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Wechseljahre am Arbeitsplatz

Wechseljahre in der betrieblichen Prävention

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Wechseljahre – Terra incognita im BGM und warum sich das ändern sollte

Menopause in Occupational Prevention. Menopause – Terra Incognita in BGM and Why This Should Change

Hintergrund

Für viele Frauen stellen die Wechseljahre im Berufsalltag eine große Herausforderung dar. Zum einen werden sie belastet durch Symptome wie Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Stimmungsschwankungen oder Hitzewallungen. Zum anderen haben viele der betroffenen Frauen Angst vor Stigmatisierung und Benachteiligungen, wenn andere im Unternehmen mitbekommen, dass sie durch die Wechseljahre am Arbeitsplatz beeinträchtigt sind. Daraus kann eine Mischung physischer und psychischer Stressfaktoren resultieren, die sich negativ auf Krankenstand, Arbeitsfähigkeit und individuelles Wohlbefinden auswirkt.

Die Phase hormoneller Umstellung während der Wechseljahre dauert im Durchschnitt 10 bis 15 Jahre und beginnt meist Anfang/Mitte Vierzig, gelegentlich Ende Dreißig mit der Perimenopause. Neben einem natürlichen Eintritt können die Wechseljahre auch medizinisch induziert sein und beispielsweise durch eine Krebstherapie oder die Entfernung der Gebärmutter ausgelöst werden. Dabei ist das Erleben der hormonellen Umstellung individuell unterschiedlich. Während einige wenige Frauen keine Symp­tome bemerken, leiden laut einer repräsentativen Forsa-Befragung von 2023 93 % der Frauen in Deutschland an mindestens einem Wechseljahressymptom, wobei die überwiegende Mehrzahl von mehreren Beschwerden gleichzeitig betroffen ist (Besins Healthcare Germany GmbH 2024).

Der Progesteron- und Östrogenmangel in den Wechseljahren löst eine Bandbreite verschiedener Symptome aus. Neben den bereits genannten Symptomen treten beispielsweise häufig depressive Verstimmungen, Gereiztheit, körperliche und geistige Erschöpfung, Trockenheit der Augen und anderer Schleimhäute, Migräne und Kopfschmerzen sowie Gelenk- und Muskelbeschwerden auf. Vor der letzten Periodenblutung ist dabei oft weder den Betroffenen noch den sie betreuenden Medizinerinnen und Medizinern klar, dass es sich bei den Symptomen um Wechseljahresbeschwerden handeln könnte und diese hormonell bedingt sind. Dadurch resultieren oftmals Fehldiagnosen und Falschbehandlungen. Im digitalen Wechseljahresforum des Gesundheitsportals lifeline berichten beispielsweise viele Frauen, dass ihnen Antidepressiva verschrieben wurden, bevor sie später herausfanden, dass ihre Depressionen hormonell ausgelöst und wechseljahresbedingt waren.

Zeit für neue Rahmenbedingungen

Der Prozess der Wechseljahre betrifft viele Millionen Frauen. Ihre Zahl wird in Deutschland auf über neun Millionen geschätzt. Die Frauen sind zwischen 40 und 60 Jahre alt, berufserfahren, oft gut ausgebildet und wertvoll für die sie beschäftigenden Unternehmen. Wechseljahresbeschwerden können dazu führen, dass die betroffenen Frauen ihre Arbeitgeber oder ihre Position im Unternehmen wechseln, Stunden reduzieren, Beförderungen ausschlagen und/oder früher in Rente gehen. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels wird es somit zunehmend wichtiger, eine wechseljahresfreundliche Arbeitskultur zu schaffen. Dazu gehört auch, die Wechseljahre in Maßnahmen zur betrieblichen Prävention deutlich stärker als bisher zu berücksichtigen. Die Mitglieder des Bundestages wurden seit Ende 2023 im Rahmen von bisher zwei parlamentarischen Abenden auf den Leidensdruck der Betroffen auch im Arbeitsalltag und die Notwendigkeit zur stärkeren Unterstützung von Frauen in den Wechseljahren hingewiesen. Zielsetzung der Veranstaltungen ist es, die Politik auf Lücken in der Versorgung der betroffenen Frauen aufmerksam zu machen, für eine bessere Aufklärung zu sorgen und das Thema deutlich stärker als bisher in die breite Öffentlichkeit zu tragen. Auch die Entwicklung einer nationalen Strategie zur Frauengesundheit nach dem Vorbild der britischen Women´s Health Strategy, die seit 2022 in Kraft ist und in der die Wechseljahre als ein zentrales Themenfeld genannt werden, ist aus Sicht der Initiatorinnen wünschenswert.

