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Prävention von Gewalt und Übergriffen

doi:10.17147/asu-1-405945

Strategies for preventing violence and aggression in the workplace: A case study and its integration into occupational health management

This article deals with the prevention work against violence and assaults at the St. Joseph-Stift hospital in Bremen. A wide range of practical experiences and strategies for dealing with assaults, threats and psychological stress in the work context are presented. The recording of incidents and the risk assessment derived from them serve as the basis for targeted prevention measures. Through successful cooperation between various internal departments in a safety working group and with the help of external partners, numerous protective measures have been implemented. The article further demonstrates the integration of these strategies into occupational health management. Measures and projects to strengthen mental health in the workplace are presented. A holistic, integrated health management system makes an important contribution to promoting the physical and mental health of employees and creating a safe working environment.

Prävention von Gewalt und Übergriffen: Praxisbeispiel und Verknüpfung mit dem betrieblichen Gesundheits­management

Dieser Beitrag behandelt die Präventionsarbeit gegen Gewalt und Übergriffe im Krankenhaus St. Joseph-Stift in Bremen. Vielfältige praktische Erfahrungen und Strategien zum Umgang mit Übergriffen, Bedrohungen und psychischen Belastungen im Arbeitskontext werden dargestellt. Die Erfassung von Vorfällen und die daraus abgeleitete Gefährdungsbeurteilung dienen als Basis für gezielte Präventionsmaßnahmen. Durch erfolgreiche Kooperation verschiedener interner Abteilungen in einer AG Sicherheit und mit Hilfe externer Partner konnten zahlreiche Schutzmaßnahmen umgesetzt werden. Der Artikel zeigt auch auf, wie sich diese Strategien mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) verknüpfen lassen. Maßnahmen und Projekte zur Stärkung der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz werden vorgestellt. Ein ganzheitliches, integriertes Gesundheitsmanagement leistet einen wichtigen Beitrag, die physische und psychische Gesundheit der Beschäftigten zu fördern und ein sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen.

Kernaussagen

  • Maßgeblich ist eine gute Kooperation und Vernetzung verschiedener Akteurinnen und Akteure im Betrieb.
  • Ein strukturiertes BGM kann die Präventionsarbeit enorm voranbringen.
  • Dranbleiben – Präventionsarbeit ist ein Marathon, kein Sprint.
  • Am Praxisbeispiel des St. Joseph-Stift Bremen GmbH werden Handlungsfelder und betriebliche Maßnahmen zum Umgang mit Übergriffen und Gewaltsituationen vorgestellt sowie Erfahrungen mit der Präven­tionsarbeit beleuchtet. Das St. Joseph-Stift ist ein modernes Akutkrankenhaus in zentraler Lage Bremens und behandelt jährlich etwa 70.000 Patientinnen und Patienten in elf Fachgebieten. Es wurde vor mehr als 150 Jahren gegründet und gehört heute zum Verbund der katholischen St. Franziskus Stiftung.

    Betrachtet wird die Situation sowohl aus der Perspektive des Arbeitsschutzes als auch unter Berücksichtigung der internen Vernetzung mit vielen anderen Fachabtabteilungen und Stabstellen. Darüber hinaus wird gezeigt, dass eine Verknüpfung mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) sehr zielführend und unterstützend für Präventionskonzepte sein kann, insbesondere in Bezug auf psychische Belastungen. Für das langjährige strategische BGM wurde das St. Joseph-Stift 2023 mit dem 1. Platz beim BGW-Gesundheitspreis ausgezeichnet. Hervorgehoben wurde dabei die kontinuierliche Arbeit an einem großen „Puzzle“ verschiedener Themen.

