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Handlungsfelder und Erfahrungen aus der Praxis

Betriebliches Gesundheitsmanagement

Am Anfang des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) steht immer die Analyse der be-trieblichen Situation, um die not-wendigen arbeitsmedizinischen Maßnah-men anhand einer Gefährdungsermittlung abzuleiten. Je nach Organisation und Größe des Betriebs müssen sich interne und externe Beteiligte absprechen und koordinieren, um effektive und sinnvolle Maßnahmen für die Mitarbeiter anzubieten. Im Zentrum stehen immer der möglichst gesunde und leistungsfähige Mitarbeiter sowie der Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit. Ein Teil des BGM ist die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF), die in Deutschland meist über gesetz-liche Bestimmungen hinausgehende allgemeine gesundheitsfördernde Maßnahmen umfasst. Das können alle Arten von Sport und Gymnastik mit Vortrags-, Kurs- oder Workshop-Charakter sein. Auch Kooperationen der Betriebe mit Sportvereinen oder Fitness-studios fallen unter diese Kategorie. Die Angebote sind meist primärpräventiv und dienen der Information gesunder Menschen. In vielen Betrieben wird das BGM ausschließlich auf diese Maßnahmen reduziert. Kom-merzielle Anbieter aus dem Gesundheitssektor haben die Zielgruppe der Personalverantwortlichen (HR) entdeckt und bieten oft nichtevidenzbasierte Produkte an, deren Einsatz im Betrieb das BGM darstellen soll. Ein wichtiger Teil des BGM sind aber auch sekundärpräventive Angebote zur Früher-kennung von berufsbedingten und Lifestyle-Erkrankungen. Früherkennung von Risikofaktoren und die Einleitung einer effektiven frühzeitigen Therapie durch die Haus- und Fachärzte können auf längere Sicht einen positiven Einfluss auf die Beschäftigungsfähigkeit und Arbeitsunfähigkeitszeiten im Betrieb haben. Jeder krankheitsbedingte Fehltag kostet die Unternehmen laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin rund 400,– Euro. Betriebe und an-dere Arbeitgeber sollten daher die Gesund-heit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter nicht nur schützen, sondern auch fördern. Je gesünder die Belegschaft, desto leistungs-fähiger ist der Betrieb (BGW 2011).

Demografischer Wandel und Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit

Neben den berufs- und arbeitsplatzbezoge-nen Einflussfaktoren auf die Gesundheit der Beschäftigten spielen bekanntermaßen noch viele weitere Faktoren eine wichtige Rolle. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie auch für die Unternehmen ist – vor dem Hintergrund älter werdender Belegschaften und längeren Lebensarbeitszeiten (Rente ab 67 Jahren) – deshalb der Erhalt der in-dividuellen Beschäftigungsfähigkeit von zentraler Bedeutung. Somit spielt die Früherkennung und gezielte Intervention gerade bei chronischen Erkrankungen (Lifestyle-Erkrankungen) eine zunehmend wichtige Rolle (Schauder et al. 2006).

In der Arbeitsmedizinischen Empfehlung (AME) des Ausschusses Arbeitsmedizin des BMAS „Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit“ vom August 2013 (BMAS 2013) werden wichtige Voraussetzungen zur Früherken-nung im Rahmen von betrieblichen Gesundheitsprogrammen beschrieben. Arbeitsme-dizinische Vorsorge und betriebliche Gesundheitsvorsorge bieten demnach ein geeignetes Setting, Beschäftigte zur Prävention am Arbeitsplatz, aber auch zur Reduzierung individueller Risikofaktoren ärztlich zu beraten. Die Freiwilligkeit des Angebots und der Teilnahme an derartigen Programmen sowie die Regeln der ärztlichen Schweige-pflicht müssen dabei selbstverständlich ge-währleistet sein. Die seit Jahrzehnten in einigen Betrieben erfolgreich praktizierte Kombination von arbeitsmedizinischer Vorsorge (Pflicht-, Angebots- und Wunschvorsorge) und allgemeiner Gesundheitsvorsorge zur Früherkennung bietet besondere Chancen für die Arbeitsmedizin. Auch hier sollte der Schwerpunkt auf der individuellen Beratung der Beschäftigten liegen und bei Bedarf zu-dem auch allgemeinmedizinische Untersuchungen umfassen. Die Kombination aus Arbeits- und Gesundheitsschutz mit Programmen zur allgemeinen Prävention zum Erhalt und der Förderung des Gesundheitszustands der Mitarbeiter ist auch zentrales Element des sog. Total Worker Health®-Konzepts der NIOSH (NIOSH 2016).

