Einleitung
Die Flexibilisierung der Arbeitswelt, der rasante technologische Fortschritt und die hohen Ansprüche an Qualität führen zu wachsenden Anforderungen an Organisationen und deren Belegschaft. Der demografische Wandel wird die Arbeitswelt der Zukunft nachhaltig verändern; so werden immer mehr Beschäftigte 50 Jahre und älter sein. Mit zunehmendem Alter sinkt zwar die Häufigkeit der Erkrankungen, zugleich steigt aber deren Dauer. Dies hat einen maßgeblichen Einfluss auf den Krankenstand der Belegschaft (Bechmann et al. 2011). Gesundheit und Leistungsfähigkeit werden jedoch nicht nur durch das individuelle Verhalten jedes Einzelnen beeinflusst, sondern auch durch die Verhältnisse am Arbeitsplatz. In Anlehnung an den salutogenetischen Ansatz verfolgt das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) das Ziel, die Gesundheit der Beschäftigten durch den Abbau von Belastungen und die Stärkung von Ressourcen zu fördern. Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention spielen in unserem kurativ ausgerichteten Gesundheitssystem nur eine untergeordnete Rolle, wodurch dem BGM eine besondere Bedeutung zukommt (Hurrelmann et al. 2014).
Je nach Organisation gibt es deutliche Unterschiede in der Reichweite und Struktur eines BGM. So setzen Unternehmen mit 200 bis 499 Beschäftigten deutlich häufiger BGM um (49 %) als kleine und mittelgroße Unternehmen mit weniger als 200 Beschäftigten (bis zu 35 %) (Bechmann et al. 2011). Vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen schrecken also noch vor der Einführung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements zurück. Ein Grund hierfür kann in der Fülle an Informationen und Angeboten und einer fehlenden Übersicht der Möglichkeiten liegen. Um hier zu unterstützen, hat im Jahr 2013 ein Kreis aus Vertretern von Groß- und Kleinunternehmen, Kommunen, Kammern, Verbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen das Netzwerk „Betriebliches Gesundheitsmanagement Rhein-Neckar“ unter der Regie der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH gegründet.
Das Netzwerk
Zentrales Ziel des Netzwerks ist es, BGM greifbar zu machen und insbesondere kleinen und mittelgroßen Organisationen der Rhein-Neckar-Region einen niedrigschwelligen Einstieg in die Thematik zu ermöglichen und feste Strukturen zu etablieren. Regelmäßige Netzwerktreffen bieten eine Plattform zum Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Unternehmen und Institutionen und geben darüber hinaus die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen sowie Kooperationen aufzubauen. Im Fokus der Netzwerktreffen stehen sowohl der Austausch zu positiven und negativen Erfahrungen von Arbeitgebern im Rahmen eines BGM, als auch Workshops zu spezifischen Themen. Diese Kombination aus Information und Transfer trägt seit der Gründung des Netzwerks zur Erfolgsgeschichte bei. Die stetig wachsende Mitgliederzahl und die große Resonanz auf den Netzwerktreffen unterstreichen, dass immer mehr Arbeitgeber in der Rhein-Neckar-Region erkennen, welche Bedeutung die Gesundheit ihrer Mitarbeiter für den eigenen Unternehmenserfolg hat.
Steuerung
Das Netzwerk wird von einem Lenkungskreis gesteuert, der die zentrale Instanz abbildet. Der Lenkungskreis setzt sich aus den verschiedenen Branchengruppen des Netzwerks zusammen und vertritt deren Interessen. In regelmäßig stattfindenden Treffen gestaltet der Lenkungskreis die strategische Ausrichtung und steuert die inhaltlichen Themen der Netzwerktreffen. Zudem werden innerhalb des Lenkungskreises Projektteams gebildet, die zu aktuellen Fragestellungen rund um das Thema BGM und das Netzwerk bearbeiten.
Mitgliederstruktur
Über 600 Mitglieder aus verschiedensten Branchen, wie Unternehmen, Kommunen, wissenschaftliche Einrichtungen und Institutionen jeder Größe und mit unterschiedlichem Erfahrungsstand im BGM bereichern das Netzwerk der Rhein-Neckar-Region. Generell liegt der Fokus auf den Arbeitgebern, so dass Gesundheitsdienstleister nur begrenzt für Netzwerktreffen zugelassen werden. Die Heterogenität der Mitgliederstruktur ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal und fördert den institutionsübergreifenden Austausch. Das Netzwerk ist für alle Mitglieder kostenfrei.