    Erfassung von Ereignissen – Grundlage für eine strukturierte Herangehensweise

    Seit über neun Jahren sind Übergriffe und Gewalt ein Schwerpunktthema des Arbeits- und Gesundheitsschutzes im St. Joseph-Stift. Seit 2016 werden Vorfälle körperlicher oder verbaler Gewalt sowie Bedrohungsfälle ebenso wie Arbeits- und Wegeunfälle und Beinahevorkommnisse mittels eines internen Unfallmeldebogens erfasst, der das frühere Verbandbuch ersetzt. Dabei werden alle Fälle dokumentiert und bearbeitet, nicht nur die nach SGB VII „meldepflichtigen“ BG-Versicherungsfälle mit Arbeitsunfähigkeitszeiten von mehr als drei Tagen.

    Die Zahl der intern gemeldeten Gewalt- und Bedrohungsereignisse übersteigt mittlerweile die Summe aller anderen gemeldeten Arbeitsunfälle (Wegeunfälle und Schnitt-/Stichverletzungen ausgenommen). Längere Arbeitsunfähigkeiten sind glücklicherweise die Ausnahme (1–2 Fälle pro Jahr), aber viele Betroffene berichten von hoher psychischer Belastung, auch aufgrund der immer wieder erlebten „kleinen“ Vorfälle wie Beleidigungen, Druckausübung, Anschreien u. v. m.

    Im Jahr 2020 wurde die Erfassung noch einmal erweitert, um auch andere sicherheitsrelevante Ereignisse wie zum Beispiel Diebstähle, Vandalismus, Polizeieinsätze oder Beobachtungen des Sicherheitsdienstes zu dokumentieren, sofern diese bekannt und gemeldet werden.

    Alles dies zusammen bietet eine gute Grundlage der Gefährdungsbeurteilung und zur Identifikation notwendiger betrieblicher Handlungsfelder.

    Schwerpunktbereiche

    Etwa 60 % der gemeldeten Ereignisse von Gewalt und Übergriffen ereignen sich in den Arbeitsbereichen der Aufnahme und Notaufnahme. Überwiegend stehen diese Vorfälle im Zusammenhang mit der Behandlung alkoholisierter oder intoxikierter Patientinnen und Patienten. Weitere Ursachen sind oftmals die Ablehnung von Anliegen (kein Notfall bzw. Verweis auf Fach- oder Hausärztinnen und -ärzte), längere Wartezeiten oder die Weigerung, das Krankenhaus nach abgeschlossener Behandlung zu verlassen.

    Daneben gibt es gravierende Einzelereignisse, die hohe Aufmerksamkeit und Nachsorge erfordern und oft auch Anlass für Neubewertungen und weitere Schutzmaßnahmen sind. Beispiele waren die Erpressung von Betäubungsmitteln auf einer Station unter Drohung mit einer Schere, Drohungen mit benutzten Kanülen/Skalpellen aus Sammelboxen, Werfen von Stühlen oder anderem losen Mobiliar, Ausnahmesituationen im Entbindungsbereich, Konfliktsituationen mit großen Angehörigengruppen sowie Suizidversuche.

    Die AG Sicherheit

    Neben dem gesetzlich geforderten Arbeits­schutzausschuss trifft sich seit 2016 eine AG Sicherheit im Abstand von etwa sechs Wochen. Dieses Arbeitsgremium besteht aus Vertreterinnen und Vertretern der Geschäfts­führung, der Mitarbeitenden, des Qualitäts- und Beschwerdemanagement, der Arbeitssicherheit, der Haustechnik sowie Leitungskräften besonders betroffener Bereiche.

    Die AG Sicherheit beobachtet und beurteilt die Gefährdungen und koordiniert alle Themen, Fragestellungen und Maßnahmen zu diesem Themenfeld. Bislang wurden 58 technische, organisatorische oder personenbezogene Einzelmaßnahmen festgelegt und bearbeitet, davon konnten etwa 50 umgesetzt werden. ➥ Abbildung 1 zeigt eine Auswahl.