Betriebliches Gesundheitsmanagement und das Präventionsgesetz

Der sog. Settingansatz gilt als ein wichtiger Aspekt der Prävention und wird daher in dem am 1. Januar 2016 in Kraft getretenen Präventionsgesetzes herausgestellt sowie finanziell gefördert.

Maßnahmen in jenen Lebensbereichen, in denen Menschen in der Regel den größten Teil ihrer Zeit verbringen, gelten als zielgerichtet und damit als sehr erfolgversprechend. Die Beschäftigten deutschlandweit sind eine relativ gut zu erreichende Zielgruppe. Dabei lassen sich im Betrieb vor allem Männer für präventive Maßnahmen gewinnen, insbesondere wenn diese keinen zusätzlichen Aufwand erfordern und arbeitsplatznah angeboten werden. Unsere Gesetze sehen grundsätzlich für jeden Arbeitnehmer in Deutschland eine betriebs-ärztliche Betreuung vor. Daher erreichen Arbeitsmediziner einen großen Teil der ge-sunden Erwerbstätigen, die ohne das Vorliegen von Krankheitssymptomen von sich aus keinen Hausarzt aufsuchen würden. Damit besetzt der Betriebsarzt eine wichtige Schnittstelle in unserem Gesundheits-system als Lotse und Zuweisender für Haus- und Fachärzte. Darüber hinaus bieten viele Arbeitgeber eine allgemeine Gesundheitsförderung für ihre Mitarbeiter an. Mit Hilfe eigener Kräfte im Unternehmen, externer Dienstleister, dem Betriebsarzt, der Krankenkassen und den Berufsgenossenschaften werden Gesundheitstage oder Gesundheits-aktionen zu Präventionsthemen angeboten. Hier ist ein systematischer Ansatz von Vorteil, bei dem ein Organisationsteam die Aus-wahl der Themen und die für den Betrieb bedarfsgerechte Planung übernimmt. Eine Evaluation der Ergebnisse kann im Anschluss als Maßzahl für den tatsächlichen Erfolg der Angebote herangezogen werden.

Medizinische Untersuchungen im Rahmen der arbeitsmedizinischen Vorsorge erfolgen in einem für präventive Maßnahmen idealen Alter vom ca. 20. bis zum 60. Lebensjahr. Gerade in diesem Lebensabschnitt können sich bei zumeist beschwerdefreien Menschen mit einem entsprechenden Risikoprofil schleichend chronische Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Bewegungs-apparats oder des Stoffwechsels entwickeln ( Abb. 1).

Eine weitere Herausforderung bei der Wahrnehmung von Präventionsangeboten zur Früherkennung chronischer Erkrankungen stellt die Zielgruppe von Menschen aus schwächeren sozialen Schichten dar. Im Gegensatz zu den interessierten Teilnehmern, die ohnehin bereits gesundheitsbewusst leben und motiviert sind, nehmen Personen mit einem niedrigem Sozialstatus signifi-kant weniger Präventionsangebote wahr. Damit kommt auch hier den etwa 12 500 Ärztinnen und Ärzten mit arbeitsmedizinischer Fachkunde eine wesentliche Bedeutung in unserem Gesundheitssystem zu. Sie erreichen in der betrieblichen Lebenswelt nahezu 42 Millionen Arbeitnehmer, darunter auch viele gewerblich Tätige als Vertreter der oben genannten Zielgruppe (Letzel et al. 2015).

In vielen Fällen wird das von den Mitarbeitern erworbene Gesundheitswissen in den Familien- und Freundeskreis weitergegeben und damit noch außerhalb des Werks-zaunes multipliziert (DGUV 2014).

Herausforderung Arbeit 4.0

Neue Technologien, Automatisierung, Vernetzung und die Zusammenarbeit mit Ma-schinen spielen zukünftig bei der Wertschöp-fung in Betrieben eine zunehmend große Rolle. Im Grünbuch des BMAS zur Arbeit 4.0 (BMAS 2015) wird dabei als wichtige Aufgabe angesehen, wie dies kompatibel mit den Interessen und Möglichkeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Sinne eines optimalen Gesundheitsschutzes zu gestalten ist. Die Schlüsselfrage ist auch hier die Gestaltung guter Arbeitsbedingungen. Beispielsweise stellen sich auch Fragen des Gesundheitsschutzes neu, wenn die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben durchlässiger werden. Während im zeitlichen und räumlichen Setting eine Entgrenzung von Arbeit eintreten kann, ist von den Prozessen her die Frage der Verdichtung von Arbeit ge-nauer in den Blick zu nehmen. In der Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e. V. zur Arbeitsmedizin 4.0 werden 14 Thesen der Arbeitsmedizin zum Stand und zum Entwicklungsbedarf der betrieblichen Präven-tion und Gesundheitsförderung in Deutschland beschrieben (DGAUM 2015). Prävention kann nur interdisziplinär erfolgreich sein, wobei dem ärztlichen Denken und Handeln im Allgemeinen und der Arbeitsmedizin und medizinischen Prävention im Besonderen an den Schnittstellen zwischen Gesundheit und Krankheit wichtige Weichenfunktionen zukommen.