Publikationen innerhalb des Netzwerks
Neben den Netzwerktreffen widmen sich die Projektteams des Lenkungskreises auch ganz spezifischen Themen. So wurde Anfang des Jahres 2017 unter Federführung der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH der Flyer „Schritt für Schritt zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement“ veröffentlicht. Dieser entstand auf Wunsch der Netzwerkmitglieder und bietet eine kurze Übersicht zum Gesamtprozess rund um die Einführung eines BGM. Als Checkliste beim Einstieg in die Thematik greift die Übersicht wesentliche Elemente anhand von Beispielen auf und gibt Anregungen für die eigene Umsetzung ( Abb. 1). Neben der Gesamtübersicht enthält der „Quick-Check“-Kasten ( Abb. 2) Anregungen für erste Einzelmaßnahmen, um kurzfristige Ziele erfolgreich umzusetzen. Als weitere Publikation wurde durch das Netzwerk der Leitfaden zur Gründung lokaler BGM-Netzwerke erstellt. Der Leitfaden bündelt viele kleine lokale Netzwerke unter dem großen Dach des Netzwerks BGM Rhein-Neckar und schafft somit eine klar strukturierte Orientierungshilfe zur Gründung lokaler BGM-Netzwerke.
Besonders kleine und mittelgroße Unternehmen, Organisationen und Kommunen in der Rhein-Neckar-Region sollen motiviert werden, auf lokaler Ebene Netzwerke zu gründen, da diese gute Möglichkeiten für den Erfahrungsaustausch und Kooperationen darstellen.
Förderer des Netzwerks
Mit dem Ziel, interessierte Unternehmen und Organisationen in der Rhein-Neckar-Region noch besser bei einem strukturierten Einstieg ins BGM zu unterstützen und eine professionelle und individuelle Begleitung zu ermöglichen, arbeitet das Netzwerk seit Anfang des Jahres 2017 mit der BASF SE sowie sechs Krankenkassen zusammen: BARMER, BKK Pfalz, IKK classic, IKK Südwest, pronova BKK und R+V BKK. Unter dem Motto „Gemeinsam Gesundheit fördern“ unterstützen die Förderer die Netzwerkarbeit, und die beteiligten Sozialversicherungsträger bieten den Mitgliedern kostenfreie Beratungen zum Einstieg und Umsetzung eines Gesundheitsmanagements an. Grundlage der Zusammenarbeit bildet § 20b des Fünften Buches im Sozialgesetzbuch (s. „Weitere Infos“). Durch die gesetzliche Vorgabe werden Krankenkassen dazu verpflichtet, Leistungen zur Gesundheitsförderung in Betrieben, insbesondere den Aufbau und die Stärkung gesundheitsförderlicher Strukturen, zu unterstützen und dabei kassenübergreifend zusammenzuarbeiten.
Fazit
Das Netzwerk „Betriebliches Gesundheitsmanagement Rhein-Neckar“ ist regional in der Metropolregion Rhein-Neckar verankert und richtet sich besonders an kleine und mittelständige Unternehmen und Organisationen. Durch sein niedrigschwelliges Angebot, erleichtert es den Einstieg in das BGM. Kennzeichnend ist die Heterogenität des Netzwerks durch Einbindung vielfältiger Branchen und Organisationen sowie das Engagement aller Beteiligten, durch das alle voneinander profitieren.
Weitere Informationen sowie Publikationen des Netzwerks s. „Weitere Infos“.
Literatur
Bechmann S, Jäckle R, Lück P, Herdegen R: Motive und Hemmnisse für Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM). Umfrage und Empfehlung. In: Initiative Gesundheit und Arbeit (Hrsg.): IGA-Report 20. 2. Aufl, 2011.
Hurrelmann K, Klotz T, Haisch J: Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung. In: Hurrelmann K, Klotz T, Haisch J (Hrsg.): Lehrbuch Prävention und Gesundheitsförderung. 4. Aufl. Bern: Huber, 2014.
Interessenkonflikt: Die Autoren geben an, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.
Weitere Infos
Netzwerk „Betriebliches Gesundheitsmanagement Rhein-Necker“
Sozialgesetzbuch Fünftes Buch
Für die Autoren
Dr. phil. Markus Gomer
Leitung Bildung, Gesundheit, Arbeitsmarkt
Metropolregion Rhein-Neckar GmbH
M1, 4–5, 68161 Mannheim