    Als eine der ersten Maßnahmen wurden die Rahmenbedingungen für Patientinnen und Patienten, Besucherinnen und Besuchern sowie anderen Personen im Haus, aber auch für die Beschäftigten festgelegt. Die Hausordnung wurde unter juristischer Beratung neu gefasst und schafft notwenige und transparente Grundlagen für Umgangsregeln im Hause. Alle Mitarbeitenden sind demnach berechtigt, nötigenfalls Anweisungen oder Hausverweise zu erteilen, zudem ist das Verfahren bei Hausverboten durch die Hausordnung geregelt.

    Daneben wurden Handlungsabläufe für das Verhalten in Akutsituationen und für die Nachsorge erstellt und beides den Beschäftigten im Rahmen von Team-Unterweisungen bekannt gemacht.

    Mit der Polizei wurden Alarmierungs- und Einsatzfragen besprochen und festgelegt. Ein Sicherheitsdienst ist an sieben Tagen in den Abend- und Nachtstunden im Einsatz, was als große Unterstützung erlebt wird. Ein Sicherheitsdienst „rund um die Uhr“ wird immer wieder gewünscht, ist aus wirtschaftlichen Gründen aber nicht darstellbar.

    Im Jahr 2019 wurden mit Unterstützung der BGW zwei interne Deeskalationstrainer ausgebildet, die seitdem in verschiedenen Formaten Trainings und Schulungen zu deeskalierendem Verhalten und Gewaltprävention anbieten.

    Erweiterte Themen und ­Fragestellungen

    Neben Übergriffen und Bedrohungen werden im St. Joseph-Stift erweiterte Fragestellungen mitbetrachtet. Dazu gehören Themen wie:

  • sexualisierte Gewalt/Gewaltpräventionskonzept gegenüber Schutzbefohlenen,
  • Diskriminierung im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes,
  • Verhalten am Arbeitsplatz: Dies umfasst die Themen Mobbing, Stalking, sexuelle Belästigung sowie unangemessener Umgang mit Konflikten.
  • Auch hierzu sind Schutzkonzepte, Melde- oder Beschwerdewege, Vertrauenspersonen, interne und externe Beratungsangebote entwickelt, formuliert und etabliert worden.

    Vernetzung

    Bei der Bearbeitung der oben genannten Themen hat sich die interne Vernetzung innerhalb der AG Sicherheit sehr bewährt. Vorteilhaft wirkt sich auch die gute interne Kooperation mit weiteren Stellen wie der Personalentwicklung, der betrieblichen Fort- und Weiterbildung sowie vor allem dem betrieblichen Gesundheitsmanagement aus.

    Hilfreichen externen Austausch gab und gibt es unter anderem mit der BGW, den Präventionsdiensten der Polizei, dem Kontaktpolizisten, anderen Krankenhäusern, Berufsverbänden und Fachkreisen.

    Betriebliches Gesundheits­management (BGM)

    Das St. Joseph-Stift Bremen arbeitet seit 2013 aktiv am Aufbau eines strukturierten BGM und damit an dem Gesunderhalt seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Seit langem besteht eine enge Kooperation mit einer Krankenkasse im Rahmen des Präventionsgesetzes, die für gezielte Projekte um weitere Krankenkassenkooperationen erweitert wurde. Der interne Stellenanteil für das BGM wurde 2019 auf eine Vollzeitstelle aufgestockt, die auf zwei Beschäftigte verteilt ist.

    Heute steht den Mitarbeitenden ein umfangreiches und strukturiertes Gesundheitsmanagement zur Verfügung, das auf vier zentralen Säulen basiert, die eng miteinander verzahnt arbeiten:

  • Arbeits- und Gesundheitsschutz/Betriebsärztin,
  • Personalentwicklung,
  • Physiotherapie,
  • Gesundheitsförderung.
  • Die Gesundheitsförderung wird im St. Joseph-Stift sowohl mit internen und externen Präsenzangeboten als auch digital umgesetzt, um möglichst vielen Mitarbeitenden ein passgenaues Angebot zu bieten.