Umsetzung des BGM am Beispiel eines Unternehmens der Chemischen Industrie

Die heutige Arbeitswelt unterliegt einem schnellen und stetigen Wandel. Für Unternehmen und Betriebe stellen dabei große Themen wie der demografische Wandel, die zunehmende Arbeitsverdichtung in der Industrie 4.0 durch neue Kommunikationstechniken und die Globalisierung Herausforderungen dar.

Dementsprechend bietet die BASF, wie viele andere Unternehmen auch, arbeitsorganisatorische Maßnahmen wie z. B. flexible Arbeitszeitmodelle, Home-office-Arbeitsplätze, die Möglichkeit zum Job-Sharing und vieles mehr an, um die Belastungen für die Mitarbeiter möglichst niedrig zu halten. Beratungsangebote zu Themen wie „Beruf und Familie“ bietet eine firmeneigene Einheit „Sozialberatung“ an. Auch diese organisatorischen Maßnahmen sind Teil eines ganzheitlichen betrieblichen Gesundheitsmanagements für die Mitarbeiter.

Physikalische oder chemische Noxen so-wie körperliche Belastungen treten an un-seren modern ausgestatteten Arbeitsplät-zen immer weiter in den Hintergrund. Hoch-rechnungen von Krankenkassen und die Er-gebnisse verschiedener epidemiologischer Untersuchungen in Deutschland belegen die Zunahme muskuloskelettaler und psychi-scher Erkrankungen sowie einem ungesunden Lebensstil geschuldeten Stoffwechselveränderungen. Dieser Trend zeigt sich auch in der BASF SE mit ihren etwa 35 000 Mitarbeitern in Ludwigshafen, bei denen das durchschnittliche Lebensalter zurzeit bei 45 Jahren liegt. Im Rahmen des Demografie-managements bietet die ärztliche Abteilung seit dem Jahr 2011 allen Mitarbeitern einen freiwilligen regelmäßigen Gesundheitcheck in Ergänzung zur arbeitsmedizinischen Vor-sorge oder auf Einladung an. Ziel ist die mög-lichst frühzeitige Erkennung von Risikofak-toren und Anfangsstadien chronischer Er-krankungen. Dabei werden der (individuelle) Präventionsbedarf der Mitarbeiter aus der erhobenen Anamnese und den medizinischen Daten der technischen und körperlichen Untersuchung ermittelt und entsprechende Empfehlungen zur Gesundheitsförderung gegeben. Im sog. „risikoadaptierten Präven-tionsschema“ gibt es Angebote zu den The-men wie Metabolisches Syndrom, (Prä-)Di-abetes, Rückenerkrankungen, Stressbewältigung und Raucherentwöhnung. Entsprechende Interventionsmaßnahmen werden als Vortrag, Seminar, Workshop oder Aktivkurs firmenintern oder in Zusammenarbeit mit externen Partnern angeboten.

Bei bereits medizinisch relevanten Befunden oder Diagnosen erfolgt direkt die Empfehlung zur Vorstellung beim Haus- oder Facharzt zur weiteren Diagnostik und ggf. Therapie.

