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Wie lässt sich mit wenig Aufwand ein gesunder Arbeitsplatz zu Hause einrichten?

Ergonomie im Homeoffice

Gesunde, zufriedene und motivierte Mitarbeitende fungieren oft als Botschafter eines Unternehmens und stellen eine wichtige Säule des Unternehmenserfolgs dar. Es ist daher eine nachhaltige Investition, Menschen ein ergonomisch optimiertes Arbeitsumfeld zu gewährleisten und ideale Arbeitsbedingungen zu bieten. Dieser ursächliche Zusammenhang ist in den meisten Unternehmen angekommen, und die daraus resultierenden Empfehlungen werden vielerorts beherzigt. Doch wie können Unternehmen – und die Beschäftigten selbst – diese gesunden Rahmenbedingungen schaffen, wenn sich aktuell der Arbeitsplatz zu Hause befindet?

Mit der Einführung der Kontaktbeschränkungen aufgrund des Corona-Virus haben viele Erwerbstätige ihr Wohnzimmer in ein Büro umfunktioniert und dort mit ihren Laptops gearbeitet oder ihren Küchentisch zum Arbeitsplatz umgestaltet. Familien und Paare sahen sich immer häufiger in der Situation, dass mehrere Menschen im selben Wohnraum arbeiten, lernen oder an Meetings teilnehmen mussten. Nach einem Jahr der Provisorien wird deutlich: Der aus vorhandenen Möbelelementen behelfsmäßige zusammengestellte Arbeitsplatz reicht nicht mehr aus, um dauerhaft konzentriert, produktiv und gesund zu arbeiten.

Die Anforderungen an das Arbeitsumfeld und die Nutzung von Arbeitsmittel sollten so weit als möglich auch im privaten
Umfeld beachtet werden. Folgenden Bereichen gilt hierbei eine besondere Aufmerksamkeit: Arbeitsort und Organisation, Raumqualität, Einstellung und Anordnung der Arbeitsmittel.

Arbeitsort und Organisation: Stress mindern

Häufige Störungen bei der Arbeit verursachen Stress, reduzieren die Leistungsfähigkeit und führen leicht zu Fehlern. Im häuslichen Umfeld lassen sich diese Ablenkungen nicht immer vermeiden. Hier hilft es, eine klare Zeitregelung für ungestörtes Arbeiten zu schaffen. Dabei sind mehrere kurze Einheiten, zum Beispiel 3-mal 45 Minuten, oft besser zu organisieren und es fällt leichter, diese konzentriert zu nutzen als eine längere Zeitperiode zu blocken.

Einige Produktivitätsregeln:

  • Pläne machen (und gegebenenfalls verwerfen),
  • Arbeitszeiten definieren und einhalten,
  • Arbeit und Privates trennen,
  • bei der Sache bleiben: Ablenkungen minimieren,
  • das Umfeld informieren, wie lange ungestört gearbeitet werden soll.
  • Es ist wichtig, einen Ort zu schaffen, an dem explizit gearbeitet wird. Falls kein separates Arbeitszimmer vorhanden ist, kann auch ein anderer Platz definiert werden, der für die Homeoffice-Arbeit reserviert ist. Auch wenn kein Schreibtisch genutzt wird, der sich in der Höhe einstellen lässt, so sollte doch zumindest ein höhenverstellbarer Stuhl, der sich anpassen lässt, zum Einsatz kommen.

    Dass Multitasking nicht wirklich funktioniert, weil sich die Konzentration beispielsweise nach dem Checken der E-Mails erst nach 20 Minuten wieder voll einstellt, hat sich inzwischen herumgesprochen. Was also tun, um die Aufgaben möglichst effizient und zeitsparend zu erledigen? Möglichkeiten sind:

  • an einem aufgeräumten Schreibtisch in den Tag starten,
  • darauf achten, die Umgebungsgeräusche zu reduzieren,
  • Zeiten für E-Mails definieren und nicht pausenlos nachsehen,
  • das Handy weglegen, wenn kein wichtiger Anruf erwartet wird.
  • Faktoren, die eine gute Raumqualität gewährleisten

    Trockene Luft kann weitreichende Folgen für die Gesundheit haben: Atemwegserkrankungen verbreiten sich bei geringer Luftfeuchte schneller, weil virenbeladene Aerosole länger in der Luft schweben können und die Immunabwehr der Schleimhäute weniger effektiv ist. Zusätzlich leiden Augen, Haut und der Stimmapparat. Ziel ist eine Mindestluftfeuchte von 40–60%. Sie kann durch professionelle Techniklösungen gewährleistet werden – oder aber durch Luftbefeuchter, regelmäßiges Besprühen der Zimmerpflanzen oder mit Verdunstern, die an der Heizung angebracht werden.

    Die Raumtemperatur sollte nicht höher sein als 20 bis 22 °C. Je wärmer es ist, desto geringer ist die relative Feuchte. Es ist zudem besser, die Fenster nicht permanent gekippt zu lassen und stattdessen auf regelmäßiges Stoßlüften zu achten. Fenster spielen bei der Bildschirmarbeit eine besonders wichtige Rolle. Nichts ist für die Augen angenehmer als natürliches Licht. Es ist hingegen Vorsicht geboten, wenn das Tageslicht so intensiv wird, dass es blendet. Dann wird es zum Störfaktor, der das Auge über Gebühr strapaziert. Es ist empfohlen, einen Sonnenschutz zu nutzen, der verhindert, dass die hoch empfindlichen Sehorgane ermüden und sich mit Augenbrennen, Konzentrationsmangel, Müdigkeit und Kopfschmerzen bemerkbar machen.