    Eine jährliche Gesundheitsberichterstattung ist etabliert, in der alle durchgeführten Maßnahmen zusammengefasst und bewertet werden. Gleichzeitig werden verschiedene betriebliche Gesundheitsdaten, unter anderem auch Arbeitsunfälle und Übergriffe/Bedrohungen statistisch dargestellt. Dies bildet die Grundlage für die zukünftigen Planungen und Maßnahmen.

    Abgeleitet von einer breit angelegten Gesundheitsbefragung und Gefährdungsbeurteilung der psychischen Belastungen (2022), wurde das Jahr 2024 beispielsweise in das Zeichen der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz gestellt. Hierbei möchte sich das St. Joseph-Stift offen zum Thema der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz bekennen und ihm in enger Zusammenarbeit zwischen BGM und dem Arbeits- und Gesundheitsschutz durch geeignete Maßnahmen begegnen. Aus den validen Ergebnissen der Befragung wurden mehrere gezielte Maßnahmen entwickelt, von denen hier vier skizziert werden sollen:

    Erste Hilfe für die Seele

    Gemeinsam mit einem Team aus mehreren Psychologinnen und Psychologen der Initiative AufeinanderAchten und in Kooperation mit einer Krankenkasse wurden Seminare für die Zielgruppen Führungskräfte und Ärzteschaft konzipiert und berufsgruppenübergreifend weiterentwickelt. Das Schulungskonzept nennt sich „Erste Hilfe für die Seele“ und soll einen Grundstein für ein zugewandtes, achtsames Miteinander legen. Mitarbeitende sollen dazu befähigt werden, auf die eigene seelische Gesundheit zu achten, und Werkzeuge an die Hand bekommen, um für seelisch belastete Kolleginnen und Kollegen eine Unterstützung zu sein.

    Unterstützung für den Bereich der ­Zentralen Notaufnahme (ZNA)

    In der ZNA und Patientenaufnahme entwickelte sich durch das Schwerpunktthema „Mentale Gesundheit“ der Wunsch nach einem regelmäßig stattfindenden psychologisch unterstützten Gesprächs-/Schulungsangebot, um stressinduzierte Belastungen und Extremerlebnisse zeitnah gemeinsam aufzuarbeiten. Gemeinsam mit dem Kooperationspartner wurde ein über zwölf Monate angelegtes Projekt initiiert und ein Psychologe engagiert, der monatlich ein offenes Gruppenangebot à zwei Stunden berufsübergreifend für das pflegerische, verwaltungstechnische und ärztliche Personal innerhalb der Arbeitszeit anbietet. Das Projekt startete im April 2024 und erfährt eine hohe Teilnahmebereitschaft, was den Bedarf und die Bedeutung an psychosozialer Unterstützung bekräftigt.

    Teamentwicklung in der Pflege

    Im Januar 2023 startete ein großes Projekt mit dem Titel „Teamstärkung, Ressourcenerhalt und Gesundheitsförderung in der Pflege“. Hierbei konnten belastende Themenfelder im jeweiligen Team im Vorfeld benannt werden. Gemeinsam mit den Teams, Teamleitungen, dem BGM und externer Moderation wurden dann die Veranstaltungen individuell entwickelt. Bis heute konnten bereits 19 pflegerische Teams durch bedarfs­orientierte Maßnahmen gesundheitsförderlich gestärkt werden. Der individuelle Teamansatz wurde hierbei als besonders zielführend und hilfreich empfunden.

    Projektansatz für einen Ambulanz­bereich

    In einem Ambulanzbereich, der stark durch herausforderndes Patientenverhalten, Übergriffen und psychischen Belastungen einzelner Beschäftigter betroffen war, wurde sowohl das BGM als auch der Deeskalations­trainer um Unterstützung gebeten. Aus dieser Kooperation entstand ein strukturierter Projektansatz, der vier Termine zu je zwei Stunden umfasst und auf eine Kombination aus Arbeitssituationsanalyse und gezielter Optimierung der interdisziplinären Zusammenarbeit im Team setzt. Mit Hilfe externer Unterstützung und professioneller Moderation soll hierbei der Umgang mit herausfordernden Situationen sowie schwierigen Patientinnen und Patienten nachhaltig verbessert und gesundheitsgefährdende Belastungen am Arbeitsplatz reduziert werden.