Beispiel Diabetes-Screening im Rahmen der Gesundheitschecks

Das Screening für das Vorliegen einer Diabetes-Vorstufe (Prädiabetes) bzw. eines manifesten Typs 2 ist ebenfalls am Arbeitsplatz möglich (Neumann et al. 2015). Bei einer prädiabetischen Stoffwechsellage so-wie bei einem manifesten Typ-2-Diabetes ist die frühzeitige Diagnosestellung wichtig, um Folgeschäden und letztendlich auch ver-mehrte Arbeitsunfähigkeitszeiten zu mini-mieren. Aus diesem Grund wurde den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern ein Diabetes-Screening im Rahmen der oben beschriebe-nen Gesundheits-Checks angeboten. In ei-nem Zeitraum vom 01.04.2011 bis 15.06.2013 nahmen insgesamt 12 114 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an dem freiwilligen Gesund-heits-Check in der werksärztlichen Abteilung der BASF teil (9584 Männer und 2530 Frauen). Dabei wurde unter anderem bei allen Teilnehmern der HbA1c-Wert bestimmt. Bei 1533 Mitarbeitern (13,2 %) des Kollektivs konnte ein Prädiabetes (nach der ADA HbA1c 5,7–6,4 %) und bei 243 Mitarbeitern (2,1 %) ein manifester Diabetes mellitus (HbA1c  6,5 %) überwiegend zum ersten Mal dia-gnostiziert werden. Je nach der Schwere des Befundes, erfolgte die Vorstellung beim Haus-arzt oder Diabetologen. Bei noch nicht mani-fester Erkrankung standen gesundheitsfördernde Maßnahmen im Betrieb im Vordergrund: ärztliche Ernährungsberatung, Bewegungs- und Sportangebote, Maßnahmen zur Gewichtsreduktion etc.

Beispiel Darmkrebs-Screening

Bei der BASF SE in Ludwigshafen ist eine Besonderheit zu verzeichnen. Am Standort arbeiten etwa 80 % Männer, die üblicherweise außerhalb des Werkszaunes ein Angebot zur Darmkrebsvorsorgeuntersuchung zu nur 17 % nutzen. Das Darmkrebsfrüherkennungsprogramm der werksärztlichen Abteilung läuft strukturiert und evaluiert seit dem Jahr 2002 (Webendörfer et al. 2004) und hat im Durchschnitt eine Teilnahmerate von etwa 36 % der Zielgruppe (Mitarbeiter ab dem 45. Lebensjahr). Darüber hinaus werden Fecal Occult Blood Tests (FOBT) auch jüngeren Mitarbeiter auf eigenen Wunsch bzw. bei auffälliger Familienanamnese aus-gegeben – die Ergebnisse sind in dieser Aus-wertung nicht enthalten. Das Einstiegsalter für das Angebot zur Darmkrebsfrüherkennung bei BASF wurde (dem Geschlechterverhältnis Männer 80 % und Frauen 20 % geschuldet) im Vergleich zur kassenärztlichen Vorsorge um 5 Jahre vorgezogen, da Männer statistisch früher an Darmkrebs er-kranken als Frauen. Es wurde – ähnlich dem nationalen Krebsplan – ein persönliches Einladungsverfahren verwendet, bei dem die entsprechenden Mitarbeitergruppen einmal pro Jahr angeschrieben werden. Auch dieses Vorgehen hat zu einer konstant hohen Teilnahmerate geführt. Im Gegensatz zu ande-ren Betrieben werden die FOBT nicht an alle in Frage kommenden Mitarbeiter versandt, sondern lassen diese persönlich in den Werks-ambulanzen abholen. Die Mitarbeiter er-halten auf Wunsch ein Aufklärungsgespräch mit dem medizinischen Personal. Die Rücklaufquote der ausgegebenen Tests ist mit über 75 % hoch und hat sich seit dem Jahr 2010 mit Verwendung des immunologischen FOBT noch einmal gesteigert. Eine Testmethode zur sekundären Prävention von Erkrankungen sollte möglichst niedrigschwel-lig und für den Benutzer einfach und komfortabel sein. Zudem wird bei den immunologischen FOBT das Ergebnis weniger von den zugeführten Nahrungsmitteln wie Fleisch und Vitamin C beeinflusst. Für die Darmkrebsfrüherkennungsaktion 2001/2002 wurde eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellt, die auf betrieblicher Ebene bzw. im Bereich der Gesundheitssysteme ein Return-on-Invest von 1:10 bzw. 1:14 ergeben hat. Dieses Verhältnis konnte für das dauerhafte Angebot der Darmkrebsfrüherkennung bis jetzt auf betrieblicher Ebene auf 1:20 gesteigert werden, da die Integration der Prozesse in den Routineablauf die Personalkosten deutlich reduzieren konnte.

Herausforderung kleine und mittlere Unternehmen (KMU)

Eine Herausforderung für ein strukturiertes Gesundheitsmanagement besteht v. a. auch in den KMU. Aber auch hier sind gute Möglichkeiten zur Umsetzung gegeben. Die BASF setzt auch an ihren Kleinststandorten (weniger als 50 Mitarbeiter) in Deutschland Maßnahmen um. Beispielsweise wurde im Jahr 2013 das Angebot eines regelmäßigen Gesundheits-Checks für alle Mitarbeiter auch an diesen kleinen Standorten gestartet. Dabei ist die Unterstützung mit externen Partnern (Hausarzt in der Region, Kooperation mit Krankenkassen usw.) wichtig.

