Was bedeutet Arbeit für uns?
Wie können wir in unseren immer komplexer werdenden Arbeits- und Lebenswelten mit völlig neuen Herausforderungen gesund bleiben?
Wie kann der Spagat zwischen Selbstoptimierung und Selbstbestimmung gelingen?
Wie können Führungskräfte die Gesundheit und Motivation ihrer Mitarbeiter fördern?
Dies sind nur einige der drängenden Fragen, die wir in dieser Ausgabe von ASU betrachten und beantworten möchten.
Der klassische Arbeitsschutz stellt zwar die den Körper gefährdenden Aspekte von Arbeit in den Vordergrund, aber im Jahr 2013 wurde § 5 des Arbeitsschutzgesetzes dahingehend präzisiert, dass auch psychische Belastungen bei der Arbeit zu ermitteln sind und behoben werden müssen.
Warum hat die psychische Gesundheit in den letzten Jahrzehnten einen höheren Stellenwert bekommen?
Die psychische Gesundheit und die mentalen Aspekte von Arbeit sind seit einigen Jahrzehnten sektorenübergreifend in den Blickpunkt der Arbeitsmediziner, Arbeitsschützer, Organisationspsychologen und Psychotherapeuten gerückt. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass – bedingt durch den Wandel von einer Industriegesellschaft zur leistungsorientierten Dienstleistungsgesellschaft – Arbeitsunfähigkeit und Frühberentungen aufgrund psychiatrischer Diagnosen rasant ansteigen. Zudem wird eine zunehmende Entstigmatisierung von seelischen Erkrankungen beobachtbar.
Was verstehen wir unter psychischen Belastungen am Arbeitsplatz?
Verschiedene theoretische Modelle psychosozialer Belastungen am Arbeitsplatz wurden in den letzten Jahrzehnten entwickelt. Eines der Modelle ist das von Sigrist geprägte und anerkannte Modell der beruflichen Gratifikationskrise, das vier „gratifikationskritische“ Bereiche aufzeigt: Entlohnung, nichtmaterielle Wertschätzung, Arbeitsplatzsicherheit und persönliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Wenn sich zwischen der geleisteten Arbeit und der erwarteten Belohnung ein dauerhaft frustrierendes und kränkendes Ungleichgewicht bildet, wird auf körperlicher Ebene die akute oder chronische Stressreaktion angestoßen.
Da psychische Belastungen auf die Menschen einwirken und es so zur individuellen Beanspruchung kommt, kann dies zur Erkrankung und infolgedessen zu langen Arbeitsunfähigkeitszeiten führen. Hier muss konsequent gegengesteuert werden. Studien zeigen, dass der mehrstufige Ansatz der frühen Prävention, verbesserte Diagnostik und Therapie wirksam sind.
Ich hoffe, wir haben wieder für Sie interessante Informationen und Erkenntnisse zusammengestellt.
Ihre Annegret Schoeller
Chefredakteurin