    Aktuelle und zukünftige ­Handlungsfelder

    Eine Ausbildung von „psychischen Ersthelfern“ wurde immer wieder erwogen, bisher jedoch nicht umgesetzt. Es gibt im Haus bereits viele mögliche interne Ansprechpersonen, zudem müssen derartige Aufgabenbereiche nicht nur eingeführt und geschult, sondern auch im Sinne eines kontinuierlichen Angebots gepflegt werden.

    Aktuell wird überlegt, wie die Haltung des Hauses zu Gewalt und Übergriffen noch „sichtbarer“ gemacht werden kann, zum Beispiel in Form von Plakaten, Aushängen oder auf Wartezimmermonitoren.

    Eine neue größere Beschäftigungsgruppe sind die Mitarbeitenden im 2024 gestarteten Flexpool „Moinflex“. Hier ist zu überprüfen, ob die getroffenen Präventionsstrategien auch bei den Beschäftigten mit häufig wechselnden Einsatzbereichen und sehr unterschiedlichen Arbeitszeitmodelle greifen, ob sie beispielsweise alle benötigten Informationen erhalten.

    Ein weiteres Arbeitsfeld ist die frühzeitigere und umfassendere Einbindung der Berufsgruppe der Ärztinnen und Ärzte. Persönliche Meldungen von Ereignissen sind eher selten und bei der Teilnahme an Deeskalationstrainings ist diese Berufsgruppe unterrepräsentiert. Auch ist die Fluktuation in dieser Berufsgruppe hoch – dies muss bei Schulungs- und Unterweisungsangeboten immer wieder berücksichtigt werden.

    Stolpersteine

    Bei der Umsetzung von Maßnahmen drohen immer wieder „Stolpersteine:

  • Die Arbeitsbelastung im Krankenhaus ist hoch, zeitliche und personelle Ressourcen meist knapp. Das macht Präven­tionsarbeit oft schwierig, und es braucht die Unterstützung der Leitungskräfte, Erinnerungen und Werbung auf allen Kanälen.
  • Veraltete baulich/technische Strukturen machen Maßnahmen individuell schwierig und teuer. Themen wie Zutrittskon­trolle, Türsteuerungen, Raumausstattung und -einrichtung sind in Krankenhäusern, die vor mehreren Jahrzehnten geplant und errichtet wurden, nur schwer auf den technisch aktuellen Stand zu bringen.
  • Immer wieder werden „Kümmerer“ benötigt, die engagiert dranbleiben und die Umsetzung im Alltagsgeschäft nicht aus den Augen verlieren. Der Zeitaufwand hierfür ist nicht zu unterschätzen. Bei den Betriebsärztinnen und -ärzten und den Fachkräften für Arbeitssicherheit ist dies bei den Einsatzzeitenermittlungen gemäß DGUV Vorschrift 2 zu berücksichtigen. Für andere Stabsstellen, wie dem BGM, müssen ausreichend hausinterne Personalressourcen bereitgestellt werden.
  • Fazit

    Es braucht einen langen Atem, eine gute Kooperation und Zusammenarbeit der betrieblichen Akteurinnen und Akteure – und immer wieder Anpassungen an Veränderungen und aktuelle Gefährdungssituationen. Präventionsarbeit ist ein Marathon, kein Sprint.

    Wichtig ist „dranzubleiben“: Wiedervorlagen, Planungsdokumente und Evaluationen der getroffenen Schutzmaßnahmen sind hierbei wesentliche Elemente.

    Besonders in Zeiten zunehmender psychischer Belastungen und Herausforderungen durch gewaltsame Übergriffe hat sich das ganzheitliche Gesundheitsmanagement als enorm wichtig erwiesen. Der ganzheitliche Ansatz, der physische und psychische Gesundheit gleichwertig in den Fokus stellt, schafft nicht nur ein gesünderes Arbeitsumfeld, sondern stärkt auch die Resilienz und Zufriedenheit der Belegschaft.