Deutschlandweite Befragung von Frauen in den Wechseljahren

Im Rahmen des Forschungsprojekts Meno-Support, das auf Anregung einer Unternehmerin ins Leben gerufen wurde und das vom IFAF Institut für angewandte Forschung e. V. unterstützt wird, untersucht Projektleiterin Andrea Rumler von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin gemeinsam mit ihrer Forschungspartnerin Sabine Nitsche von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin die Bedürfnisse betroffener Frauen am Arbeitsplatz. So wurde 2023 die bisher größte Befragung betroffener Frauen im deutschsprachigen Raum durchgeführt. Sie liefert erstmals Daten zum Leidensdruck der Frauen, die in Deutschland mit Wechseljahresbeschwerden am Arbeitsplatz konfrontiert sind. Ein weiteres Ziel des Forschungsprojekts ist es, aufbauend auf den Befragungsergebnissen Unternehmen konkrete Handlungsempfehlungen geben zu können (Institut für angewandte Forschung Berlin, ohne Jahr).

Zwischen März und Juni 2023 wurden 2119 Frauen mit Wohnsitz in Deutschland zu ihren Erfahrungen mit dem Thema Wechseljahre im Arbeitskontext und am Arbeitsplatz erwünschten Unterstützungsmaßnahmen befragt. Mit der Erhebung wurden sowohl quantitative als auch qualitative Daten gesammelt. Dadurch entstand ein guter Einblick in das Erleben der Wechseljahre im Arbeitsalltag, und der Einfluss auf Arbeitsfähigkeit, Krankenstand, Karriere und individuelles Wohlbefinden konnte sichtbar gemacht werden.

Die teilnehmenden Frauen wurden über Social-Media-Posts, Newsletterbeiträge, Aufrufe in diversen Medien sowie über Aushänge in gynäkologischen Praxen auf die Befragung aufmerksam gemacht. Für die Teilnahme an der Befragung wurde keine Vergütung gezahlt.

Das Durchschnittsalter der Befragungsteilnehmerinnen lag bei 51 Jahren. Alle waren wohnhaft in Deutschland und hatten innerhalb der letzten fünf Jahre in einem Angestelltenverhältnis gearbeitet. 45 % der Teilnehmerinnen gaben an, in Teilzeit angestellt zu sein und 49 % in Vollzeit. Die Anteile entsprechen in etwa den Daten des Mikrozensus, wonach die Hälfte der weiblichen Erwerbstätigen in Vollzeit arbeitet. Knapp 44 % der Frauen hatten einen Hochschulabschluss und 23 % Abitur, ein Fünftel der Befragten hatte eine abgeschlossene Ausbildung und ein Zehntel den Abschluss der 10. Schulklasse als höchsten Bildungsgrad.

Belastungen im Arbeitsalltag bedeuten oft einen Karriereeinschnitt

Die Befragungsergebnisse zeigen das Ausmaß der Beeinträchtigung im Arbeitsalltag durch die Wechseljahre. Unter den Befragten gaben mehr als drei Viertel an, unter wechseljahresbedingter körperlicher und geistiger Erschöpfung zu leiden und dadurch am Arbeitsplatz negativ beeinträchtigt zu sein. Darüber hinaus litten knapp zwei Drittel an Schlafstörungen und mehr als die Hälfte unter erhöhter Reizbarkeit im Arbeitskontext. Auch Hitzewallungen und depressive Verstimmungen belasteten oft den Arbeitsalltag. 46 % der Frauen gaben an, depressive Verstimmungen und 45 % Hitzewallungen erlebt zu haben. Als weitere Beeinträchtigungen bei der Arbeit wurden Gelenk- und Muskelbeschwerden (34 %), Migräne/Kopfschmerzen (28 %), Ängstlichkeit (25 %), Augentrockenheit (24 %), Herzbeschwerden (23 %) und Harnwegsleiden (13 %) genannt. Daneben wurden verstärkte Regelblutungen und -schmerzen, die während der hormonellen Umstellung auftreten können, als Belastung empfunden.

