die Neustrukturierung der Weiterbildung für die Zusatzbezeichnung „Betriebsmedizin“. Darüber hinaus vertritt Herr Dr. von Knoblauch zu Hatzbach die Belange der Arbeitsmedizin im Vorstand der BGW und der DGUV und als Mitglied im Hauptausschuss der KUVB. All dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem breiten Spektrum seines ehrenamtlichen ärztlichen Engagements.
Joseph-Rutenfranz-Medaille
Herr Priv.-Doz. Dr. Ing. Matthias Jäger erhält die Joseph-Rutenfranz-Medaille 2020. Der 1989 verstorbene Professor Dr. med. Dr. phil. Joseph Rutenfranz hat sich sowohl als Wissenschaftler als auch als Vorstandsmitglied und Präsident unserer wissenschaftlichen Fachgesellschaft sehr um die Entwicklung der Arbeitsphysiologie verdient gemacht. Die Joseph-Rutenfranz-Medaille wird daher an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen, die sich durch besondere Leistungen in der Arbeitsphysiologie, als einem bedeutenden Teil der Arbeitsmedizin, ausgezeichnet haben.
In diesem Jahr wurde die Joseph-Rutenfranz-Medaille an Herrn Priv.-Doz. Dr. Ing. Matthias Jäger für seine besonderen Verdienste um die Arbeitsphysiologie verliehen. Herr Dr. Jäger leitet seit 2004 die Forschungsgruppe „Biomechanische Ergonomie“ am Institut für Arbeitsphysiologie an der Uni Dortmund. Die DGAUM würdigt mit der Preisverleihuung die wissenschaftlichen Leistungen und die fachpolitischen Verdienste von Herrn Dr. Jäger auf dem Gebiet der Arbeitsphysiologie. Hervorzuheben sind seine wissenschaftlichen Arbeiten zur Belastung des Muskel-Skelett-Systems bei beruflicher Arbeit.
Innovationspreis der DGAUM
Der Innovationspreis wurde in diesem Jahr an Frau Dr. med Uta
Ochmann verliehen. Frau Dr. Ochmann ist seit 2001 am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin am Klinikum der LMU München tätig, seit 2015 als Oberärztin. Sie führt die Gebietsbezeichnung Arbeitsmedizin und die Zusatzbezeichnungen Umweltmedizin und Allergologie.
Der Innovationspreis der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin wird seit 2006 an Einzelpersonen, Gruppen von Personen und Institutionen verliehen, die durch innovative Leistungen in Forschung, Lehre oder Weiter- und Fortbildung einen
wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des Fachgebiets geleistet
haben. Als besonders innovativ hat der Vorstand der DGAUM die Leistungen von Frau Dr. Ochmann bei der arbeitsmedizinisch kompetenten Kommentierung in der Entstehungsphase des neuen Mutterschutzgesetzes bewertet. Ihr Engagement hat dann auch dazu geführt, dass sie vom Bundesministerium Familie, Senioren, Frauen und Jugend in den Ausschuss Mutterschutz berufen wurde, dem sie seit Juli 2018 vorsitzt.
Ehrenpreis der DGAUM für Erwin Fidelis Reisch
Mit der Verleihung des Ehrenpreises an den Verleger Erwin Fidelis Reisch, bedankt sich die DGAUM für die jahrelange großartige verlegerische Tätigkeit. Dank des Engagements von Herrn Reisch ist die Fachzeitschrift ASU (Arbeitsmedizin Sozialmedizin Umweltmedizin) heute das Leitmedium der deutschsprachigen Arbeitsmedizin und steht für hochwertige Inhalte aus Wissenschaft und Praxis. Herr Reisch hat die Arbeitsmedizin und Umweltmedizin über Jahrzehnte hinweg als Verleger begleitet, stets ihre Interessen unterstützt und dabei das medizinische Fachjournal konsequent weiterentwickelt. Herr Reisch ist seit Mai dieses Jahres im wohlverdienten Ruhestand, umso mehr haben wir uns gefreut, dass er seinen Preis persönlich auf der Jahrestagung vom Präsidenten der DGAUM, Prof. Hans Drexler, entgegennahm.
Prämierung der besten Poster:
Aufgrund der pandemiebedingten Ausnahmesituation wurden die Poster in diesem Jahr ausschließlich online in Form von Kurzpräsentationen vorgestellt. Insgesamt wurden über 50 Poster zu verschiedenen arbeitsmedizinischen Themen eingereicht. Die besten Beiträge wurden ausgezeichnet:
Preisträger der Posterdiskussion:
1. Platz: Janika Mette mit dem Poster „Betriebliche Gesundheitsförderung und Unterstützungsangebote in der Sozialen Arbeit mit geflüchteten und wohnungslosen Menschen“
2. Platz: Corinna Fischer mit mit dem Poster „Identifizierung von in vitro Phase-I-Metaboliten des phenolischen Benzotriazols UV-327 mit humanen Lebermikrosomen und LC-MS/MS“
3. Platz: Dr. Jan Becker mit dem Poster „Digitale Gefährdungsbeurteilung – Ergebnisse einer Pilotstudie an Schulen in Rheinland-Pfalz“
Preisträger des Nachwuchssymposiums der DGAUM:
1. Platz: Philipp Würzner mit dem Poster „Die Wirkung von 3D-Drucker-Emissionen auf die Allergenreaktion des Menschen: Eine experimentelle Expositionsstudie“
2. Platz: Franca Reineke mit dem Poster „Eine Bedarfsanalyse zur Psychosomatischen Sprechstunde im Betrieb (PSiB)“
3. Platz: Felix Jung mit dem Poster „Influence of wrist joint angles on muscle fatigue of lower arm flexor muscles – results of a pilot study for optimizing the study protocol“
Die Poster sind unter www.dgaum.de/termine/jahrestagung-2020/ abrufbar.
Die DGAUM unterstützt den Bundesverband der Selbsthilfegruppen Asbestose e.V.
An unserer Mitgliederbefragung Anfang dieses Jahres haben sich erfreulicherweise 268 Mitglieder beteiligt. Um die Teilnahmequote zu erhöhen, hatte die DGAUM damals eine Unterstützung des Bundesverbands der Selbsthilfegruppen Asbestose ausgelobt. Dank der regen Teilnahme der Mitglieder haben wir nun im Rahmen der Jahrestagung dem 2. Vorsitzenden des Bundesverbandes der Asbestose Selbsthilfegruppen e.V., Herrn Bernhard Heise, einen Scheck über € 500,– überreichen können. Die Umfrage-Ergebnisse können Sie im Mitgliederbereich unter „Mein DGAUM/Informationen und Downloads/DGAUM Dokumente/vereinsinterne Dokumente“ abrufen. Nochmals herzlichen Dank an alle Teilnehmenden!