    Bauliche Maßnahmen zur Gewaltprävention im Krankenhaus sind oft kostenintensiv oder nur mit hohem Aufwand umsetzbar, vor allem bei Häusern älterer Baujahre. Daher sollten insbesondere bauliche/technische Präventionsmaßnahmen im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen und Umgestaltungen konsequent mit berücksichtigt werden. Hierbei kommt der Beratungskompetenz von Arbeitsmedizinerinnen/-medizinern und Sicherheitsfachkräften sowie einer aktuellen Gefährdungsbeurteilung eine besonders wichtige Bedeutung zu.

    Die Situation in Krankenhäusern stellt sich sehr unterschiedlich dar und ist abhängig von vielerlei Faktoren, wie Leistungsspektrum und Disziplinen, Alter und Größe der Gebäude, Anbindung im entsprechenden Stadtteil oder Landkreis, Patienten- und Besucherzahlen, Behandlungsdauer und vielem mehr. Hier individuelle und „passende“ Lösungen und Präventionsstrategien zu finden und aufrecht zu erhalten ist eine anspruchsvolle, aber sehr lohnenswerte Aufgabe, die in den nächsten Jahren noch wichtiger werden wird.

    Die enge Verzahnung von betrieblichem Gesundheitsmanagement und Arbeitsschutz hat sich als besonders relevant gezeigt, um den besonderen Herausforderungen des Arbeitsumfelds effektiv zu begegnen. Durch die systematische Integration beider Bereiche werden nicht nur präventive Maßnahmen gestärkt, sondern auch akute Risiken im Arbeitsalltag frühzeitig erkannt und gemindert. Eine gemeinsame Herangehensweise ermöglicht es, ganzheitliche Konzepte zu entwickeln, die sowohl das Arbeitsumfeld sicherer machen als auch das Wohlbefinden der Mitarbeitenden steigern.

    Interessenkonflikt: Das Autorenteam gibt an, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.

    Literatur

    Bieler S: Helfende als Opfer? Gewalt in Krankenhäusern vorbeugen. Sicherheitsingenieur 2017; 9: 20–2300.

    Hanssen, A.: Strategie gegen Gewalt? Hinschauen und handeln! in: BGW Magazin 01.2020, S. 16-19

    Meiners S: Erfolgsfaktor Gesundes Personal. KTM Journal, Krankenhaustechnik und Management 2023; 12: 11–14.

    Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin ZfAM (Hrsg): Prävention von Aggressionen und Gewalt gegenüber Beschäftigten in der Notaufnahme Forschungsergebnisse und Praxistipps. UKE Hamburg, 2023.

    Online-Quellen

    Blum K, Löffert S, Kräft J: DKI-Blitzumfrage „Gewalt gegen Krankenhausmitarbeiter“. Deutsches Krankenhaus Institut (DKI), 04.2024
    https://www.dki.de/fileadmin//user_upload/Blitzumfrage_-_Gewalt_gegen_K…

    Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV): DGUV Information 207-025, Prävention von Gewalt und Aggression gegen Beschäftigte im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege: Eine Handlungshilfe für Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen. Berlin: DGUV, 2018.
    https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/3429

    Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen e. V. (Hrsg): Gewalt und Gewaltprävention im Krankenhaus, Leitfaden, 04.2024
    https://www.kgnw.de/klinik-welt/gewaltpraevention

    Koautor und Koautorin

    Simon Gaußmann
    Bachelor of Science

    Nicole Schröder
    Public Health M.A.

    Kontakt

    Jörg Ferber
    Dipl.-Ing. techn. Gesundheitswesen; Fachkraft für Arbeitssicherheit; Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen; Schwachhauser Heerstraße 54, 28209 Bremen

    Foto: St. Joseph-Stift Bremen

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