Insgesamt hatten mehr als 90 % der befragten Frauen Wechseljahresbeschwerden und 29 % der Betroffenen waren aufgrund der Symptomatik schon mindestens einmal krankgeschrieben. Die Mehrheit der Befragungsteilnehmerinnen gab an, durch die verschiedenen Beschwerden in ihrer Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt zu werden. Besonders häufig wurde genannt, dass sich die Befragten im Arbeitsalltag weniger gut konzentrieren konnten und/oder sich gestresster fühlten. Dies war jeweils bei fast zwei Drittel der Befragten der Fall. Darüber hinaus gab die Hälfte der Frauen an, ungeduldiger oder gereizter gegenüber anderen zu sein und mehr als ein Drittel hatte weniger Selbstbewusstsein bezüglich der eigenen Fähigkeiten. Des Weiteren wurde die Arbeitsfähigkeit von 32 % der Befragten durch psychische Probleme wie depressive Verstimmungen oder Ängste beeinträchtigt. Für 27 % spielten physische Probleme wie Schmerzen oder Unwohlsein bei der Ausübung ihrer Tätigkeit eine Rolle.

Ganz ähnliche Ergebnisse lieferte eine Befragung, die im Auftrag des Women and Equalities Committee des House of Commons 2021 in Großbritannien durchgeführt wurde. So zeigen sich die gleichen negativen Einflussfaktoren auf die Arbeitsfähigkeit: 72 % der befragten Frauen hatten eine geringere Konzentrationsfähigkeit, 70 % ein erhöhtes Stressempfinden, 67 % weniger Selbstbewusstsein in die eigenen Fähigkeiten und 48 % erhöhte Ungeduld gegenüber anderen. Psychische Beeinträchtigungen wurden in der britischen Studie nicht mitabgefragt. 34 % der Befragten gaben an, durch physische Probleme in ihrer Arbeitsfähigkeit beeinflusst zu sein.

Besonders brisant sind die Ergebnisse der Befragung hinsichtlich des Einflusses, den die Wechseljahressymptome auf den beruflichen Werdegang der Frauen haben. In der 2023 von Forsa durchgeführten Befragung hatte ein Drittel der befragten Frauen angegeben, sich aufgrund der Wechseljahre beruflich verändert zu haben oder darüber nachzudenken (Besins Healthcare Germany GmbH 2024). Ähnliche Ergebnisse finden sich auch in der Befragung des MenoSupport-Projekts. Hier gab fast ein Viertel der Teilnehmerinnen an, aufgrund der Beschwerden ihre Arbeitsstunden reduziert zu haben. Zudem hatten 18 % aus diesem Grund ihre Arbeitsstelle gewechselt und 5 % eine Beförderung ausgeschlagen. Des Weiteren hatten 16 % eine Auszeit von der Arbeit genommen. Unter den befragten Frauen über 55 Jahren gab knapp ein Fünftel an, wegen ihrer Symptome früher in Rente gehen zu wollen beziehungsweise bereits gegangen zu sein.

Tabelle 1:  Wissensquellen zum Thema Menopause

Tabelle 1: Wissensquellen zum Thema Menopause

Es fehlt an Aufklärung und ­Unterstützung

Die Kommunikation über Wechseljahresbeschwerden scheint am Arbeitsplatz indessen oft gar nicht oder nur unter vorgehaltener Hand stattzufinden. Über die Hälfte der Befragten (➥ Abb. 1) empfinden die Thematik als Tabuthema am Arbeitsplatz. 78 % der Frauen geben an, dass am Arbeitsplatz nie oder nur selten über das Thema Wechseljahre gesprochen werde. Dabei wünschen sich mehr als zwei Drittel der Befragten eine offene Kommunikation zum Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz.