    Allerdings ist das Arbeiten im fast dunklen Raum ebenfalls ungünstig, denn die Pupillen müssen sich dann ständig von einem dunklen Hintergrund, zum selbst leuchtenden Bildschirm oder hellen Papiervorlagen und wieder zurück anpassen. Das ermüdet die Augenmuskulatur ebenfalls. Hier ist eine Tischleuchte sinnvoll, die den Arbeitsbereich gut ausleuchtet.

    Einstellung und Anordnung der Arbeitsmittel: die richtige Stuhlhöhe und mehr

    Die richtige Einstellung des Stuhls ist wichtig. Nur in einem gut durchbluteten Bein können die Venenklappen reibungslos funktionieren. Das mindert die Gefahr, dass sich „Besenreißer“ oder gar Krampfadern bilden, weil die Versorgung von der Stuhlkante abgeklemmt wird und das Blut nicht frei zirkulieren kann. Einen gesunden, sicheren Bürostuhl erkennt man daran, dass er vom TÜV das Zertifikat „Ergonomie geprüft“ erhalten hat und ein GS-Zeichen als Zeichen seiner Sicherheit trägt. Die Formel für die richtige Sitzhöhe lässt sich leicht finden: Bei fest auf dem Boden stehenden Füßen sollen Unter- und Oberschenkel im Sitzen einen Winkel von 90° bilden. Dann ist die Vorderkante des Sitzes etwa auf gleicher Höhe wie die Kniekehle. Diese sollte in der hinteren Sitzposition immer einen Abstand von zwei bis drei Fingerbreiten zur Sitzvorderkante haben, damit die Durchblutung nicht beeinträchtigt wird. Aus demselben Grund sollten die Beine nicht ständig übereinander geschlagen werden, denn das schadet auf Dauer. Wenn kein Bürodrehstuhl zur Verfügung steht, kann die Sitzfläche bei Bedarf mit Kissen erhöht werden oder die Füße werden auf eine Unterlage, wenn der Stuhl zu hoch sein sollte.

    Entspannter Rücken dank Rückenlehne

    Auch wenn es vielen Menschen nicht bewusst ist: Sitzen ist Schwerstarbeit für Muskeln, Sehnen und Bänder, für die Wirbelsäule und die Bandscheiben. Eine Rückenlehne ist notwendig, damit der Rücken in jeder Sitzposition vom Becken bis zur Schulter optimal unterstützt wird. Das richtige Verhältnis von Tisch und Stuhl stellt sicher, dass Arbeitende nicht dauerhaft mit einem Rundrücken sitzen oder die Schultern nicht unwillkürlich nach oben ziehen. Auf beides reagiert die Muskulatur mit Verspannungen – im Lendenwirbel- und im Schulter-Nacken-Bereich. Die optimale Tischhöhe ist auf die Ellbogenhöhe ausgerichtet. Ober- und Unterarm bilden einen rechten Winkel, wenn die Finger auf der Tastatur liegen. Bei intensiver Texteingabe sollte der Tisch sogar ein bis zwei Zentimeter tiefer als die Ellbogenhöhe eingestellt sein. Das gilt auch bei der Verwendung von Mousepads.

    Beinfreiheit beim Sitzen

    Die Fläche unter dem Tisch ist für die Füße reserviert und sollte nicht als Stauraum genutzt werden, da dies schnell zu Fehlhaltungen führen kann. Auch Kabelsalat in diesem Bereich kann ein Hindernis dafür sein, dass die Beine sich frei bewegen können. Es ist wichtig, die Arbeitshaltung immer wieder zu verändern. Am besten wechselt man so oft es geht vom Sitzen zum Stehen. Dadurch wird die Rückenmuskulatur gestärkt, die Stoffwechselaktivität erhöht und die Nährstoffversorgung der Bandscheiben und des Gehirns optimiert. Wenn Beschäftigte zwar am Laptop, aber nicht an einem höhenverstellbaren Büroschreibtisch tätig sind, dann ist es sinnvoll, immer wieder zeitweise im Stehen (zum Beispiel in der Küche oder am Bügelbrett) zu arbeiten.

    Interessenkonflikt: Der Autor ist Ergonomie-Experte der Firma König + Neurath AG, Karben.

    Info

    Optimale Anordnung von Tastatur, Maus und Monitor

    Oberkörper und Kopf sind direkt auf den Bildschirm ausgerichtet. Ungünstige verdrehte Sitzpositionen führen zu Nacken- und Rückenschmerzen.

    Die ideale Bildschirmdistanz beträgt etwa eine Armlänge, damit alle Informationen optimal erfasst werden können.

    Die Schriftzeichen sollten ausreichend groß sein, damit diese aus der Distanz gut gelesen werden können.

    Die obere Bildschirmkante befindet sich idealerweise etwa auf Augenhöhe, denn ein zu hoch eingestellter Bildschirm überlastet den Nacken. Wenn die Bildschirmfläche dann auch noch leicht geneigt wird (wie beim Lesen eines Buches), kann man entspannt arbeiten.

    Blendungen, Spiegelungen und Reflexe auf dem Bildschirm vermeiden, denn sie stören die Wahrnehmung und führen leicht zu Fehlhaltungen und Verspannungen.

    Die Tastatur gerade an der Tischkante ausrichten.

    Die Handballen können vor der Tastatur abgelegt werden.

    Am besten eine Handballenauflage und eine ergonomische Maus nutzen.

    Kontakt

    Peter H. Feldmann
    König + Neurath AG, ; Industriestraße 1–3 ; 61184 Karben

    Foto: König + Neurath AG

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