Angesichts der vielfältigen Anforderungen der heutigen Arbeitswelt, wie etwa der zunehmenden Flexibilisierung oder Entgrenzung zwischen Arbeits- und Privatleben, wird oft der Begriff der Resilienz bemüht und als Lösung präsentiert. Resilienz beschreibt die erfolgreiche Bewältigung von Belastungen am Arbeitsplatz und schützt dadurch die psychische Gesundheit von Beschäftigten. Angesichts dieser förderlichen Wirkung stellt sich die Frage, wie man die Resilienz von Beschäftigten und Organisationen sicherstellen und fördern kann. Im vorliegenden Schwerpunktheft wird diese Frage aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und die Umsetzung in der Praxis dargestellt.
Im Beitrag von Roman Soucek erfolgt zunächst eine begriffliche Eingrenzung und konzeptuelle Einordnung unterschiedlicher Auffassungen von Resilienz. Anschließend wird ein Modell der Resilienz im Arbeitskontext vorgestellt, das zwischen den Ebenen von Individuen, Teams und der Organisation unterscheidet. Anhand dieses Modells wird erläutert, welche Faktoren auf den einzelnen Ebenen zur Resilienz beitragen und wie diese ihre Wirkung entfalten. Das Zusammenwirken von Faktoren unterschiedlicher Ebenen verdeutlicht die Bedeutung eines umfassenden Ansatzes zur Förderung von Resilienz in Organisationen. Das Modell dient zugleich als konzeptioneller Rahmen zur Einordnung der weiteren Praxisbeiträge.
Roman Soucek und Nicole Deci beschäftigen sich in ihrem Beitrag mit den Anforderungen hybriden Arbeitens, die zu einer erhöhten Arbeitsdichte beitragen und dadurch die Gesundheit von Beschäftigten gefährden können. Am Beispiel einer Interviewstudie zum hybriden Arbeiten werden mit der organisationalen und individuellen Resilienz zwei Ansatzpunkte zum Umgang mit einer hohen Arbeitsdichte erläutert. Dabei liegt mit der organisationalen Resilienz ein verhältnisorientierter Ansatz der Prävention vor, wohingegen mit der Förderung der individuellen Resilienz ein verhaltensorientierter Ansatz verfolgt wird.
Thomas Prümer und Dominik Hecker stellen in ihrem Beitrag die Resilienzförderung im Rahmen des Personalmanagements der Bundesagentur für Arbeit (BA) vor. Dabei wird zunächst die strategische Verankerung von Resilienz im Kompetenzmodell der BA erläutert sowie die Integration in regelmäßige Gespräche zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften dargestellt. Darüber hinaus werden praktische Angebote zur Stärkung der individuellen Resilienz im Arbeitsalltag vorgestellt. Diese beziehen sich auf die Förderung personaler Ressourcen, wie etwa mit webbasierten Trainings, umfassen aber mit der persönlichen Begleitung im Rahmen von Mentoring oder Coaching auch Ansätze zur Förderung resilienten Verhaltens.
Laura Korock und Tabea Scheel widmen sich mit Humor am Arbeitsplatz einer individuellen Ressource von Resilienz, die den erfolgreichen Umgang mit Stressoren fördert. Die Autorinnen stellen das Modellprojekt „Humor in der Pflege – für die seelische Gesundheit“ vor, das konkrete Humorinterventionen in Pflegeeinrichtungen umfasst. Ziel dieser Interventionen ist die Stärkung der Resilienz von Pflegebedürftigen und Beschäftigten sowie die Förderung eines positiven Betriebsklimas. Mit der Ausbildung von Humoragentinnen und Humoragenten als Multiplikatoren wird Humor im Sinne der organisationalen Resilienz als Ressource für die gesamte Organisation erschlossen.
Im Interview von Natascha Plankermann mit Resilienz-Coach
Petra Moske geht es um die vielfältigen Anforderungen an Pflegekräfte und mögliche Ansatzpunkte zur Bewältigung dieser Anforderungen. Dabei geht Petra Moske auf persönliche Ressourcen,
Eigenschaften von Teams und die organisationale Resilienz ein und verdeutlicht damit am konkreten Beispiel von Pflegeeinrichtungen die Anwendung des Modells der Resilienz im Arbeitskontext.
Zusammengefasst vermittelt das vorliegende Schwerpunktheft einen konzeptionellen Rahmen zur Resilienz im Arbeitskontext, das neben der individuellen Resilienz von Beschäftigten auch die Resilienz auf den Ebenen von Teams und Organisationen umfasst. Resilienz als die erfolgreiche Bewältigung von widrigen Situationen geht dabei nicht auf eine einzelne Eigenschaft zurück, sondern kann durch ganz unterschiedliche Faktoren gefördert werden. Die einzelnen Beiträge verdeutlichen die konkrete Umsetzung in der Praxis und sollen damit eine Inspiration für die Stärkung von Resilienz in weiteren Einrichtungen und Unternehmen bieten.
Roman Soucek
MSH Medical School Hamburg
Das PDF dient ausschließlich dem persönlichen Gebrauch! - Weitergehende Rechte bitte anfragen unter: nutzungsrechte@asu-arbeitsmedizin.com.