Gleichzeitig befürchten aber viele der befragten Frauen Benachteiligungen im Arbeitsleben, wenn sie sich offen dazu bekennen, unter Wechseljahresbeschwerden zu leiden. Das verdeutlicht, dass eine wechseljahresfreundliche Arbeitskultur Grundvoraussetzung ist, um einen offenen Umgang mit der Thematik zu pflegen. Mehr als die Hälfte der Befragten fühlt sich mit dem Thema Wechseljahre im Arbeitskontext alleingelassen.

Dazu kommt, dass die Frauen selbst häufig nicht genug über den Prozess der Wechseljahre aufgeklärt sind. Insgesamt schätzt mehr als ein Drittel der Befragungsteilnehmenden ihr Wissen über mögliche Symptome und Auswirkungen der Wechseljahre als mittelmäßig oder gering ein. Das Wissen der Befragten über die Wechseljahre und den damit einhergehenden Beschwerden stammt hauptsächlich aus Eigenrecherche und eigener Erfahrung (➥ Tabelle 1). Drei Viertel der Befragten haben ihr Wissen aus dem Internet und/oder aus Büchern und Zeitschriftenartikeln erlangt. Nur in 36 % der Fälle resultiert das Wissen über die Symptome und Auswirkungen der Wechseljahre von Ärztinnen/Ärzten und Gesundheitsberatenden. Über die Arbeitsplätze der Betroffenen findet bisher so gut wie keine Wissensvermittlung zur Thematik statt.

Dieser Umstand spiegelt sich auch an anderer Stelle der Befragungsergebnisse wider. So berichten jeweils weniger als 5 % der Befragten, dass es in ihrem Unternehmen eine Sensibilisierung für das Thema Wechseljahre bei Führungskräften oder Mitarbeitenden gäbe. Nur 4 % geben an, dass eine wechseljahresfreundliche Arbeitskultur etabliert sei. Auch eine betriebsärztliche oder psychologische Betreuung zum Thema Wechseljahre ist in nur 3 % der Fälle vorhanden. Des Weiteren berichten im Rahmen der Befragung ebenfalls nur 3 % der Arbeitnehmerinnen über Informations- und/oder Sportangebote für Frauen in den Wechseljahren.

Bezüglich der physischen Arbeitsbedingungen gibt etwa ein Fünftel der Befragungsteilnehmerinnen an, dass ihr Arbeitsplatz klimatisiert sei und weniger als 30 %, dass sie ihre Arbeitskleidung an die Wechseljahre anpassen könnten. Ein verbesserter Zugang zu Sanitäranlagen und Toilettenartikeln ist bei 36 % der Befragten gegeben. Indessen können 42 % flexible Arbeitszeitmodelle nutzen und für 51 % besteht die Möglichkeit, ihre Arbeit im Homeoffice zu leisten.

Viele der befragten Arbeitnehmerinnen, die noch nicht von den oben genannten Unterstützungsmöglichkeiten profitieren, geben an, dass die Integration solcher Maßnahmen bei ihrem Arbeitgeber hilfreich wäre. Insbesondere wünschen sich viele Frauen eine Sensibilisierung für das Thema Wechseljahre bei den Führungskräften und Mit­arbeitenden sowie eine wechseljahresfreundliche Arbeitskultur. Aber auch eine offene Kommunikation, flexible Arbeitszeitmodelle und spezielle Sportangebote für Frauen in den Wechseljahren stehen auf der Wunschliste ganz weit oben. Darüber hinaus sind unternehmensinterne Informationsangebote zu den Wechseljahren und eine betriebsärztliche Betreuung zur Thematik erwünscht (➥ Tabelle 2).