Fazit

  • Die moderne Arbeitsmedizin enthält viele Gestaltungselemente, um als Impulsgeber in einem integrierten ganzheitlichen betrieblichen Gesundheitsmanagement zu fungieren.
  • Betriebsärzte leisten einen wichtigen Bei-trag zur Primär-, Sekundär-, und Tertiärprävention von Gesundheitsstörungen.
  • Bei guter Vertrauensbasis zur arbeitsmedizinischen Betreuung kann Individual-prävention am Arbeitsplatz auch arbeits-unabhängiger Risikofaktoren und Erkrankungen gelingen.
  • Die Angebote sind dann erfolgreich, wenn sie zielgruppenspezifisch angelegt sind und eine enge Abstimmung und Verzah-nung mit präventiven Programmen beispielsweise der gesetzlichen Krankenversicherung und Berufsgenossenschaften gewährleistet ist.
  • Dabei stehen den Unternehmen Betriebsärztinnen und -ärzte als Experten zur Seite. Hierbei ist vor allem die Nähe der Mitarbeiter zu den Arbeitsmedizinern für Präventionsmaßnahmen und Früherkennungsstrategien – beispielsweise von chronischen Erkrankungen – von Vorteil.
  • Die arbeitsmedizinische Vorsorge sowie das Angebot freiwilliger Gesundheits-Checks ermöglichen eine (kosten-)effek-tive Früherkennung von Risikofaktoren und chronischen Erkrankungen. Da die Akzeptanz dieser Untersuchungen im be-trieblichen Kontext hoch ist, ist auch die Beratungsmöglichkeit zu einer nachhaltigen individuellen Gesundheitsförde-rung gegeben.
  • Betriebsärzte erreichen Menschen in einem für Präventionsmaßnahmen idealen Alter von etwa 20–60 Lebensjahren.
  • Bei der arbeitsmedizinischen Vorsorge werden auch in einem hohen Prozentsatz gewerblich tätige Arbeitnehmer er-reicht, die außerhalb des Werkszauns für Präventionsangebote nur sehr schwer zu gewinnen sind.
  • Return-on-Invest-Berechungen namhaf-ter Unternehmensberatungen (Booz & Company 2011; Roland Berger 2011) be-legen den über den sozialen und ethischen Anspruch hinausgehenden wirtschaftlichen Nutzen (Business-case) die-ser Aktivitäten für die Unternehmen. Pro investiertem Euro kommen 5 bis 16 Euro zurück – eine „Win-win-Situation“.

Literatur

Letzel S: Arbeitsmedizin an der Schnittstelle zwi-schen Prävention, medizinischer Versorgung und Rehabilitation. DGAUM-Jahrestagung 2015; Presse-Information Nr. 15.

Neumann S, Webendörfer S, Lang S, Germann C, Oberlinner C: Diabetes screening and prevention in a large chemical company. Dtsch Med Wochen-schr 2015; 140: e94–100.

Webendörfer S, Messerer P, Eberle F, Zober A: Pre-cautions for intestinal cancer in the workplace. An initiative for secondary prevention in the BASF joint-stock company. Dtsch Med Wochenschr 2004; 129: 239–243.

Die vollständige Literaturliste kann beim ASU-Redaktionsbüro (asu@hvs-heidelberg.de) angefordert werden.

    Weitere Infos

    Booz & Co: Vorteil Vorsorge, Die Rolle der betrieblichen Gesund-heitsvorsorge für die Zukunfts-fähigkeit des Wirtschaftsstand-ortes Deutschland, 2011

    www.felix-burda-stiftung.de/sites/default/files/documents/Studie_FBS_Booz_Vorteil_Vorsorge_2011.pdf

    DGAUM: Broschüre Arbeits-medizin 4.0, 2015

    www.dgaum.de/fileadmin/PDF/Stellungnahmen_Positionspapiere/Arbeitsmedizin_4.0_Broschüre_final.pdf

    DGUV: Arbeitskreis 4.1 „Betriebs-ärztliche Tätigkeit“ des Aus-schusses Arbeitsmedizin der Gesetzlichen Unfallversicherung; Leitfaden für Betriebsärzte zu Aufgaben und Nutzen betriebs-ärztlicher Tätigkeit, 2014.

    www.dguv.de/medien/inhalt/praevention/themen_a_z/arbmed/documents/leitfaden_nutzen.pdf

    Für die Autoren

    Dr. med. Stefan Webendörfer

    BASF SE

    Occupational Medicine & Health Protection

    Carl-Bosch-Straße 38

    67056 Ludwigshafen

    stefan.webendörfer@basf.com

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