Man könnte es meinen, wenn man sich die Verwendung des Ergonomiebegriffs in der Produktwerbung vergegenwärtigt: „Schlafergonomie“, wenn man Matratzen bewirbt, oder „ergonomische Position eines Becherhalters im PKW“, wenn die Vorzüge eines Fahrzeug-Cockpits gepriesen werden.
Tatsächlich geht es bei der Ergonomie jedoch um die menschengerechte Arbeitsgestaltung am industriellen Arbeitsplatz, im Büro oder im Home Office. Ein ergonomischer Arbeitsplatz soll auf Dauer sicher und nicht gesundheitsschädigend sein. Die Arbeitsbedingungen sollen unter den gesellschaftlichen Randbedingungen zumutbar sein und Arbeitszufriedenheit schaffen. Zugleich muss aber natürlich auch die Arbeitsökonomie gewährleistet sein. Das macht deutlich, dass Arbeitsgestaltende in einem ständigen Zielkonflikt zwischen Humanität und Ökonomie stehen und eine Synthese dieser beiden (oft) widersprüchlichen Ziele anstreben müssen. Man vergisst dabei leicht, dass die Vorbeugung gegenüber Arbeitsunfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen nicht nur aus humanitärer Sicht geboten ist, sondern dass sie natürlich auf die Kosten-Nutzen-Rechnung eines Betriebes erheblichen Einfluss hat.
Mit der Verankerung der Ergonomie in der Betriebspraxis können wir allerdings nicht zufrieden sein. In der hochrepetitiven Serien- und Massenfertigung ist ergonomisches Denken bei vielen Planenden präsent, in der Kleinserien- und Einzelfertigung, besonders in der mittelständischen Wirtschaft, sind dagegen kaum ergonomische Zielvorgaben zu finden. Bei der Gestaltung von Büroarbeitsplätzen beschränkt sich ergonomisches Denken und Handeln oft nur auf die Tisch-Stuhl-Einheit – ergonomische Arbeitsgestaltung im Büro ist jedoch weit mehr.
In der ASU werden traditionell seit vielen Jahren auch ergonomische Fragestellungen aufgegriffen. Auch in diesem Sonderteil werden vier Ergonomie-Themen – sehr praxisbezogen – angesprochen. Es wird versucht, die Bandbreite ergonomischer Gestaltungsmaßnahmen deutlich zu machen: vom Heben schwerer Lasten über feinmotorische Arbeit bis hin zum Homeoffice und zur Pflegearbeit.
Ich wünschen Ihnen viele ergonomische Inspirationen bei der Lektüre!
Ihr
Kurt Landau