Wie ein solches Betreuungsangebot von Betriebsärztinnen und -ärzten aussehen könnte, hängt von den jeweiligen Arbeitsplätzen im Unternehmen, der Unternehmensgröße und weiteren Faktoren ab. Einige Ideen dazu liefern Unternehmen, die ein solches Angebot bereits installiert haben. Für Mitarbeiterinnen in den Wechseljahren gibt es dort beispielsweise schriftliche oder digitale Informationen, das Angebot von Beratungsgesprächen und Informationen zu Arztpraxen in Unternehmensnähe, die bei der Betreuung in den Wechseljahren eine besondere Kompetenz aufweisen.

Tabelle 2:  Unterstützungsmaßnahmen im Betrieb für Frauen in den Wechseljahren

Tabelle 2: Unterstützungsmaßnahmen im Betrieb für Frauen in den Wechseljahren

Wechseljahresfreundliche ­Arbeitsplätze schaffen

Während in deutschen Betrieben dem Thema Wechseljahre bisher meist wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, lässt sich in Großbritannien eine andere Entwicklung beobachten. Hier wird die Verankerung einer wechseljahresfreundlichen Arbeitskultur und die interne Aufklärung zur Thematik für immer mehr Unternehmen der neue Standard. Mittlerweile haben mehr als 2700 britische Arbeitgeber die „Menopause Workplace Pledge“ unterzeichnet und unterstützen und informieren aktiv ihre Arbeitnehmerinnen in den Wechseljahren. Zudem bekennen sich die Unterzeichnenden zu einer offenen, positiven und respektvollen Gesprächskultur. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem das House of Commons, der Civil Service, Royal Mail, Tesco, Accenture und die BBC (Wellbeing of Women, ohne Jahr).

Auch in Deutschland haben sich einige wenige Arbeitgeber dazu entschieden, Frauen in den Wechseljahren systematisch zu unterstützen. SAP hat beispielsweise ein Angebot zur individuellen Gesundheitsberatung für Frauen in seinem betrieblichen Gesundheitsmanagement etabliert. Darüber hinaus werden den Mitarbeitenden Informationsveranstaltungen und -materialien zum Thema Wechseljahre angeboten und der Austausch unter den betroffenen Frauen wird mit Vernetzungsangeboten unterstützt. Auch haben Mitarbeiterinnen mit schweren Symptomen die Möglichkeit, flexibel und hybrid zu arbeiten. Vor Ort bei SAP gibt es zudem Ruheräume und die Toiletten sind mit Hygieneartikeln ausgestattet (SWR2 – Geld, Markt, Meinung 2024).

Eine an die Wechseljahre angepasste Arbeitskultur und -umgebung unterstützt die Frauen dabei, ihren Arbeitsalltag bestmöglich zu bewältigen, während ungeeignete Arbeitsbedingungen unter Umständen die Beschwerden der betroffenen Frauen verstärken und/oder den Leidensdruck erhöhen.

Hilfreiche Maßnahmen können beispielsweise Anpassungen in der Ausstattung der Arbeitsplätze, eine angepasste Arbeitskleidung, eine Klimatisierung der Arbeitsräume, flexible Arbeitszeitmodelle und die Sensibilisierung und Schulung von Führungskräften und Mitarbeitenden sein. In der Prävention können zudem auf für Frauen in den Wechseljahren abgestimmte Angebote zur Information, Bewegung und Ernährung hilfreich sein, um dem durch den Abfall des Östrogens verursachten erhöhten Osteoporose­risiko entgegenzuwirken. Vielfach gewünscht wird von den Betroffenen auch ein gesundes Essensangebot in der betrieblichen Kantine.

