Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Blutspenden als Prävention

Einleitung

Die Anzahl der Blutspenden geht kontinuierlich zurück, von 2010 mit 4,9 Mio. Vollblutspenden auf 3,7 Mio. Vollblutspenden im Jahr 2020. Aktuell besteht ein besonderer Bedarf, da sich der Bestand an Blutkonserven aufgrund der Corona-Pandemie nochmals stark verringert hat. 47% aller Menschen in Deutschland haben bereits einmal Blut gespendet.

Blutspenden werden benötigt für die Behandlung von Notfällen, im Rahmen von Operationen sowie in der Krebsbehandlung. Darüber hinaus finden Blutprodukte in der Herstellung von Medikamenten Anwendung. Aktuell ist das Thema Rekonvaleszenzplasma zur Behandlung von COVID-19 von großer Bedeutung. Plasma von COVID-19-Genesenen enthält SARS-CoV-2-Antikörper und kann in der Therapie ausgewählter COVID-19-Erkrankter eingesetzt werden.

Positive Aspekte der Blutspende

Blutspenden verfügt über zahlreiche positive Aspekte, von denen einige weniger bekannt sein dürften.

  • Die Blutspende wirkt sich positiv auf das kardiovaskuläre Risiko, die arterielle Hypertonie sowie das metabolische Syndrom aus.
  • Direkte positive Effekte beinhalten eine ärztliche Untersuchung im Rahmen der Blutspende inkl. Blutdruck (RR)- und Herzfrequenz-Messung sowie die Bestimmung von aktuellen Laborwerten.
  • Die Blutgruppe wird bestimmt. Außerdem werden serologische Parameter bestimmt (z.B. HBV-, HCV-, HIV-, Lues-AK, HCV-PCR, HAV, Parvovirus B 19).
  • Es handelt sich somit um eine kostenlose Gesundheitsvorsorge. Noch nicht bekannte Erkrankungen können frühzeitig erkannt werden, was zu einem besserem Outcome führt.

    Blutspenden und kardiovaskuläres Risiko

    Ist Blutspenden gesund für die Spendenden, sinkt das kardiovaskuläre Risiko? Verschiedene Studien liefern Hinweise hierfür. In einem retrospektiven Vergleich von Mehrfachspendenden (n=1508) mit gematchten Einmalspendenden (n=1508) zeigte sich ein signifikant geringeres Risiko (p < 0,001) für kardiovaskuläre Ereignisse (Meyers et al. 2002). Einen Benefit bei nicht-rauchenden Männern fand die Nebraska Diet Heart Study (Meyers et al. 1997).

    Kein signifikant niedrigeres Risiko nach Berücksichtigung aller Risikofaktoren zeigte sich dagegen in einer anderen Studie (Health Professional Follow Up; Aschiero et al. 2001).

    Nicht unerwähnt bleiben soll der Healthy Donor Effect, der besagt, dass Blutspendende ein gesünderes Kollektiv seien als nicht Spendende und die positiven Ergebnisse diesem Umstand geschuldet sind.

    Gleichzeitig erscheint eine Senkung des kardiovaskulären Risikos über eine nachgewiesene Blutdrucksenkung im Rahmen der Spende als belegbar. Die Blutdrucksenkung in Zusammenhang mit Blutspenden ist gut belegt. Nach zwei Blutspenden im Abstand von vier Wochen ergibt sich eine Senkung des systolischen Blutdruckes von –16 mmHg (p < 0,001) (Houschyar 2012).

    Doch gelten diese positiven Effekte auch dauerhaft? Hierzu gibt es ebenfalls Studienergebnisse.

    Regelmäßige Blutspenden verringern den Blutdruck bei Hypertonie. In einer Studie mit 292 Patientinnen und Patienten (146 Hypertonie-Erkrankte ) zeigte sich nach vier Blutspenden Folgendes: In der Gruppe der Grad-II -Erkrankten zeigte sich der stärkste Effekt, der systolische Blutdruck sank um –17,1 mmHg, der diastolische um –11,7 mmHg (p < 0,001) (Kamhieh-Milz 2016). Die Blutdruckminderung hält etwa sechs Wochen an. Allerdings sank der Blutdruck nur bei Hypertonie-Erkrankten, bei Normotonen blieb der Blutdruck weitgehend konstant.

