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Fakenews-Macher und Kriminelle nutzen Coronavirusausbruch

Auf die zwei Männer im Alter von 27 und 28 Jahren komme ein Strafverfahren wegen Vortäuschens einer allgemeinen Gefahr sowie eine Ordnungswidrigkeitenanzeige wegen Belästigung der Allgemeinheit zu, teilte die Polizei heute mit.

Der 27-Jährige hatte den Ermittlern zufolge vorgestern „aus Spaß“ und Imponiergehabe gegenüber seiner Freundin eine Fakeseite des Nachrichtenportals tagesschau.de er­stellt, auf der in einem frei erfundenen Artikel über eine Coronavirusinfektion in Kaisers­lautern berichtet wurde. Demnach sollte der Fall durch Warenlieferungen aus China bei einer örtlichen Firma aufgetreten sein.

Sein 28-jähriger Bekannter fotografierte den Artikel gestern ab und verschickte das Bild demnach mehrfach über sozialen Medien weiter. Dort verbreitete es sich und sorgte für erhebliche Verunsicherung. Der Chef der angeblich betroffenen Firma erstattete laut Polizei Anzeige. Ihm zufolge gab es Auswirkungen auf den Betrieb. Kunden und Zulieferer seien verunsichert, und Mitarbeiter würden das Unternehmensgelände meiden.

Nach Angaben der Beamten meldete sich der 27-Jährige noch während der Kontaktauf­nah­me zwischen Firmenchef und Polizei bei dem Unternehmen und bat reumütig um ein Gespräch. Wenig später räumte er die Tat auch gegenüber den hinzugezogenen Polizisten ein. Er und sein Freund seien „schockiert“ über die schnelle Verbreitung der Falschmel­dung im Netz und die Folgen gewesen.

Die Verbreitung von Falschnachrichten über das Virus ist seit Beginn der Epidemie welt­weit ein riesiges zusätzliches Problem. Die Welt­gesund­heits­organi­sation WHO sprach ihrer­seits bereits von einer „Infodemie“.

In Italien nutzen Kriminelle und Geschäftemacher derweil die Angst vor dem neuartigen Coronavirus zu ihrem Vorteil aus. Italien ist derzeit das am meisten betroffene Land in Europa, bis heute wurden mehr als 320 Infizierte und zwölf Todesopfer gezählt. Entspre­chend groß ist die Furcht der Italiener vor einer Ansteckung.

Aus Furcht vor der Krankheit stürzen sich die Italiener auf Schutzmasken und Desinfekti­ons­mittel, in Apotheken und Supermärkten sind kaum noch welche zu haben. Geschäfte­macher boten etwa auf der Auktionsplattform Ebay eine Liter-Flasche des in Italien ver­breiteten Desinfektionsgels Amuchina zum stolzen Preis von 300 Euro an, ein Desinfekti­onsmittel für Babys sollte 240 Euro pro Liter kosten.

aerzteblatt.de

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Der Verbraucherverband Codacons spricht von Preiserhöhungen „auf astronomisches Ni­veau“. So erhöhte sich der durchschnittliche Preis für Amuchina-Gel von drei Euro pro 80-Milliliter-Fläschchen auf 22,50 Euro – ein Anstieg um 650 Prozent.

Bei Schutzmasken liegt der Preisanstieg laut Codacons sogar bei 1.700 Prozent: Statt 10 Cent kostet eine Maske im Online-Handel jetzt durchschnittlich 1,80 Euro. Als besonders krasses Beispiel nennen die Verbraucherschützer ein auf Amazon angebotenes Set von fünf als „ideal gegen das Coronavirus“ beworbenen Schutzmasken zum Preis von 189 Euro.

Es handele sich um eine „schamlose Spekulation, um Profit aus der Angst der Leute zu schlagen“ erklären die Verbraucherschützer. Die Organisation hat Klage eingereicht und fordert die Schließung einschlägiger Websites. Wenn die Onlinehandelsriesen derartige spekulative Angebote nicht automatisch von ihren Seiten entfernten, machten sie sich „zum Komplizen dieser Betrügereien“, erklärt Codacons.

Die Staatsanwaltschaft von Mailand leitete Anfang der Woche ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts „spekulativer Manöver“ ein. Die Ermittlungen gehen dem Verdacht nach, dass begehrte Waren wie Desinfektionsmittel und Schutzmas­ken sogar bewusst zurückgehalten werden, um die Preise in die Höhe zu treiben.

Neben Preistreiberei gibt es zunehmend auch Berichte über Betrüger, die sich als Mitar­beiter des Roten Kreuzes, der Gesundheitsbehörden oder des Zivilschutzes ausgeben und Menschen unter dem Vorwand eines Virus-Tests in deren Wohnungen bestehlen. Das Rote Kreuz und der Zivilschutz haben die Italiener bereits ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sie für Gesundheitstests nicht von Tür zu Tür ziehen.

Ein weiteres Phänomen sind Angebote vermeintlicher Wundermittel gegen das Virus. „Im Internet werden homöopathische oder Naturheilmittel angeboten, die angeblich eine Ansteckung mit dem Coronavirus verhindern oder die Krankheit heilen können“, sagt der Hygienewissenschaftler Pier Luigi Lopalco von der Universität Pisa. „Diese Produkte haben keinerlei klinische Wirksamkeit“, warnt er. Wer sie anbiete, sei ein „Scharlatan“. © afp/aerzteblatt.de

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