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Extraaurale Lärmwirkungen

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Subjektiv negativ beurteilter Schall wird als Lärm bezeichnet. Bei niedrigeren Pegeln ist Lärm aber nicht ungefährlich. Hier können die sogenannten „extraauralen“ Lärmwirkungen auftreten. Sie äußern sich durch physiologische, vegetative (unbewusst ablaufende körperliche Prozesse), psychische und soziale Lärmwirkungen, die zum Beispiel zu Beeinträchtigungen der kognitiven Leistungsfähigkeit führen. Extraaurale Lärmwirkungen sind mehrdimensional und lassen sich nicht nur mittels des Schalldruckpegels vorhersagen.

Lange Zeit gingen die Bemühungen insbesondere im Bürobereich dahin, eine gute Sprachverständlichkeit zu gewährleisten. Wenn Menschen in einem Raum gemeinsam arbeiten und direkt kommunizieren, dann ist es wichtig, dass das gesprochene Wort verstanden wird. Bei einem hohen Hintergrundgeräuschpegel tritt der sogenannte Lombard-Effekt ein. Damit das gesprochene Wort verstanden werden kann, wird immer lauter geredet. So steigert sich insgesamt in einem Raum (ob im Büro oder auch im Privatbereich) der Geräuschpegel.

Nach der Corona-Pause sind nun im Bürobereich zwei Entwicklungen festzustellen. Um bei hohen Homeoffice-Anteilen eine bessere Flächeneffizienz zu erzeugen, werden kleinteilige geschlossene Strukturen zunehmend zu größeren non-territorialen, sogenannten Open-office-Strukturen, umgebaut. Häufig befinden sich dann wenige Beschäftigte in größeren Büroräumen und es wird von Störungen durch Gespräche von anderen Beschäftigten berichtet. Die Störung betrifft nun weniger die Lautstärke an sich, sondern eher die Sprachverständlichkeit. Das heißt, es wird verstanden, was andere reden und dies lenkt von der eigenen Arbeit ab. Auch die Kommunikation in den Teams selbst hat sich verändert. Die Kommunikation findet zunehmend über digitale Medien statt und nicht direkt vor Ort. Ein Gefühl für die eigene Sprechlautstärke geht hier oft verloren.

In diesem Heft wird das hier angesprochene Problem aus unterschiedlichen Perspektiven behandelt. Maria Zaglauer und Moritz Späh berichten in dem Beitrag „Akustisch optimierte Arbeitswelten“ von fünf zentralen Aspekten guter Akustik in neuen Arbeitswelten. Gerd Danner et al. beschreiben die aktuelle Situation in ihrem Beitrag „Wenn die Ruhe zum Problem wird“. Nachdem seitens der Arbeitsstättenverordnung bezüglich „Lärm“ länger keine Vorgaben verfügbar waren, lösen die in der ASR A3.7 „Lärm“ beschriebenen Maßnahmen Vermutungswirkungen aus. Diese haben insbesondere in der Planung von Arbeitsstätten eine hohe Bedeutung, da durch die Einhaltung des Standes der Technik aufwendige Nachbesserungen vermieden werden können. Moritz Hannibal stellt die „Raumakustische Planung von Großraumbüros gemäß ASR A3.7“ vor. Ergänzend hierzu berichtet Andreas Stephan zu „Anwendung der Arbeitsstättenregel Lärm in der Praxis am Beispiel Büro“.

In der ASR A3.7 wird nach Tätigkeitskategorien differenziert. Diese orientieren sich an Konzentrationserfordernissen und Sprachverständlichkeit. Rico Ganßauge behandelt in dem Beitrag „Lärm und Konzentration: Mehr als nur ein akustisches Problem“ die Herausforderung, Konzentration messtechnisch zu erfassen. Helga Sukowski berichtet dann im wissenschaftlichen Teil mit dem Beitrag „Mal in Ruhe lesen“ von den Ergebnissen einer Laborstudie mit Beschäftigten.

Mit den Beiträgen in diesem Heft soll für die Planung und den Betrieb von Arbeitsstätten eine Hilfestellung zu aktuell häufig gestellten Fragen gegeben werden.

Ihr Martin Schmauder

Professur für Arbeitswissenschaft, TU Dresden