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Erkrankungen der Lunge

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Die Lungenfunktionsprüfung ist neben der Anamnese, der klinischen Untersuchung und der radiologischen Bildgebung ein wesentlicher Bestandteil in der Diagnostik und Beurteilung einer Lungenerkrankung. Die Spirometrie eignet sich insbesondere zur Diagnostik der obstruktiven Ventilationsstörungen. Die korrekte Durchführung und die Bewertung gemäß den aktuellen Sollwerten sind hierbei von entscheidender Bedeutung. Im März 2024 wurden die überarbeiteten deutschen Empfehlungen zur Lungenfunktionsprüfung unter Berücksichtigung der neuesten internationalen Literatur unter Federführung von Herrn Prof. Criée publiziert. In meinem Beitrag zu diesen neuen Empfehlungen werden die wichtigsten Änderungen der Spirometrie und die Bedeutung für die Arbeits-/Betriebsmedizin vorgestellt.

Asbest ist bei den Berufskrankheiten laut den aktuellen Statistiken der DGUV seit Jahren die häufigste Todesursache. So sind im Jahr 2023 1315 Versicherte an den Folgen der asbestbedingten Erkrankungen (BK 4101, 4104 und 4105 BKV) verstorben, die meisten an einem asbestverursachten Pleuramesotheliom, gefolgt vom asbestverursachten Lungenkarzinom. Seit 1973 werden im Rahmen der Sekundärprävention Vorsorgeuntersuchungen für ehemals asbestexponierte Mitarbeitende von der DGUV angeboten. Seit einigen Jahren gibt es die Projekte EVA-Lunge beziehungsweise EVA-Mesothel - Erweiterte Vorsorgeangebote der DGUV zur Früherkennung von Lungenkrebs beziehungsweise Mesotheliom im Rahmen der arbeitsmedizinischen Vorsorge und für Versicherte mit anerkannter BK-Nr. 4103. Jessica Lang, Leiterin des Lehr- und Forschungsgebiets für Betriebliche Gesundheitspsychologie und stellvertretende Direktorin am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Uniklinik RWTH Aachen, hat in einer Studie 612 Personen an einem Früherkennungsprogramm für asbestbedingte Erkrankungen untersucht. Sie ist dabei der Frage nachgegangen, inwieweit auf der einen Seite das Wissen um ein erhöhtes Gesundheitsrisiko durch Asbestexposition die psychische Gesundheit beeinflusst und auf der anderen Seite, welche Rolle dabei funktionelle Beeinträchtigungen durch die Asbestexposition spielen. Bei diesen Teilnehmenden wurden die Funktionseinschränkungen mit einem Lungenfunktionstest objektiviert und das Wissen um die Asbestexposition mit einer vorhandenen BK 4103. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die psychische Gesundheit von Asbestexponierten ein wichtiger Bestandteil der arbeitsmedizinischen Betreuung sein sollte und nicht nur allein die arbeitsmedizinischen Ergebnisse isoliert betrachtet werden sollten. Die Studie empfiehlt ein psychologisches Screening in Früherkennungsprogrammen aufzunehmen, um ebenso psychische Beanspruchungen frühzeitig zu erkennen und Betroffene an professionelle Netzwerke von Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und gegebenenfalls Psychotherapieangeboten weiterzuleiten.

Bei etwa jedem 12. Menschen in Deutschland wurde 2019 eine Asthmadiagnose dokumentiert. 9 bis 25 % der Fälle von Asthma­erkrankungen des Erwachsenen haben arbeitsbedingte Ursachen. Es sollten deshalb Personen, die aufgrund ihrer Vorgeschichte (z. B. bereits Vorliegen von Atemwegsallergien oder einer vorbestehenden unspezifischen bronchialen Hyperreagibilität) und/oder Exposition gegenüber potenziell Berufsasthma-auslösenden Noxen ein erhöhtes Krankheitsrisiko haben, einer regelmäßigen arbeitsmedizinischen Vorsorge /Surveillance unterzogen werden. Nach den Empfehlungen zur Diagnose von Berufsasthma sind bei entsprechenden Verdachtsfällen eine gesicherte Asthmadiagnose, arbeitsbezogene Beschwerden, der Nachweis einer Sensibilisierung gegen ein Berufsallergen und der Arbeitsbezug der Krankheitszeichen zu dokumentieren. Wenn die Erkrankung gesichert ist, ist eine im Krankheitsverlauf frühzeitige Expositionskarenz der beste Prädiktor für eine gute Prognose. Aufgrund des Wegfalls des Unterlassungszwangs bei der Anerkennung der Berufskrankheiten 4301 und 4302 BKV kommt der Individualprävention eine große Bedeutung zu. Alexandra M. Preisser, Oberärztin und Stellvertretende Institutsdirektorin am Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin am UKE Hamburg und Mitglied der Leitliniengruppe, geht in ihrem Beitrag „Die Bedeutung der neuen S2k-Leitlinie Fachärztliche Diagnostik und Therapie von Asthma für die Berufskrankheiten 4301 und 4302“auf diese Aspekte ein und stellt die wichtigsten Neuerungen dar.

Aus dem spannenden Fallbeispiel im Wissenschaftsteil von Vera van Kampen (IPA Bochum) und Mitarbeitenden ist ersichtlich, dass der Nachweis beruflich verursachter Allergien ein komplexes Unterfangen ist. Dieser Fall verdeutlicht, dass die Bewertung der einzelnen diagnostischen Bausteine im Rahmen der Diagnose von Berufsasthma nicht ohne Fallstricke ist.

Ich hoffe, wir können Sie für das Thema Lunge in der Arbeits- und Betriebsmedizin begeistern und wünschen Ihnen mit der Lektüre viel Freude und Erkenntnisgewinn.

Ihre Nicola Kotschy-Lang

Fachärztin für Innere Medizin, Fachärztin für Arbeitsmedizin, Allergologie

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