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Interview mit dem AfAMed-Vorsitzenden Prof. Dr. Volker Harth

„Perspektiven für die Arbeitsmedizin“

ASU: Herr Professor Harth, warum hat der Ausschuss für Arbeitsmedizin (AfAMed) mit „Perspektiven für die Arbeitsmedizin“ eine so umfangreiche Stellungnahme erarbeitet – mit Diskussionsanregungen und Empfehlungen zu verschiedensten Themen der Arbeitsmedizin, aber auch zum Stellenwert der Arbeitsmedizin im deutschen Arbeitsschutz? Gehört das eigentlich (oder überhaupt?) zu den Aufgaben des AfAMed?

Harth: Zunächst gehört es zu den Kernaufgaben des AfAMed, das BMAS nicht nur in allen Fragen der arbeitsmedizinischen Vorsorge, sondern auch zu sonstigen Aufgaben des medizinischen Arbeitsschutzes zu beraten (§9 Abs. 3 ArbMedVV). Als das Arbeitsministerium den AfAMed um eine Stellungnahme zu den Perspektiven für die weitere Entwicklung der Arbeitsmedizin gebeten hat, ist der Ausschuss dem gerne nachgekommen. Übrigens hat auch die Arbeits- und Sozialministerkonferenz der Bundesländer (ASMK) eine solche Stellungnahme des AfAMed angeregt. Ich freue mich insbesondere darüber, dass unsere Stellungnahme einstimmig verabschiedet wurde, was ihren Beitrag und Wert in der Debatte um die Weiterentwicklung des Arbeitsschutzes und der deutschen Arbeitsschutzstrategie unterstreicht.

ASU: Im hier veröffentlichen Beitrag gibt es zwar viele Empfehlungen, aber zu manchen Themen lediglich Anregungen zur Diskussion. Konnten Sie sich dazu im Ausschuss nicht auf konkrete Maßnahmen einigen?

Harth: Wir haben bewusst beschlossen, neben konkreten Empfehlungen solide Diskussionsgrundlagen, aber auch Diskussionsanstöße zur Weiterentwicklung der Arbeitsmedizin in unserem Arbeitsschutzsystem bis 2030 beizutragen. Es ist deshalb nicht nur eine Stellungnahme, sondern ein Diskussionspapier geworden. Wegen seines Umfangs haben wir beschlossen, in der aktuellen Ausgabe der ASU nur die Zusammenfassung, Diskussionsimpulse und Empfehlungen zu veröffentlichen, nicht aber die ausführlichen Abschnitte zu Details, Hintergrund und Literatur. Wir regen an, zukünftig wichtige Teilthemen des Perspektivenpapiers in Schwerpunktausgaben der ASU ausführlich zu behandeln. Das vollständige Dokument „Perspektiven für die Arbeitsmedizin“ ist auf der Webseite der BAuA zugänglich (siehe Link am Ende dieses Interviews).

ASU: Diese Anregung greifen wir gerne
auf …. Eine letzte Frage, Herr Prof. Harth: Wie realistisch ist denn eine positive Entwicklung der Arbeitsmedizin in Deutschland, wenn etwa die Hälfte aller arbeitsmedizinisch oder betriebsmedizinisch qualifizierten Ärztinnen und Ärzte bereits älter als 64 Jahre sind?

Harth: Da bin ich sehr optimistisch. Zwar wird seit Jahren immer mal wieder – unter Hinweis auf die Altersstruktur in unserem Fachgebiet – der kurz bevorstehende Niedergang der Arbeitsmedizin angekündigt. Tatsächlich bildet die Altersstruktur in der Ärztestatistik der Bundesärztekammer vor allem unsere Qualifizierungsdauer ab – oft einschließlich einer weiteren Facharztweiterbildung – und umfasst nicht die Ärztinnen und Ärzte in arbeits- und betriebsmedizinischer Weiterbildung. Die Datengrundlage für dieses Reporting ist auf jeden Fall verbesserungsfähig. Daran arbeiten wir aktuell gemeinsam mit unseren Partnern in der „Task Force Arbeitsmedizin“ der Bundesärztekammer. Auf jeden Fall hat die stetig positive Entwicklung unserer Nachwuchssituation in den zurückliegenden 12 Jahren die pessimistischen Prognosen für unser Fachgebiet längst widerlegt (s. Kraus u. Panter et al. 2021).

ASU: Herr Prof. Harth, herzlichen Dank für das Gespräch!

Literatur

Harth V, Efimov I, Kraus T: Weiterbildungsboom in der Arbeitsmedizin. ASU Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 2022; 57: 217–219.

Kraus T, Panter W: Evaluation und Monitoring der arbeitsmedizinischen Versorgung. ASU Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 2021; 56: 473–479.

doi:10.17147/asu-1-226128

Weitere Infos

Ungekürzte Version des Diskussionspapiers inklusive ­vollständiger Literaturliste
https://www.baua.de/DE/Aufgaben/Geschaeftsfuehrung-von-Ausschuessen/AfA…

Das PDF dient ausschließlich dem persönlichen Gebrauch! - Weitergehende Rechte bitte anfragen unter: nutzungsrechte@asu-arbeitsmedizin.com.

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