Weitere Ideen für die Umsetzung von Unterstützungsmaßnahmen im eigenen Unternehmen bietet zum Beispiel die in England ansässige internationale Organisation CIPD (The Chartered Institute of Personnel and Development), die einen Leitfaden für Arbeitgeber zum Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz herausgegeben hat (CIPD 2023). Auch die Deutsche Menopause Gesellschaft bietet weiterführende Informationsmaterialien zum Thema Wechseljahre aus medizinischer Sicht sowie Fortbildungen für Ärzte an (s. „Weitere Infos“). Darüber hinaus wird auf Basis der Erkenntnisse im Forschungsprojekt MenoSupport ein innovatives Handlungskonzept für die Unterstützung in den Wechseljahren am Arbeitsplatz entwickelt, das Empfehlungen für die BGM-Maßnahmenentwicklung und Umsetzung geben wird (s. „Weitere Infos“). Das Konzept wird Ende September 2024 auf der Projektseite abrufbar sein und Unternehmen in deutscher Sprache zur Verfügung gestellt.

Interessenkonflikt: Die Autorinnen geben an, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.

Quellen

Besins Healthcare Germany GmbH: Ergebnisse einer Befragung von 45- bis 60- jährigen berufstätigen Frauen in und nach den Wechseljahren mit forsa.
omninet. 2024. https://www.initiative-blickwechsel.de/wp-content/uploads/2024/03/initi… (abgerufen am 24.05.24).

House of Commons Women and Equalities Committee: Menopause and the workplace survey results – Fourth Special Report of Session 2021–22. https://committees.parliament.uk/publications/8995/documents/152634/def… (abgerufen am 24.05.24).

Institut für angewandte Forschung Berlin: MenoSupport - Entwicklung innovativer BGM-Maßnahmen für Frauen in der Menopause. https://www.ifaf-berlin.de/projekte/menosupport/ (abgerufen am 24.05.24).

SWR2 – Geld, Markt, Meinung: Mitten im Leben – und doch außen vor? Wechseljahre in der Wirtschaft. Hörfunk-Sendung vom 16.03.24. https://www.swr.
de/swr2/leben-und-gesellschaft/mitten-im-leben-und-doch-aussen-vor-wechseljahre-in-der-wirtschaft-swr2-geld-markt-meinung-2024-03-16-100.html (abgerufen am 24.05.24).

Wellbeing of Women: Menopause Workplace Pledge. https://www.wellbeingofwomen.org.uk/menopause-workplace-pledge/ (abgerufen am 24.05.24).

doi:10.17147/asu-1-371793

Weitere Infos

Homepage des Forschungs­projekts MenoSupport
https://www.ifaf-berlin.de/projekte/menosupport/

Homepage der Deutschen Menopause Gesellschaft e.V.
https://www.menopause-gesellschaft.de/

CIPD – The Chartered Institute of Personnel and Development: Menopause at work: A guide for people professionals. Leitfaden vom 04.10.2023
https://www.cipd.org/en/knowledge/guides/menopause-people-professionals…

Abb. 1:  Tabuthema Menopause

Abb. 1: Tabuthema Menopause

Kernaussagen

  • Über 90 % der Frauen in Deutschland leiden unter mindestens einem Symptom der Wechseljahre – die meisten von ihnen sind von mehreren Symptomen gleichzeitig betroffen, was den Arbeitsalltag stark belasten kann.
  • Wechseljahresbeschwerden können dazu führen, dass Frauen Stunden reduzieren, Beför­derungen ausschlagen, die Arbeitsstelle wechseln und/oder früher in Rente gehen.
  • Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und im Sinne der Gleichstellung der Geschlechter braucht es wechseljahresfreundliche Arbeitsplätze und Unternehmenskulturen.
  • Unternehmen können ihre Mitarbeiterinnen unterstützten, indem sie beispielsweise ihre Führungskräfte und Mitarbeitenden für das Thema sensibilisieren, die Arbeitsbedingungen anpassen und Unterstützungsangebote im betrieblichen Gesundheitsmanagement integrieren.
  • Koautorin

    Julia Memmert, M.Sc.
    Wissenschaftliche Mitarbeiterin im ­ Forschungsprojekt MenoSupport; Fachbereich Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin; Badensche Str. 52, 10825 Berlin

    Kontakt

    Prof. Dr. Andrea Rumler
    Projektleiterin im Forschungsprojekt MenoSupport; Professorin für allg. BWL und Marketing an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin; Badensche Str. 52; 10825 Berlin

    Foto: Uwe Neumann

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