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Arbeitgeberverband verleiht „Award Arbeitsmedizin 2022“

Mit dem jährlich verliehenen Award, einer Stiftungsprofessur für Arbeitsmedizin sowie einem Master- und Promotionsstipendien möchte Südwestmetall mehr Ärzte, Forscher und Medizinstudierende für das Feld Arbeitsmedizin begeistern und dem massiven arbeitsmedizinischen Fachkräftemangel begegnen.

Gesundheitsgefahren am Arbeitsplatz zu erkennen oder Berufskrankheiten vorzubeugen und zu behandeln, erfordert von Ärzten fundiertes arbeitsmedizinisches Wissen. „Allerdings besteht in der Arbeitsmedizin ein ausgeprägter Fachkräftemangel“, stellte Dipl.-Ing. Kai Schweppe, Geschäftsführer Arbeitspolitik bei Südwestmetall, im Rahmen der Verleihung des Awards Arbeitsmedizin fest. Denn seit 2004 hat die Zahl der Erwerbstätigen um rund 2 Millionen zugenommen. Gleichzeitig ist die Zahl der Ärzte mit arbeitsmedizinischer Fachkunde seitdem nicht angestiegen, sondern nur konstant geblieben.


„Als Arbeitgeberverband möchte Südwestmetall deshalb die Bedeutung von Betriebsärzten und Arbeitsmedizinern für Arbeitsschutz, Arbeitssicherheit und Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten hervorheben“, beschreibt Schweppe die Ziele des Verbands. Um dem Fachkräftemangel in der Arbeitsmedizin entgegenzuwirken, unterstützt der Verband das Tübingen Institut finanziell sowie mit einer Stiftungsprofessur. Zusätzlich vergibt er jährlich zwei Stipendien und den mit 2000 Euro dotierten Award Arbeitsmedizin. Preisträger des Awards Arbeitsmedizin im Jahr 2022 ist Professor Dr. med. Florian Junne, der im Rahmen der sogenannten SEEGEN-Studie (Seelischen Gesundheit am Arbeitsplatz Krankenhaus) zur Stressprävention durch Führungskräfte im Krankenhaus geforscht hat.

Die Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung für die Arbeitsfähigkeit Betroffener sind auch in der Arbeitsmedizin ein hochaktuelles Thema. Im Rahmen der Verleihung des Award Arbeitsmedizin stellte Professorin Dr. med. Astrid Heutelbeck vom Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin am Universitätsklinikum Jena (UKJ) Erkenntnisse aus der Long-COVID-Ambulanz ihres Instituts vor. Dort betreut Professorin Heutelbeck Patienten, die auch Monate nach einer SARS-CoV2-Infektion noch mit Beschwerden zu kämpfen haben und sich zum Teil fragen, ob sie den Anforderungen im Beruf noch nachkommen können. Zu den häufigsten Symptomen zählen nach den Erfahrungen des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin des UKJ körperliche Erschöpfung, schnelle Ermüdung, Luftnot, eine allgemeine Verlangsamung, Vergesslichkeit und andere physische und kognitive Einschränkungen.

Als eher unspezifisches Symptom werde besonders die anhaltende Abgeschlagenheit teils nicht ernst genommen, kritisiert Heutelbeck. „Spirometrie und EKG sind bei den Betroffenen häufig unauffällig – eine durchaus häufiger auftretende Störung der Sauerstoffaufnahme wird häufig erst durch eine Blutgasanalyse entdeckt, auch – seltener auftretende - Herzmuskelentzündungen durch eine Magnetresonanz-Tomographie des Herzens.“ Solche Untersuchungen sollten trotz knapper Kapazitäten möglich gemacht werden – auch und gerade bei jungen Menschen, die sich für „unkaputtbar“ hielten und trotz Erschöpfungserscheinungen wieder zu arbeiten anfingen. „Eine frühe und sorgfältige Diagnostik ist allemal besser als wiederholte Arbeitsunfähigkeit und im schlimmsten Fall eine Frühverrentung“, so die Jenaer Ärztin. Auch der Zugang zu Einrichtungen der medizinischen Rehabilitation erscheint wichtig, eine Erweiterung des fachspezifischen Angebots sinnvoll.