    Als Mechanismen hinter der Blutdrucksenkung werden genannt:

  • Eisenbedingter oxidativer Stress verursacht einen negativen Effekt auf das metabolische Syndrom und den Blutdruck.
  • Hoher Eisengehalt wirkt sich möglicherweise negativ auf das Herz-Kreislauf-, aber auch auf das Immunsystem aus (Michalsen 2012).
  • Eisen fördert die Oxidation der Gefäße – eine Ferritinreduktion führt zu höherer Elastizität der Gefäßwände und besserem Druckausgleich. Dies führt zu einer Blutdrucksenkung.
  • Durch Blutspenden kommt es zu reduzierter Viskosität und besseren Fließ­eigenschaften des Blutes.
  • Fazit: Regelmäßiges Blutspenden führt bei Hypertonie zu einer nachhaltigen Blutdrucksenkung. Blutspenden ist also eine Option im Hypertonie-Management.

    Blutspenden und metabolisches ­Syndrom

    Blutspenden wirkt sich auch positiv beim metabolischen Syndrom aus. Eine Studie belegt signifikant erhöhtes HDL, Apo A, oxidatives Potenzial für LDL nach drei Blutspenden (n = 23) in sechs Wochen (Van Jaarsveld u. Pool 2002).

    Aderlasse im Abstand von vier Wochen führen zu einem signifikanten Abfall des Blutdrucks und zur Verbesserung verschiedener Marker für kardiovaskuläres Risiko und Blutzuckerkontrolle bei Testpersonen mit metabolischem Syndrom (Houschyar et al. 2012).

    Blutspenden und Lebensqualität

    Verschiedene Studien berichten über positive Effekte auf Stimmung und ein Gefühl einer positiveren Lebensqualität:

  • Blutspenden kann die Stimmung positiv beeinflussen (Nilsson Sojka u. Sojka 2003).
  • Blutspendende sind nach der Spende entspannter als Nicht-Blutspendende, Erstspendende sind gleichzeitig mehr gestresst als Mehrfachspendende (Hinrichs et al. 2008).
  • Die gesundheitsbezogene Lebensqualität steigert sich und die Studienteilnehmenden fühlen sich leistungsfähiger (Michalsen 2012).
  • Blutspenden ist darüber hinaus ein Akt der Solidarität – das Motto des diesjährigen World Blood Donor Day (WHO). Blut ist mit das Beste, was ein Mensch geben kann.
  • Im arbeitsmedizinischen Kontext kann die Implementierung von Aktionstagen zum Blutspenden sinnvoll sein, zum Beispiel am 14. Juni., dem jährlichen Weltblut­spendetag.
  • Interessenkonflikt: Die Autorin gibt an, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.

    Literatur

    Ascherio A et al.: Blood donations and risk of coronary heart disease in men. Circulation 2001; 103: 52–57.

    Hinrichs A et al.: Effect of blood donation on well-being of blood donors. Transf Med 2008; 18: 40–48.

    Houschyar KS et al.: Effects of phlebotomy-induced reduction of body iron stores on metabolic syndrome: results from a randomized clinical trial. BMC Med 2012; 10: 54.

    Kamhieh-Milz S et al.: Regular blood donation may help in the management of hypertension: an observational study on 292 blood donors. Transfusion 2016; 56: 637–644.

    Meyers DG et al.: Possible association of a reduction in cardiovascular events with blood donation. Heart 1997; 78: 188–193.

    Meyers DG, Jensen KC, Menitove JE: A historical cohort study of the effect of lowering body iron through blood donation on incident cardiac events. Transfusion 2002; 42: 1135–1139.

    Nilsson Sojka B, Sojka P: The blood-donation experience: perceived physical, psychological and social impact of blood donation on the donor. Vox Sang 2003; 84: 120–128.

    Van Jaarsveld H, Pool GF: Beneficial effects of blood donation on high density lipoprotein concentration and the oxidative potential of low density lipoprotein. Atherosclerosis 2002; 161: 395–402.

    doi:10.17147/asu-1-211448

    Weitere Infos

    Michaelsen A: Studie 2012
    https://naturheilkunde.immanuel.de/forschung/abgeschlossene-studien/blu…
    https://www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/mit-bluts…

    Kernaussagen

  • Die Blutspende wirkt sich positiv auf das kardiovaskuläre Risiko, die arterielle Hypertonie sowie das metabolische ­Syndrom aus.
  • Blutspenden ist außerdem eine kostengünstige und effektive Präventionsmaßnahme.
  • Kontakt

    Dr. med. Susanne Wimmer
    Gesamtleitung der Gesundheitszentren Kiel und Lübeck; B·A·D Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik GmbH; Preußerstraße 1–9; 24105 Kiel

    Foto: privat

    Das PDF dient ausschließlich dem persönlichen Gebrauch! - Weitergehende Rechte bitte anfragen unter: nutzungsrechte@asu-arbeitsmedizin.com.

    Jetzt weiterlesen und profitieren.

    + ASU E-Paper-Ausgabe – jeden Monat neu
    + Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
    + Exklusive Webinare zum Vorzugspreis

    Premium Mitgliedschaft

    2 Monate kostenlos testen